frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).
Freitag, 3. Oktober 2003

Gute Nachricht des Tages

»Ich will wieder Comics zeichnen« sagt Herr Hack (wenn auch technisch verpackt).

[ak,  17:45 · referenzieren ·  ]



Inszenierungen vor meinem Fenster

Die Wolken, stahlblau, regengrau und strahlend weiß, üben sich in Dramatik, vorangeschoben durch ein Gestänge aus Sonnenstrahlen.

[ak,  14:41 · referenzieren ·  ]



Charaktermobilisierung

Gerade das Profil meines Mobiltelefons umbenannt: Jetzt kann ich Dezenz aktivieren.

[ak,  09:42 · referenzieren ·  ]


Donnerstag, 2. Oktober 2003

Matrizen

»Matrices have wide applications in engineering, physics, economics, and statistics as well as in various branches of mathematics.« [Encyclopædia Britannica] Und auch kine­mato­graphisch geht's schon wieder los.

[ak,  22:47 · referenzieren ·  ]



Kinotheater. Theaterkino.

»Eigentlich bin ich ziemlich müde, und der Film dauert drei Stunden, aber hast Du Lust, mit in's Kino zu kommen?« So geriet ich in das Orfeos Erben zu 177 Minuten in neun Kapiteln und einem Prolog. Und zu einem intensiven Kinoerlebnis.

Hätte Bertold Brecht Filme gedreht, sie sähen aus wie "Dogville" von Lars von Trier. Der gesamte Film spielt in einem schwarzen Bühnenkasten, spärlich möbliert. Die Grundrisse der Häuser der Bewohner, die Stachelbeersträucher, der Hund "Moses" nur mit weißer Farbe auf dem Boden markiert, nur einige wenige reale Gegenstände, der Schreibtisch, das Medizinschränkchen, die Spitze des Glockenturms, die Stützbalken des Stollens in die aufgegebene Silbermine. Kino inszeniert wie Theater. Nur ist die Kamera näher an den Gesichtern, Personen als der Abonnement im Parkett. Das Spiel häufig senkrecht von oben gefilmt. (Im Anschluss erläuterte der für diese Aufnahmen zuständige – es lief hier gerade die EDIT|VES, European Festival for Production and Visual Effects; daher auch diese Vorpremiere; offiziell läuft der Film am 23. Oktober in Deutschland an – man habe mit hundert Kameras von Deckengerüsten gefilmt, und im Anschluss dann die Bilder zu einem Gesamtbild zusammen gefügt und so auch jede Perspektive getilgt.) Die einzelnen Kapitel, Hintergründe, Gedanken vermittelt durch eine sonore Stimme aus dem Off.

Die Parabel durchläuft in den ersten Kapiteln eine frühlingshafte Stimmung. Grace (Nicole Kidman) stolpert in das armselige Ensemble, vorher waren Schüsse zu hören. Nach skeptischer, zurückhaltender Probezeit vollzieht sich eine scheinharmonische Integration in das Dorfleben, die nach und nach fürchterlich kippt. Die ehrenwerte Gemeinde entwickelt schleichend Formen der Nötigung, sich steigerd hin zu materieller wie sexueller Ausbeutung, in die Versklavung von Grace durch das gesamte Dorf. Und der Dorfintellektuelle Tom, einziger Hoffnungsträger für Grace, übt sich in gedanklichen Winkelzügen, um sich und die seinen zu exkulpieren.

Der Film endet konsequent gnadenlos, wieder mit Schüssen. Außer für Moses, den Hund, dem Grace im ersten Kapitel einen Knochen mit Fleischresten stahl. Und im Abspann dann David Bowies "Young Americans" mit Fotos von Jakob Holdt, Ende einer Parabel.

[ak,  17:57 · referenzieren ·  ]


Mittwoch, 1. Oktober 2003

Die Schichtung Frankfurts

»Graue Fassade, Mülltonne, Bürgersteig, Reifenquietschen: Das ist die Schichtung Frankfurts« Behauptet die Zeit. Nicht ganz falsch. Nicht ganz richtig. Und ziemlich ärgerlich: Wieder muss der kulinarische Dreiklang – Äppler, Handkäs' und grüne Soße – als Grundmelodie herhalten. Und den Schlussakkord setzt das Würstchen.

Fehlte eigentlich nur noch Goethe.

[ak,  18:07 · referenzieren ·  ]



Schauder, günstig erworben.

Blutentnahme, Vene: Vier Euro neunzehn. Und wieder habe ich beim Einstich nicht zuschauen können.

[ak,  14:31 · referenzieren ·  ]


Dienstag, 30. September 2003

Es wird eng.

Eben beim Anzugkauf das Verschwinden der Bundfalte registriert. Krawatten werden aber noch nicht schmaler. Korrelationen zu Wirtschaftsindikatoren könnten ein interessantes Untersuchungsfeld sein.

[ak,  14:27 · referenzieren ·  ]


Montag, 29. September 2003

Ich will auch von Adorno profitieren.

Auch dort: Im kargweißen Bühnenkorpus an dunkelbraunem Schreibtisch liest Hans Zischler aus dem 25. Kapitel Thomas Manns »Doktor Faustus«:

»Mit dem Kerl vor mir war unterdes, während seiner letzten Reden, weylinger Weis was andres vorgegangen: Sah ich recht hin, kam er mir verschieden vor gegen früher; saß nicht länger als Ludewig und Mannsluder, sondern, bitte doch sehr, als was Besseres, hatt einen weißen Kragen um und einen Schleifenschlips, auf der gebogenen Nase eine Brille mit Hornrahmen, hinter dem feucht-dunkle, etwas gerötete Augen schimmern – eine Mischung von Schärfe und Weichheit das Gesicht: die Nase scharf, die Lippen scharf, aber weich das Kinn, mit einem Grübchen darin, ein Grübchen in der Wange noch obendrein – bleich und gewölbt die Stirn, aus der das Haar wohl erhöhend zurückgeschwunden, aber von der zu den Seiten dicht, schwarz und wollig dahinstand – ein Intelligenzler, der über Kunst, über Musik, für die gemeinen Zeitungen schreibt, ein Theoretiker und Kritiker, der selbst komponiert, soweit eben das Denken es ihm erlaubt.«

Vor mir in der Reihe fesselt meinen Blick das konstante Tremolo einer Schulter unter dem groben Stoff des Jacketts in hellem Braun. Aus dem blau-weiß gestreifte Hemdkragen schlafft gebräunte, schlecht rasierte Haut, spannt sich vor in sehnigen Bögen zum Kinn, dessen Spitze noch gerade in meinem Blickkegel liegend. Seitlich hinter dem rechten Ohr scheckt das mit Haarwasser gestärkte Resthaar. Der Untergrund ein silbrig-krauses Grau, dazwischen büschelweise der gebleichte Rotton eines Fuchsfells, darüber dann, kammgezähmt und länger, das seidig-schwarz schimmernde Deckhaar. Sechzig Jahre, vielleicht ein halbes Jahrzehnt weniger oder mehr, so meine Schätzung des Herrn und des Altersdurchschnitts.

Eine Matinee, organiserte Betonung der Skurrilitäten und Schnurren ihres Gegendstands, kompatibel mit einem zweistündigen Zeitrahmen. Weihevolle sonntägliche Mittage zur bildungsbürgerlichen Präsentation von Leichtbekömmlichem, veredelt mit klassischem Goldschnitt. Musealisierung. Mittendrin, jetzt und hier, ich. Und auch später, beim Wein, auf Kosten des Verlags, vor dem Bockenheimer Depot. Die dargebotenen Drolligkeiten treten in mir in Widerstreit mit der einen oder anderen geschliffenen Sentenz, derer ich mich aus laienhafter Lektüre erinnere. Zwergobst. »Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung liefert uns Zwerg-Obst.« [G. Chr. Lichtenberg, Sudelbücher, Heft L 349].

Dann noch im Keller der Stadt- und Universitätsbibliothek die Ausstellung zu Adorno und Frankfurt angeschaut. Chronologisch die Fotos und Schriftstücke, zunächst noch Sütterlin, bräunlich-schwarze Linienzüge auf sepiafarbenem Papier, teils auch rot die Tinte; die Korrekturen seiner Schülerarbeiten. Das Abiturzeugnis vermerkt: "Religion: befreit". Ich schmunzele über die Doppeldeutigkeit. Danach überwiegt die Schreibmaschinentype. Eine Vitrine mit Eingaben Adornos zur Einrichtung einer Fußgängerampel zwischen Institut und Universität: »Sollte ein Student oder ein Professor in jenem Zustand sich befinden, der ihm eigentlich angemessen ist, nämlich in Gedanken sein, so steht darauf unmittelbar die Drohung des Todes.« Die Ampel wurde zwischenzeitlich errichtet, 1987. Und beblinkt mein weinseliges Heimkommen, vorbei am tickenden Metronom des Theodor W. Adorno-Denkmals.

[ak,  17:35 · referenzieren ·  ]



Scheitern schärft das Sensorium

So wie eine Narbe eine erhöhte Wetterfühligkeit mit sich bringen kann.

[ak,  13:13 · referenzieren ·  ]


Sonntag, 28. September 2003

Dialektik der Rasur

Er, Theodor W. Adorno, habe einmal im Gespräch gegenüber seinem Kompositionslehrer Alban Berg geäußert, er wünsche, der Bartwuchs ließe sich stoppen und die Männer der morgendlichen Mühe der Rasur entledigen. Worauf dieser erwidert habe, dies sei sein Wunsch nicht; die Attraktivität für Frauen beruhe darauf, unter der rasierten Haut die nachwachsenden Stoppeln zu spüren.

Was Adorno zum Anlass nahm, Alban Bergs Ankunft in der Dialektik für sich festzustellen.

Heute gehört, aus "Im Gedächtnis an Alban Berg", vorgelesen von Hannelore Hoger auf der Suhrkamp-Matinee »Mein lieber Herr Adorno«

[ak,  22:07 · referenzieren ·  ]



Gute Nacht

Schafe zählen, delegiert. [via argh.de]

[ak,  00:48 · referenzieren ·  ]


Samstag, 27. September 2003

Dann lieber doch nicht ...

Tätowierungen, die aussehen, als hätte ein Unterleibschirug oberhalb des Hosenbunds eine akute Darmverschlingung skizziert.

[ak,  18:43 · referenzieren ·  ]



Eine Welle namens Wester

»Beliebt bei forschen jungen Leuten mit Bindungsängsten« titelt die FR über die FDP in Frankfurt. Kein Kommentar. Nur Grinsen.

[ak,  15:00 · referenzieren ·  ]


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