frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).
Dienstag, 9. November 2004

Die Rache der Fußzeile

»Raucherecke« ausgedruckt in großen roten Lettern auf einem Blatt Papier, in einer Klarsichtfolie, draußen an der granitverblendeten Wand, in der windgeschützten Ecke mit dem Fallrohr, davor ein zerbeulter Standaschenbecher.

Rechts unten, 10 Punkt Arial: P:\Vorlagen\Normal.dot. Komischer Name für einen Hausmeister.

[ak,  16:17 · referenzieren ·  ]



Somnambules Kopfnicken

»Man müsste, dachte ich gleich, jede Nachrichtensendung mit einem Tischtennismatch hinterlegen.«

Somnambules Kopfnicken bei Lektüre dieser Ausschweifung auf dem Sofa.

[ak,  08:44 · referenzieren ·  ]


Sonntag, 7. November 2004

Und Begleitung

Der CD-Wechsler im Wagen überrascht mit »Love will tear us apart« in der Nouvelle Vague-Version. So charmant wie unpassend, wenn man sich auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier – ein ehemaliger Freund von K******, beide Kieferchirugen – befindet. Und ich bin die Begleitung. Erinnerungen an Hochzeiten abwägend entschieden wir uns für eine geplante Verspätung, die uns den kirchlichen Teil erspart. Den Ausschlag, überhaupt zu erscheinen, gab die Aussicht auf gutes Essen. Und so fuhren unsere Erwartungen nordwärts, hinter uns lagen die Kasseler Berge und vor uns riss der Himmel auf.

Zäher Sektempfang, aber das anschließende Essen erfüllte die Erwartungen. Und die DJs übertrafen diese dann. Schnell kippte die Feier ins Partyeske, wildes Hüpfen, meinerseits im Berserkerstil. Ich war froh, in Chucks gekommen zu sein, passend zur Farbe meiner Krawatte.

[ak,  23:20 · referenzieren ·  ]



»Herzeleid«

Und dann saß sie wieder, vergnügten Blickes, auf ihrem Lieblingssofa, den Rock über die Kniee gezogen.

Vor einer halben Stunde hatte sie mir noch ihr »Herzeleid« geklagt. M**** reichte mir knapp bis zur Brust. Über erstaunlich schmalen Fesseln weitete sich ihr Körper bis zur Hüfte auf Maximalumfang aus, verjüngte sich dann wieder hin zu den schmalen Schultern, und schloss ab mit einem zu klein scheinenden Kopf. Ein Arm umklammerte meine Taille, mit der anderen Faust klopfte sie auf ihre Brust, pochte auf ihr »Herzeleid«. Ihr Blick wanderte panisch. Dann versenkte sie wieder ihr Gesicht in mein Hemd, am ganzen Körper bebend. Ab und an strich sie sich ihr dünnes graues Haar aus dem Gesicht, wie um der Feststellung »M**** hat Herzeleid!« mehr Ausdruck zu verleihen, ohne die Umklammerung zu lockern. Aus ihrem runden Gesicht blickten einen zwei aufgerissene, leicht schräg stehende Augen an, wieder fragend, unsicher, ängstlich. »Herzeleid?«

Ich weiß nicht, wie alt M**** war. Vierzig? Vielleicht schon fünfzig? Sie hatte eine Zeit ihres Lebens gearbeitet. In einer Behindertenwerkstatt. Jetzt war sie ein Pflegefall geworden, ein Pflegefall mit Down-Syndrom. An guten Tag watschelte sie ihre Unförmigkeit durch die Flure und grüßte mit unerschütterlicher Herzlichkeit jede Person, die sie traf. Dass sie manche Besucher auch erschrak, störte sie nicht. Vielleicht bemerkte sie es auch nicht. Dann wieder saß sie an ihrem Tisch im Zimmer oder im Aufenthaltsraum, haderte mit der Faltung einer Zeitung oder Illustrierten und gab vor, zu lesen. Und sie hatte ein großes Vergnügen daran, dem Personal auf den Hintern zu klatschen. Als hätte sie ein neues, verbotenes Wort gefunden, rief sie anschließend »Bobbes, Bobbes« und brach dabei in ein atemloses, mitreißendes Gelächter aus. Am Ende deklarierte sie ihr Opfer als »M****s Schatz« und strahlte ihr unschuldigstes Lächeln, dass immer mit einer Prise Verschmitzheit vermischt war.

Da waren nur diese Herzattacken. Medizinischen Erklärungsversuchen hatten sie sich immer widersetzt. Und damit auch Heilungsversuchen. Meistens nach einer guten Viertelstunde beruhigte M**** sich wieder. Man redete beruhigend auf sie ein, tröstete sie, trocknete ihre Tränen, strich ihr über den kleinen Kopf. Und wies sie darauf hin, dass ihr Kopftuch fehle oder verrutscht sei. Es war ein Trick. M**** hatte unzählige Kopftücher und sie liebte diese. Immer wieder prüfte sie den Sitz, erneuerte den Knoten, befühlte den Stoff, bewunderte das Muster, die Farben und ließ sich von allen bestätigen, wie schön ihr Kopftuch doch sei. Darüber vergaß sie oft ihr »Herzleid«, löste den Griff, und ging zufrieden und glücklich, mit aller Grazie, die ihre Statur hergab, zu ihrem Sofa, rückte die Kissen sorgfältig zurecht, setzte sich, strich über den Rock, zog diesen straff bis über die Kniee, die in groben Wollstrümpfen steckten, faltete die Hände und schaute triumphierend drein. Ihre Beine baumelten vom Sitzpolster herab, ohne den Boden zu berühren.

[ak,  21:38 · referenzieren ·  ]



Bluetooth mit Rührei

Beim sonntäglichen Hotelfrühstück einen Mann mit monströsem Headset zu sehen, dass sich um sein Ohr krümmt, ist von minderer Appetitlichkeit. Der moderne Borg trägt dazu Kassengestell und Strickpullover mit Norwegermuster.

[ak,  17:52 · referenzieren ·  ]


Samstag, 6. November 2004

Komische Kooperation

»The outcome was as unusual as the band itself: this week the United States Postal Service – the real one, as in stamps and letters – signed an agreement with Sub Pop granting a free license to use the name in exchange for working to promote using the mail. Future copies of the album and the group's follow-up work will have a notice about the trademark, while the federal Postal Service will sell the band's CD's on its Web site, potentially earning a profit. The band may do some television commercials for the post office.« [via NYT]

Jetzt erwarte ich aber dringend eine Bande namens "Deutsche Post", die endlich die Gottschalk-Brüder aus der Werbung rockt.

[ak,  11:43 · referenzieren ·  ]


Freitag, 5. November 2004

Alles eine Geschmacksfrage

Einserseits freue ich mich über jeden neuen Beitrag, angedeutet durch Aktualisierungen in Subskriptionslisten. Freue mich über die Verheißung ungelesener Artikel durch die eingeklammerte Zahl hinter Abonnements.

Anderseits aber, bei multiplen Kontributoren, anhand des Stils sofort den Autor zu identifizeren, und sofort zu wissen, dass man ihn nicht lesen mag, den Eintrag. Sich mit einem schnellen Page Down seine Vermutung bestätigen lassen, und dann Ctrl-W. W wie weg.

[ak,  20:50 · referenzieren ·  ]



Vorauseilendes Fantum

»Als der Film schließlich in die Kinos kam, existierten bereits 20 Fanseiten im Internet, die die Ereignisse als wahre Begebenheit feierten.«

NZZ Folio – aktuelles Thema sind Marken und deren Bewerbung – über die aus der Finanznot geborene Strategie, "The Blair Witch Project" mittels einer fünfzeiligen Pressemitteilung, sagen wir, zu annoncieren: Bitte keine Werbung.

[ak,  15:31 · referenzieren ·  ]



Versenkungen

Schlimme Fußnotenlyriker am Start, hier. Der Fußnotenstrich als Teppich des Theoretikers, unter denen alle Ausnahmen und Komplikationen gekehrt werden.

[ak,  13:41 · referenzieren ·  ]



Gadgetology, charttechnisch

Nach der Besprechung in der NYT wieder am Überlegen, ob man dem Late Adoptertum frönen sollte. Nur: Wie weit sackt das 30 Tage-Mittel noch ab?

[ak,  12:35 · referenzieren ·  ]



Schallende Schlagzeilen

»OSZE bewertet US-Wahl als überwiegend fair«

[ak,  11:40 · referenzieren ·  ]


Mittwoch, 3. November 2004

Bruch

Blöd, dass man Systembrüche nicht gipsen kann.

[ak,  17:19 · referenzieren ·  ]


Dienstag, 2. November 2004

Mein Tipp

GWB. Und ich gehe jetzt in meine Resignationsecke.

[ak,  20:50 · referenzieren ·  ]



»Resignationsecken«

»Der Mann resigniert sitzend, die Frau liegend.« Wilhelm Genazino in "Abschaffel".

[ak,  20:36 · referenzieren ·  ]


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