frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Wuchtige Wut

Fehlfarben, angereist im schmuddelig-gelben Tourbus mit aufgearbeiteter Front aus Industrieblech, geparkt am Betonplateau der Konstablerwache. Das Nachtleben gut gefüllt nach der Verlegung. Schwarz auf Weiß aus Bremen als Vorgruppe starten kraftvoll, klingen nach Kettcar mit Ska-Anleihen.

Dann übernehmen Peter Hein und alte Mitstreitern wie neue Schlagzeugerin Saskia von Klitzing die Bühne. Kein Retro, keine Nostalgie sondern wuchtige Wut, "Grauschleier" und "Reiselust", "Paul ist tot" und "Rhein in Flammen". Pogo tanzen Bühne. Bier wird verspritzt. Die Wirklichkeit ist immer noch so, dass gegen sie anzuschreien sich lohnt.

»Immer Oktober wär auch gar nicht schlecht Internationale im letzten Gefecht Türme gefällt, Börse entkernt Eine schönere Welt, alles so weit entfernt«

[ak,  12:56 · referenzieren ·  ]



Sehr seltsam

Fehlfarben im Nachtleben und nicht in der deutlich geräumigeren Batschkapp?

[ak,  16:31 · referenzieren ·  ]



Gefaltete Fassade

Bottega + Ehrhardt, Haus S. Werner Aisslingers Loft Cube. Die FAZ über Architektur: Lernen von der Vorstadt.

[ak,  16:18 · referenzieren ·  ]



Das Büdsche

Fotografien Frankfurter Wasserhäuschen von Martin Starl im Historischen Museum. [via The Thing]

[ak,  12:34 · referenzieren ·  ]



Knochentrockener Glam

David Robert Jones ging bislang überhaupt nicht, so synthetisch, so klebrig, so glamourös, so China Girl. Ein unbedachtes »Wenn Du noch Karten bekommst, dann komm' ich mit.« und EBay und K****** bewegten mich am Samstag Abend in die Festhalle. Riesige Screens über und hinter der Bühne, blattlose, weiß getunkte Baumgerippe, über Kopf über den Seitenflügeln des Bühnenaufbaus hängend. David Bowie mit seiner "A Reality"-Tour auf Station in Frankfurt.

Und dann ein fantastisches Konzert. Stücke so auf ihren Rock-Kern reduziert, so skelettiert, so knochentrocken, dass das Publikum selbst bei "Heroes" erst nach einigen Sekunden das Stück erkennt, wenn die Band den Glam-Schubhebel betätigt. Und dann in kollektives Kreischen verfällt. New York-Referenzen durchziehen den Abend, musikalische Verortung durch ein sich nahtlos einfügendes Cover von Velvet Undergrounds "White Light, White Heat". Fassungslos begeistert verfolge ich die zweieinhalb Stunden. Das ist hier Rock!

Einzige offene Frage des Abends: Was stand auf dem T-Shirt von David Bowie?

Nachtrag: Andere waren bereits am Donnerstag beim Auftritt in Hamburg (und mit Auslöser für obige Unbedachtsamkeit). Hier war die Bassistin jetzt noch mehr so angezogen, wie von Herrn Praschl vorausgedacht. Tank Top, dreiviertellange Cargohose und schwere Boots, was man schön auf den Screens beobachten konnte, wenn ihr Bein, wippend, sich vorstellend, vor eine der Bühnenkameras geriet.

[ak,  09:37 · referenzieren ·  ]



Generation Grüner Punkt

»Ich komme mir schon total vernünftig und bürgerlich vor, seit ich 15 bin, zu Hause auszog, meinen eigenen Strom zahlte und Altglas wegbrachte.« Charlotte Roche im Interview der FR.

[ak,  17:45 · referenzieren ·  ]



Der ätzende Anchorman

»bilde ich mir das nur ein, oder gibt's kaum noch abätzende filmkritiken? ist zwar so eighties, das abätzen, aber die ewige verständnismeierei geht mir auch auf die nerven. zum neuen tarantino habe ich auch noch keine (mich) ansprechende kritik gelesen. immer nur der selbe film-im-film-zitat- und tarantino-jobbte-im-videoverleih-story-scheiß.«

Versteckte Kritik bei Malorama. Im title-Attribut.

[ak,  20:38 · referenzieren ·  ]



Quer Denken.

Alfred Hitchcock, Heiner Müller und Lenin: Texte von Salvoj Zizek auf Lacan.com, entdeckt über die Seite des schamhaft betitelten Internationalen Kulturkongresses. Begleitende Texte auch im Dossier der Jungle World.

[ak,  14:11 · referenzieren ·  ]



Damenduo Dribbdebach

Einzelne, ruhige Klavieranschläge, dann Gesang zwischen herbstlicher Restwärme und winterlicher Kristallklarheit. »If You Fall«. Saddle Creek, Omaha, NE schickt Azur Ray, ursprünglich aus Athens, GA in den Frankfurter Dreikönigskeller, Dribbdebach. Am 23. Oktober. Die zwei Damen dreifach probehören kann man auf der Labelseite.

[ak,  10:55 · referenzieren ·  ]



»Wake up dead man, there's a noise«

Bettlakengroß spannt sich das Bild, an Georgio de Chirico erinnernd: Scharfschattig rechts ein antikes Säulenportal, diagonal durchschneidet links ein kieselbewehrter Weg die Szene, darunter wellenlininenumrandete Farne, über dem grauen Horizont eine gleißend weiße, übergroße Sonne. Darunter auf der Bühne des Mousonturms The Walkabouts. Im Publikum ein der zwanzigjährigen Bandgeschichte angemessenes Publikum vom graubärtigen Early Adopter im Leinensakko bis zum trendigen Jungvolk in wildledrigen Retroturnschuhen.

Die Gehörgänge, vorbereitet auf die Melancholie von Ended Up a Stranger und Slow Days With Nina, erfuhren eine kraftvolle Grundreinigung durch die Frontleute Chris Eckman und Carla Torgersen. Er, groß, kantig quadratischer Kopf mit energischem Kinn und sichtlicher Lust an Effekt und Feedback, sie, zierlich, im ärmellosen kleinen Schwarzen, das linke Auge immer wieder zukneifend, Gesang hervorpressend; beide unterstützt durch Bass, Schlagzeug, Keyboard und E-Cello, welches K****** bei abschließender Betrachtung an einen Sensenstiel erinnerte. Wildwiesenpflege – mit Sense & Sensibility – diskutierend verließen wir nach zwei Zugaben den Saal. Die nächtliche Stadt klang seltsam dumpf, während unsere Ohren versuchten, sich des Summens zu entledigen.

Wake up dead man, there's a noise There's a noise you must attend Wake up dead man, there's a noise There's a noise that will not quit

[ak,  17:00 · referenzieren ·  ]



Country & Western ist Jazz

Zweites Set: Paul Lovens erscheint wie zu einer Trauerfeier, Anzughose, weißes Hemd und schwarze Krawatte. Alles schon zu fortgeschrittener Stunde, Hemdkragen geöffnet, Krawatte gelockert und die Hemdärmel unachtsam aufgekrempelt, als habe er dem Verschiedenen schon mit einigen Bieren und Schnäpsen gedacht und sei jetzt auf der Suche nach Skatpartnern.

Neben ihn sitzt zurückgelehnt auf nur ein Mitspieler: Eugene Chadbourne massig, buddhaesk, mit zauselig zusammengezopftem grauen Haar und einem verschmitzten Gesichtsausdruck, als gehe es eher um eine Wiederauferstehungsparty. Und so schrabbeln sie sich auch durch ihren Auftritt, Lovens am Schlagzeug, Chadbourne an Gitarre und Banjo, keine Gnade gewährend, weder was (wieder) die Lautstärke angeht, noch was wüste Fütterung ihrer Verwurstungsmaschinerie angeht, der sich dann sogar ein fies-feines Girls from Ipanema Al-Kaida entwindet.

[ak,  15:11 · referenzieren ·  ]



Phonstarke Andacht

Wie ein inbrünstiger Klosterschüler sitzt Marcus Schmickler in einem dunkelblauen Pullunder hinter dem Bildschirm seines Notebooks. Ruhig, konzentriert der Blick, die Hände ruhen fast reglos auf der Tastatur. Sein Pult ist zwischen den Sitzreihen der Studiobühne des Mousonturms aufgebaut. Dann beginnt, »aus den tiefen des Raums«, das erste Set des zweiten Abends von pol 10 "festival neue musik".

Auf der Bühne einzig das rote Betriebsauge eines Verstärkers, rechts links funkeln die grünen Leuchtdiodenketten einer Verstärkeranlage. Sonst ist in der Dunkelheit nichts zu erkennen. Dafür umso mehr zu hören. Phonstarkes Brausen brandet auf das Publikum ein, vage ist zu erkennen, wie mehr und mehr ihre Hände schützend an die Ohr legen. Der kleine Raum füllt sich mit Geräuschen, die man auf die Startbahn eines Flughafens verorten würde.

Die grün leuchtende Beschilderung der Notausgänge hat ihren Sinn. Immer wieder schneidet sich ein heller Lichtkeil durch den sich öffnenden Türspalt. Wer Erfolg an der Anzahl derer misst, die ein Konzert verlassen, erhält hier bei 22 gliders rules eine gute Quote.

[ak,  11:31 · referenzieren ·  ]



Matrizen

»Matrices have wide applications in engineering, physics, economics, and statistics as well as in various branches of mathematics.« [Encyclopædia Britannica] Und auch kine­mato­graphisch geht's schon wieder los.

[ak,  22:47 · referenzieren ·  ]



Kinotheater. Theaterkino.

»Eigentlich bin ich ziemlich müde, und der Film dauert drei Stunden, aber hast Du Lust, mit in's Kino zu kommen?« So geriet ich in das Orfeos Erben zu 177 Minuten in neun Kapiteln und einem Prolog. Und zu einem intensiven Kinoerlebnis.

Hätte Bertold Brecht Filme gedreht, sie sähen aus wie "Dogville" von Lars von Trier. Der gesamte Film spielt in einem schwarzen Bühnenkasten, spärlich möbliert. Die Grundrisse der Häuser der Bewohner, die Stachelbeersträucher, der Hund "Moses" nur mit weißer Farbe auf dem Boden markiert, nur einige wenige reale Gegenstände, der Schreibtisch, das Medizinschränkchen, die Spitze des Glockenturms, die Stützbalken des Stollens in die aufgegebene Silbermine. Kino inszeniert wie Theater. Nur ist die Kamera näher an den Gesichtern, Personen als der Abonnement im Parkett. Das Spiel häufig senkrecht von oben gefilmt. (Im Anschluss erläuterte der für diese Aufnahmen zuständige – es lief hier gerade die EDIT|VES, European Festival for Production and Visual Effects; daher auch diese Vorpremiere; offiziell läuft der Film am 23. Oktober in Deutschland an – man habe mit hundert Kameras von Deckengerüsten gefilmt, und im Anschluss dann die Bilder zu einem Gesamtbild zusammen gefügt und so auch jede Perspektive getilgt.) Die einzelnen Kapitel, Hintergründe, Gedanken vermittelt durch eine sonore Stimme aus dem Off.

Die Parabel durchläuft in den ersten Kapiteln eine frühlingshafte Stimmung. Grace (Nicole Kidman) stolpert in das armselige Ensemble, vorher waren Schüsse zu hören. Nach skeptischer, zurückhaltender Probezeit vollzieht sich eine scheinharmonische Integration in das Dorfleben, die nach und nach fürchterlich kippt. Die ehrenwerte Gemeinde entwickelt schleichend Formen der Nötigung, sich steigerd hin zu materieller wie sexueller Ausbeutung, in die Versklavung von Grace durch das gesamte Dorf. Und der Dorfintellektuelle Tom, einziger Hoffnungsträger für Grace, übt sich in gedanklichen Winkelzügen, um sich und die seinen zu exkulpieren.

Der Film endet konsequent gnadenlos, wieder mit Schüssen. Außer für Moses, den Hund, dem Grace im ersten Kapitel einen Knochen mit Fleischresten stahl. Und im Abspann dann David Bowies "Young Americans" mit Fotos von Jakob Holdt, Ende einer Parabel.

[ak,  17:57 · referenzieren ·  ]


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