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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |
Dienstag, 6. Mai 2003
NYC, Teil XXVIII: Faszination einer Fehlstelle 04/21/03: Ground Zero: Geht man, oder geht man nicht? Ich bin gegangen, zum Ground Zero. Auf der einen Seite der von Schnäppchenjägern hochfrequentierte Century 21 Department Store, auf der anderen Seite der Versuch, einer gigantischen Baustelle Würde zukommen zu lassen. Links das Gebäude der Deutschen Bank, noch vollkommen in schwarzen Planen verhüllt aufgrund der Schäden an der Fassade, vor mir der Zaun mit einen Erinnerungstafeln. Trotz Bau- und Verkehrslärms höre ich eine atemanhaltende, angespannte Stille. Und ich bezweifle, dass es am schneidenden Wind über der Brache liegt, dass viele hier verstohlen die Augenwinkel auswischen. Nach einiger Zeit verlasse ich diese Fehlstelle (ja, auch wenn man die Stadt und den Ort nicht kennt; hier wird sehr deutlich, dass etwas fehlt, nicht stimmt) und gehe zum Hudson River, von dort aus spaziere ich in fast unwirklicher Ruhe zum Battery Park. Die Freiheitsstatue blickt stoisch südwärts und würdigt mich keines Blickes. [ak, 17:38 · referenzieren · ] NYC, Teil XXVII: Pecunia Non Olet 04/21/03: Erstaunlich, die Nähe der vom Format her kleinkrämerischen Wall Street zum Fischmarkt am Ende der Fulton St. [ak, 17:37 · referenzieren · ] NYC, Teil XXVI: Keine Antwort 04/21/03: »Worüber man nicht sprechen kann, darüber sollte man schweigen.« Im Guggenheim Museum eine das ganze Haus ausfüllende Austellung zum Cremaster-Zyklus von Matthew Barney. Im Spiralgang der Rotunde organisch anmutende vaselinig-kunstharzige Requisiten aus den Filmen Cremaster I bis V. Ergänzt um Fotografien, zu Tryptichen gehängt. In der Kuppel der Rotunde zeigt ein fünfseitiger Videoschirm einen Abschnitt aus Cremaster II, der im Guggenheim gedreht wurde. Das Kellerkino zeigt die Filme. Nach Aufstieg durch die Rotunde und längerem Filmausschnitt gärt in mir leidenschaftslos und desinteressiert die Frage nach dem "Was soll das?" »Darf man über die eigene Sprachlosigkeit schreiben?« Ich lasse die Frage im Raum stehen und verlasse schnell den Gehry-Bau. Es reichte noch zur Happy Hour in der Stammbar. [ak, 16:46 · referenzieren · ] NYC, Teil XXV: Selbstmedikation 04/20/03: Im Fernseher über der Bar agieren Kevin Costner und ein afroamerikanischer Schauspieler, dessen Name mir jetzt partout nicht einfällt. Die Jukebox gibt Coldplay zum Besten. Mit einem Schluck Brooklyn Lager impfe ich mich gegen die Soundcollage. [ak, 15:13 · referenzieren · ] NYC, Teil XXIV: Send A Salami 04/20/03: Keine orgiastischen Erlebnisse in Katz's Deli an der Houston Street, Lower East Side (jaja, da wo When Harry Met Sally), aber beeindruckend belegte Sandwiches. An den Wänden Photos von Berühmheiten in dem Deli. In der Auslage das Angebot, die Truppen im Auslandseinsatz mit einer Salami aus der Heimat zu beglücken. [ak, 13:39 · referenzieren · ] NYC, Teil XXIII: Osterspaziergang 04/20/03: Central Park, Umrundung des Reservoirs inmitten des Parks. Durch den Zaun Blick auf den Kegelstumpf des Guggenheim Museums, Türme von Hanoi, umgekehrt. Jogger, Skater, Radfahrer. Die österliche Sonntagsausgabe der New York Times wiegt schwer in meiner Tasche. [ak, 11:03 · referenzieren · ] NYC, Teil XXII: Über das Flanieren 04/20/03: Eine Stadt erfahre ich nicht, sondern erlaufe sie. Die Übergänge ziwschen den Vierteln mit ihrer jeweiligen Charakteristik, getrennt durch städtebauliche Brachen aus Möbelläden, Parkplätzen oder Lagerhäusern gingen beim Fahren verloren. Also Laufen, Gehen, Flanieren: Flaneur, der; -s, -e [frz. flâneur, zu flâner, siehe flanieren]: jmd., der flaniert: Der «Boulevard Leopold» ist dann abends voll von -en beiderlei Geschlechts, die ... die anderen -e betrachten. (Welt, 5.3.69, 22) flanieren <sw. V.; hat/ist> [frz. flâner, wohl über das Norm. zu aisl. flana = ziellos herumlaufen, verw. mit siehe Feld]: ohne ein bestimmtes Ziel langsam spazieren gehen an einem Ort, an dem man andere sehen kann und selbst gesehen wird: durch die belebten Geschäftsstraßen f.; man hastete auch nicht, man flanierte in Leningrad (Koeppen, Rußland 144) [Quelle: Duden, das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden, 3. Aufl. 1999] Und wenn man schon in der New York Public Library im fantastischen, fußballfeldgroßem Lesesaal im dritten Stock, an hölzernem Schreibtisch mit wunderbaren Leseleuchten mit matt polierten Messingschirmen auf Platz 340 in Wörterbüchern blättert: Flaneur, der; -s, -e [..ör] <franz.> veraltend Müßiggänger, Bummler: ein nichtsnutziger F. Der wirkliche Balzac ... mußte all den Gozlans und Verdels und Janins unsichtbar bleiben, den Nichtstuern und Flaneuren. St. Zweig, Balzac 176 [Quelle: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, 14. Lfg, 1965 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin)] Hieße ein weiblicher Flaneur dann Flaneuse? Das Flanieren bietet die Zeit, den Blick abschweifen zu lassen in seitliche Haus- und Liefereingänge. Flanieren bietet Raum für die Verwunderung über das dörflich anmutende Bepflanzen eines Blumentrogs mit zartblau blühenden Setzlingen durch einen ältern Mann in Cordhose und kariertem Holzfällerhemd. Nachts auf dem Weg zu einem letzten Bier durch die Massen an Jugendlichen vor den Tattoo- und Piercing-Studios an der Ecke zur 6th Avenue amüsiert mich die in schlabbrigen Hosen posierende Männlichkeit. Im Schaufenster nadelt ein dunkelhäutiger Tättowierer durch den Unterarm eines Kunden. Meine Kneipe beschäftigt jetzt, am späteren Abend, einen Türsteher. – ich sage "meine", da erstens desöfteren frequentiert, zweitens unspektulär und entspannend, und drittens mein Lieblingplatz den Blick auf eine Wandmalerei mit dem Eröffnungssatz aus James Joyces "Ulysses" bietet – Im beigen Anzug und schwarzem Hemd steckt ein massiger Farbiger mit freundlichem Lächeln. Der Platz wirkt nicht so, als benötigte er einen Türsteher. Seine Zeit verbringt er mit kurzen Runden durch das Lokal, dem Rauchen von Zigaretten vor der Tür, dem Öffnen derselben für neue Gäste. Nur eine Gruppe von Männern mit Caps und NYPD T-Shirts findet keinen Einlass. Ihre roten Gesichter verrieten Alkohol und die Fähigkeit, laut werden zu können. [ak, 08:37 · referenzieren · ] |
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