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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
NYC, Teil XXXV: Oh Gott, Mohammed 04/25/03: Mutig, mein arabischer Taxifahrer zum Flughafen. Ausreichend früh, ohne zeitliche Not, erntet er mit seiner Fahrweise einen ausgestreckten Mittelfinger und mehrmals energische Reaktionen mit der Lichthupe. Gotteslohn eines abgebrühten Taxifahrers? [ak, 15:05 · referenzieren · ] NYC, Teil XXXIV: Abschied nehmen 04/25/03: Letzte Eindrücke inhalieren, nochmals mit der aktuellen New York Times am Bryant Park einen grünen Gartenstuhl und Bistrotisch besetzen und die Frühlingssonne genießen. Auf der 42nd St dem funkelnden Helm des Chrysler Buildings entgegenblinzeln. Ein letztes Mal die MetroCard "swipen", mit der 6 Richtung Downtown, Spring St Station. Abschließendes Packen und eine letzte Runde um den Block, einschließlich Zigarette. Der Hund meiner Gastgeberin kriegt sich kaum ein und verteilt eine neue Ladung Haare auf meinem T-Shirt. Ein "Goodbye & have a nice trip" von Rosemary, dann der rumpelnde Aufzug vom fünften Stock hinab auf die Broome St. Das fünfte Taxi. JFK Airport, please. Terminal 8. Auf der Williamsburg Bridge nochmal die Aussicht auf Manhattan und das solitäre Empire State Building.Dann verliert sich der Expressway in Brooklyn. Ich sehne mich schon jetzt zurück in das Midtown Manhattan-Raster aus East und West lnks und rechts von der Park Avenue, die Ost-West-Traversalen Bleecker, Houston, Spring und Broome Street in Downtown Manhattan, die Lower East Side beiderseits der Ludlow Street, oder jenseits des East River nach Brookly Heights und Downtown. [ak, 15:03 · referenzieren · ] NYC, Teil XXXIII: Fast ein Finale 04/24/03: Nach dem Umzug vom West Village nach SoHo befindet sich das CBGBs in Laufnähe. Und in umittelbarer Nähe der Bowery Poetry Club, heute mit Marc Ribot. Ein Schlauchartiger Raum, Ziegelmauern in verschiedenen Rottönen. Der Bedienung hinter der Bar quillt der Bauch aus dem kleidungsfreien Abschnitt zwischen T-Shirt und Jeans, beide in schwarz. Die Band erscheint um halbelf, ihre Gerätschaften durch den Flaschenhals des Thekenabschnitts manövrierend. Neben mir kontrastieren neonrot gefärbte Haare mit weinroten Shirt und der kunstlederroten Polstern der Barstühle. Mit einem sherryrotem Brooklyn Lager nehme ich auf einem Stuhl vor der Bühne Platz. Nach jedem Gitarrenwechsel rackert Marc Ribot wie ein Berserker. Nach gut einer Stunde und einer Zugabe ist Schluss. Schöner Abschluss. Morgen geht's zurück. [ak, 14:49 · referenzieren · ] NYC, Teil XXXII: Sättigung 04/24/03: Am eleganten Nussbaumtisch meiner Gastgeberin, dekoriert mit gläserner Blumenvase, Silbergeschirr und Leinenserviette auf dem Tischtuch, genieße ich das Frühstück mit frischem Obstsalat und Toast. Auf der Anrichte Kristallkaraffen und ein silbernes Teeservice. Aufgrund der Öffnungszeiten (bzw. Schließungszeiten an den beiden vergangenen Tagen) heute meine letzte Chance für das Museum of Modern Art in seinem Ausweichquartier in Queens. Mit der Linie 6 zur Grand Central Station, von dort mit der 7, bald oberirdisch, bis Queens 33rd Street. Die Schlange vor dem Einlass erstreckt über 2 Blöcke, im Vorbeigehen eine Zigarettenlänge deutlich überschreitend. Gesättigt vom Frühstück entscheide ich mich alternativ für einen Mittagsschlaf im Central Park. [ak, 13:49 · referenzieren · ] NYC, Teil XXXI: Öffentlicher Personennahverkehr 04/23/03: Zweiundvierzigste Straße, Umsteigen. In den Gängen der Subway mosaikartig eingelassen in die weißgekachelten Wände: »Telmetale of stem or stone. Beside the rivering waters of, hitherandthithering water of. Nights!« das Ende des Anna Livia Plurabelles-Kapitels aus James Joyces Finnegans Wake. Zitate von Goethe und Ovid gibt es auch. Stationen mit baustellengleicher Anmutung. Stützende Stempel gewähren Blicke auf benachbarte Gleise, oftmals mit einem "Wet Paint"-Schild drapiert. Metallisch kreischend fährt der Zug ein, die silbrigen Waggons mit der amerikanischen Flagge dekoriert. Nachts werden die Bahnsteige mit nach nach Chlor riechender Lösung gereinigt. Die Bahnsteigkanten sind gepflastert mit Noppenfliesen, unterbrochen durch glattere Sektionen für den Ein- und Ausstieg. [ak, 12:32 · referenzieren · ] NYC, Teil XXX: Umzug, südostwärts 04/23/03: Nach fast zehn Tagen, in den mir Lauras Apartment allein zur Verfügung stand, ist der Wechsel an einen anderen Ort, wenn auch weiterhin Downtown Manhattan, eine Art von Umzug. Unwillkommen, verbunden mit der Sorge, sich zu verschlechtern, mit Packen und Aufräumen und der Notwendigkeit die Schlüsselübergabe mit der Nachbarin zu organisieren. Rosemary hatte am Telefon nett, fast begeistert über mein Erscheinen geklungen. Ihre Stimme lässt ihr Alter im Ungewissen. Becky, Nachbarin meiner bisherigen Gastgeberin, habe ich bisher nicht erreicht. Und mit Sorge festgestellt, dass sich kein persönlicher Briefkasten als Notlösung für eine Schlüsselübergabe im Haus auffinden ließ. (Später erreichte ich sie doch noch, und konnte Haus- und Wohnungsschlüssel persönlich übergeben.) Vom West Village nach SoHo. Boutiquen, Designer-Shops. Die Bebauung etwas höher, keine baumgesäumten Straßen mehr. Broome St, fünfter Stock. Auf mein Klingeln öffnet mir eine zierliche Frau von cirka vierzig Jahren und beweist mit begeistertem Lächeln freundliche Gastgeberschaft. Sie betreibt einen Catering Service und empfängt mich in weißer Kochkleidung. Kleiner Schlafraum mit Bettsofa. Im Flur vor dem Bad ein Lüster und Orientteppich; im Bad Volker Kriegel und Kochzeitschriften als Toilettenlektüre. Bei Erkundung der neuen Umgebung das Fanelli's entdeckt. Bar mit Raucherlaubnis. Am Tresen versucht mich ein angetrunkener Mann mit grauem Schnauzbart von der Unsinnigkeit der lokalen Gesetzgebung zu überzeugen. Akzeptieren könne er – soweit ich ihn verstehe – Rauchverbote in Krankenhäusern, Subway-Stationen, öffentlichen Gebäuden; aber Bars? Mühe mit dem Verständnis seiner Bier- und Whiskey-belegten Aussprache und der damit etwas einseitigen Unterhaltung wendet er sich nach abschließendem Ausdrucks seiner Empörung wieder den Thekennachbarn auf der anderen Seite zu. Der Wirt, glatt zurückgestrichenes, schütteres Haar, bringt auf Fingerzeig ein neues Brooklyn Lager. Ich genieße das Entzünden einer neuen Zigarette, verstohlen auf das No Smoking Area-Hinweisschild schielend. Unter dem Fußholm der der Theke sammeln sich die ausgetretenen Kippen. Die Bar ist voll. [ak, 10:28 · referenzieren · ] NYC, Teil XXIX: Sag niemals nie 04/21/03: Heute früh durch Hupen und lauten Motorenlärm wach geworden. Für das Frühstück brauche ich noch Milch. Also in Birkenstock und mit einer Zigarette aus dem Haus zum 24 Stunden-Laden um die Ecke. Einen Lastwagen in der Straße hätte ich noch für den Hinweis auf einen Umzug gehalten, nur war jeder der fünf hier in dieser Seitenstraße der Bleecker St parkenden zu groß für die Apartements hier. Der asiatisch geführte Supermarkt war noch gerade erreichbar. Auf dem Bürgersteig stapeln sich Rollpaletten und Container mit Gerüststangen, Kabelrollen und anderem technischen Equipment. Kurz dahinter Regiestühle, schwarzer Stoffbezug mit einem doppeltem Spinnensignet. Vorbereitungen zu Aufnahmen für Spiderman II. Auf einer Rückenlehne der Name Tobey Maguire. Unzählige Personen mit um den Hals baumelnden IDs, Baseball Caps und Headsets in Bewegung, ohne dass für mich Struktur oder Organisation erkennbar gewesen wäre. Auch später am Tag immer noch Absperrungen, der große Scheinwerfer an der Ecke zur Stehpizzeria, riesige Leinwände zur Reflektion des Lichts, das Verpflegungszelt für das Filmteam steht auch noch, die Ananas unberührt. Auf der Bleecker St ein Wagen mit einer hydraulischen Hebebühne, nebenan auf der Avenue of the Americas weitere Kolonnen von Trucks, einer anscheinend als fahrender Kostümfundus. Jetzt muss ich Spiderman II doch wohl anschauen. [ak, 08:55 · referenzieren · ] NYC, Teil XXVIII: Faszination einer Fehlstelle 04/21/03: Ground Zero: Geht man, oder geht man nicht? Ich bin gegangen, zum Ground Zero. Auf der einen Seite der von Schnäppchenjägern hochfrequentierte Century 21 Department Store, auf der anderen Seite der Versuch, einer gigantischen Baustelle Würde zukommen zu lassen. Links das Gebäude der Deutschen Bank, noch vollkommen in schwarzen Planen verhüllt aufgrund der Schäden an der Fassade, vor mir der Zaun mit einen Erinnerungstafeln. Trotz Bau- und Verkehrslärms höre ich eine atemanhaltende, angespannte Stille. Und ich bezweifle, dass es am schneidenden Wind über der Brache liegt, dass viele hier verstohlen die Augenwinkel auswischen. Nach einiger Zeit verlasse ich diese Fehlstelle (ja, auch wenn man die Stadt und den Ort nicht kennt; hier wird sehr deutlich, dass etwas fehlt, nicht stimmt) und gehe zum Hudson River, von dort aus spaziere ich in fast unwirklicher Ruhe zum Battery Park. Die Freiheitsstatue blickt stoisch südwärts und würdigt mich keines Blickes. [ak, 17:38 · referenzieren · ] NYC, Teil XXVI: Keine Antwort 04/21/03: »Worüber man nicht sprechen kann, darüber sollte man schweigen.« Im Guggenheim Museum eine das ganze Haus ausfüllende Austellung zum Cremaster-Zyklus von Matthew Barney. Im Spiralgang der Rotunde organisch anmutende vaselinig-kunstharzige Requisiten aus den Filmen Cremaster I bis V. Ergänzt um Fotografien, zu Tryptichen gehängt. In der Kuppel der Rotunde zeigt ein fünfseitiger Videoschirm einen Abschnitt aus Cremaster II, der im Guggenheim gedreht wurde. Das Kellerkino zeigt die Filme. Nach Aufstieg durch die Rotunde und längerem Filmausschnitt gärt in mir leidenschaftslos und desinteressiert die Frage nach dem "Was soll das?" »Darf man über die eigene Sprachlosigkeit schreiben?« Ich lasse die Frage im Raum stehen und verlasse schnell den Gehry-Bau. Es reichte noch zur Happy Hour in der Stammbar. [ak, 16:46 · referenzieren · ] NYC, Teil XXIV: Send A Salami 04/20/03: Keine orgiastischen Erlebnisse in Katz's Deli an der Houston Street, Lower East Side (jaja, da wo When Harry Met Sally), aber beeindruckend belegte Sandwiches. An den Wänden Photos von Berühmheiten in dem Deli. In der Auslage das Angebot, die Truppen im Auslandseinsatz mit einer Salami aus der Heimat zu beglücken. [ak, 13:39 · referenzieren · ] NYC, Teil XXIII: Osterspaziergang 04/20/03: Central Park, Umrundung des Reservoirs inmitten des Parks. Durch den Zaun Blick auf den Kegelstumpf des Guggenheim Museums, Türme von Hanoi, umgekehrt. Jogger, Skater, Radfahrer. Die österliche Sonntagsausgabe der New York Times wiegt schwer in meiner Tasche. [ak, 11:03 · referenzieren · ] NYC, Teil XXII: Über das Flanieren 04/20/03: Eine Stadt erfahre ich nicht, sondern erlaufe sie. Die Übergänge ziwschen den Vierteln mit ihrer jeweiligen Charakteristik, getrennt durch städtebauliche Brachen aus Möbelläden, Parkplätzen oder Lagerhäusern gingen beim Fahren verloren. Also Laufen, Gehen, Flanieren: Flaneur, der; -s, -e [frz. flâneur, zu flâner, siehe flanieren]: jmd., der flaniert: Der «Boulevard Leopold» ist dann abends voll von -en beiderlei Geschlechts, die ... die anderen -e betrachten. (Welt, 5.3.69, 22) flanieren <sw. V.; hat/ist> [frz. flâner, wohl über das Norm. zu aisl. flana = ziellos herumlaufen, verw. mit siehe Feld]: ohne ein bestimmtes Ziel langsam spazieren gehen an einem Ort, an dem man andere sehen kann und selbst gesehen wird: durch die belebten Geschäftsstraßen f.; man hastete auch nicht, man flanierte in Leningrad (Koeppen, Rußland 144) [Quelle: Duden, das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden, 3. Aufl. 1999] Und wenn man schon in der New York Public Library im fantastischen, fußballfeldgroßem Lesesaal im dritten Stock, an hölzernem Schreibtisch mit wunderbaren Leseleuchten mit matt polierten Messingschirmen auf Platz 340 in Wörterbüchern blättert: Flaneur, der; -s, -e [..ör] <franz.> veraltend Müßiggänger, Bummler: ein nichtsnutziger F. Der wirkliche Balzac ... mußte all den Gozlans und Verdels und Janins unsichtbar bleiben, den Nichtstuern und Flaneuren. St. Zweig, Balzac 176 [Quelle: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, 14. Lfg, 1965 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin)] Hieße ein weiblicher Flaneur dann Flaneuse? Das Flanieren bietet die Zeit, den Blick abschweifen zu lassen in seitliche Haus- und Liefereingänge. Flanieren bietet Raum für die Verwunderung über das dörflich anmutende Bepflanzen eines Blumentrogs mit zartblau blühenden Setzlingen durch einen ältern Mann in Cordhose und kariertem Holzfällerhemd. Nachts auf dem Weg zu einem letzten Bier durch die Massen an Jugendlichen vor den Tattoo- und Piercing-Studios an der Ecke zur 6th Avenue amüsiert mich die in schlabbrigen Hosen posierende Männlichkeit. Im Schaufenster nadelt ein dunkelhäutiger Tättowierer durch den Unterarm eines Kunden. Meine Kneipe beschäftigt jetzt, am späteren Abend, einen Türsteher. – ich sage "meine", da erstens desöfteren frequentiert, zweitens unspektulär und entspannend, und drittens mein Lieblingplatz den Blick auf eine Wandmalerei mit dem Eröffnungssatz aus James Joyces "Ulysses" bietet – Im beigen Anzug und schwarzem Hemd steckt ein massiger Farbiger mit freundlichem Lächeln. Der Platz wirkt nicht so, als benötigte er einen Türsteher. Seine Zeit verbringt er mit kurzen Runden durch das Lokal, dem Rauchen von Zigaretten vor der Tür, dem Öffnen derselben für neue Gäste. Nur eine Gruppe von Männern mit Caps und NYPD T-Shirts findet keinen Einlass. Ihre roten Gesichter verrieten Alkohol und die Fähigkeit, laut werden zu können. [ak, 08:37 · referenzieren · ] NYC, Teil XXI: Aneignung durch Wiederholung 04/20/03: Gestern abend mit dem F-Train wieder in das Lower East Village, wieder in's Tonic. Die Aneignung einer Stadt, und sei es nur für kurze vierzehn Tage, geschieht mir durch Wiederholung, durch das Setzen von Fixpunkten. Strukturgebende Maßnahmen. Also [ak, 18:31 · referenzieren · ] NYC, Teil XX: Devotionalien 04/19/03: Chinatown, Litte Italy. Je ethnisch homogener und dem "weißen Amerika" ferner, desto verbreiteter das "Star Spangled Banner" in Schaufenstern und an Türen. Die Aufschrift "Support Our Heroes" lässt nur vermeintlich offen, ob vielleicht die New Yorker Feuerwehrleute nach dem 11. September gemeint sein könnten. In den Bars und Cafés dagegen häufig "No War"-Sticker. Besonders subsersiv scheint mir in einem Fenster das mit Duct Tape vieleckig geklebte Peace-Zeichen. [ak, 17:18 · referenzieren · ] |
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