frapp.antville.org | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abtragungen Und wieder den heimischen Bücherstapel um einundzwanzig Millimeter abgetragen: Jonathan Franzens Essaysammlung anleitung zum einsamsein. Ein Geschenk, dessen Titel ich schon zu gespieltem Spott den Schenkenden gegenüber genutzt hatte. Zwischen "einsam" und "allein", im amerikanischen Original ist die Sammlung mit How To Be Alone betitelt, liegen Welten: "Einsamkeit" betont den Mangel, die Fehlstelle, Verlassenheit. Im "Alleinsein" klingt dagegen Ruhe und Muße mit, wie ich sie brauche, um Bücherstapel um 315 Seiten zu reduzieren. Vielleicht ist die diese Differenzierung, ist dieser Wandel meine positivste Erfahrung aus den vergangenen eindreiviertel Jahren? Aber zurück zum Buch: Die dreizehn Essays reichen vom Tod des Vaters des Autors an Alzheimer (hier deutsch, hier das englische Original) über die Mängel im städtischen Postwesen der USA, einer Reportage über das Geschäft mit Gefängnisbauten – als (noch) Nichtleser von den "Korrekturen" frage ich mich hierbei immer wieder, inwieweit bei Corrections auch das Department of der Gefängisbehörde mitschwingen, mitklingen soll – bis hin zu den filmischen Vorbereitungen eines dann doch abgesagten Auftritts des Autors bei Oprah Winfrey (original Ducking Out). Mein Desinteresse an den Problemen der U.S. Mail nicht dem Autor anlasten wollend, hat mich die überarbeitete Fassung des Artikels für Harper's unter dem Titel Why Bother? am stärksten fasziniert. Franzen verwebt Erinnerungen an Stationen seiner auch schon vor "The Corrections" erfolgreichen Karriere mit Zweifeln an der amerikanischen Literatur und seiner eigenen Kreativität. Diese Selbstzweifel koppelt und verstärkt er noch mit gesellschaftkritischen Rückblenden auf die Zeiten von George Bush d.Ä. und Golfkrieg I. Damit legt Franzen ein solides Fundament für seine Schreibblockade. Die er dann, unter zunächst distanzierter Zuhilfenahme der Sozialwissenschaftlerin Shirley Brice Heath, wenn nicht überwindet, so doch umgeht. Heath differenziert zwischen vorgeprägten Gewohnheitsleser und Abwehrleser: »Das sind die Einzelgänger. Kinder, die sich von klein auf anders fühlen als ihre Mitmenschen. (...) Der Einzelgänger überträgt das Gefühl des Andersseins in eine Phantasiewelt. Doch diese Welt kann er mit niemandem teilen, weil sie seiner Phantasie entspringt. Und so wird der wichtigste Dialog seines Lebens der Dialog mit den Autoren der Bücher, die er liest. Obwohl sie nicht anwesend sind, werden sie zu seiner Gemeinde.« (...) Heath schaute mir in die Augen und sagte: «Sie sind ein isoliertes Individuum, das unbedingt mit einer imaginierten Welt kommunizieren will.» Das «Sie» benutzte sie natürlich in einem unpersönlichen Sinn. Trotzdem war mir, als würde sie direkt in meine Seele blicken. Und die Heiterkeit, die diese in abstrakten Worten vorgebrachte Zufallscharakterisierung in mir auslöste, war die Bestätigung dafür, dass Heath recht hatte. Ich war erkannt worden, ohne missverstanden zu werden – und plötzlich hatte ich den Grund fürs Schreiben wieder gefunden. [einige der Links via Bov] [ak, 16:15 · referenzieren · ] Frauenfeindlich? Nie & Nimmer! Mir glaubt C***** ja nicht, wenn ich behaupte, die Erzählungen und Romane Arno Schmidts hätten die sympathischten, vollständigsten Frauenfiguren. Tante Heete in Kaff - auch Mare Crisium! Schützenhilfe leistet Sibylle Lewitscharoff in der SZ zur Neuausgabe von Arno Schmidts "Seelandschaft mit Pocahontas": »Schuhgröße 43, das ist ein Tiefschlag. Füße wie Klinker, die im Bett aufrecht stehen, man nenne mir einen Autor, der solche Klötze bei fortschreitender Liebeshandlung im Text stehen lässt und von dessen Figur wir trotzdem glauben, dass sie auserlesenes Objekt und Subjekt der Liebe sei. Überhaupt gehört die Beschreibung Selma Wientjes, der Typistin aus Oldenburg, zum Besten, was sich in puncto Erstblick auf die Liebe in der Literatur finden lässt: Im "zaundürren Wespenkleid" erscheint sie, "wie die Alten den Tod gebildet, endlose Armstöcke, tiefbraune, knieten vor ihm auf dem Tisch".« [ak, 18:46 · referenzieren · ] Nachtrag »Es war ihm unmöglich die Wörter nicht in dem Besitz ihrer Bedeutungen zu stören.» Aus den Sudelbüchern [C 158] Georg Christoph Lichtenbergs, 1. Juli 1742 – 24. Februar 1799. Und dabei die schöne Seite der Lichtenberg-Gesellschaft e.V. entdeckt. [ak, 14:10 · referenzieren · ] Käse im Zeitalter des Empire »Zunächst einmal: ganz kohärent kann man nicht sein. Aber es spricht doch auch nichts dagegen, dass jeder seinen Lieblingskäse hat.«. Aus dem Gespräch mit Antonio Negri in Literaturen. [ak, 10:43 · referenzieren · ] Alleinsam Buchtitel stellen manchmal eine Hürde für die Lektüre dar. Der Titel erleichtert zumindest den Zugang zu Jonathan Franzens Essaysammlung "Anleitung zum Einsamsein" nicht. Im amerikanischen Original publiziert unter dem Titel "How To Be Alone". Anleitung zum Alleinsein? Diesen kleinen Klangverschiebungen kann ich stundenlang nachlauschen. Dieses Bewußtsein, den Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit zu kennen, erfahren zu haben. Das Lesen von Büchern erfordert Alleinsein. Einsamkeit dagegen wird durch nichts erfordert, ist rein defizitärer Zustand, das schmerzliche Bewußtsein über eine Fehlstelle. P.S.: Das erste Stück, in dem Jonathan Franzen über Alzheimererkrankung und Tod seines Vaters schreibt, findet sich im amerikanischen Original beim Guardian unter dem Titel "The long slow slide into the abyss". [ak, 23:00 · referenzieren · ] Alkoholspiegel-Bestenliste Schon der Titel In Plüschgewittern begeisterte mich heute im Zweitausendeins im Parkhaus Hauptwache für den Roman von Wolfgang Herrndorf. Meine Art der begleitenden Reizhustentherapie in Form von Bücherkäufen. Jetzt sind die fast 230 Seiten auch schon durchlesen. Angenehmst erinnert mich die Lektüre an Sven Regners "Herr Lehmann", nur mit mehr Alkohol. »Das is der Nachteil am Alkohol, wenn man das mal so betrachtet. Man kriegt nicht mehr alles mit. [...] Ich bin jetzt so gut wie nüchtern, aber ich lasse mir nichts anmerken.« Gehört auf die Alkoholspiegel-Bestenliste. Hier die Rezensionsliste der Perlentaucher, und hier der Kommentar von Jochen aus Berlin. [ak, 22:34 · referenzieren · ] Nur 500 Seiten, das schlabbert sich so weg Meinte Verena Auffermann im Gespräch mit dem schriftstellernden Unternehmer oder unternehmerischem Schriftsteller Ernst-Wilhelm Händler. Herr Händler las im Literaturhaus aus seinem aktuellen Roman "Wenn wir sterben". Anschließend kokettierte Frau Auffermann mit ihrem ökonomischen Unverstand, während Herr Händler Einblicke in seinen Produktionsprozess (nicht seiner Schaltschränke, sondern seiner Bücher), die Art seiner Textexperimente gab. Mal sehen, wann ich zum wegschlabbern komme. [ak, 14:54 · referenzieren · ] Verdikt des Dampfdenkertums Ergänzend hierzu der Verweis auf den Verriss Slavoj Zizeks von Jörg Laus im Merkur. »Was daran nicht schlichtweg Scharlatanerie ist, muß man als aufgeblähte Banalität bezeichnen.« [via perlentaucher] [ak, 17:59 · referenzieren · ] Vier Stunden Abschweifung Die Bedienung hinter der Theke zu ihrer Kollegin: »Um acht wird bestimmt wasa frei. Die gehen bestimmt alle in die Vorlesung.« Und ich dachte, mit meinem Bier auf den Beginn einer Lesung zu warten. In den nächsten vier Stunden – zuzüglich Pause – erzählte, rauchte, lenzte, lästerte und las Übersetzter und Schauspieler Harry Rowohlt, dass es erstens Vergnügen und zweitens fast zu viel war. Gemäß der Verheißung des Progammhefts »Harry Rowohlt raucht und trinkt soviel er mag« ein gut abgefüllter Abend. [ak, 13:23 · referenzieren · ] Nochmals zum Thema Und heute nimmt die FAZ Stellung zum Thema. Dazu dann noch ein Interview mit Volker Neumann, Direktor der Frankfurter Buchmesse. [ak, 10:49 · referenzieren · ] Frappierende Prophezeiungen Quiz: die achte Klasse der Volksschule von Castrop=Rauxel (lateinisch für Wanne=Eickel) gegen Sachrang (wo die große FernsehSerie ... ganz recht); man sah Alle(s) bis die letztn Sommerspross'n. Frage: der Erbauer der St. Paul's Cathedrale? Antwort: Sankt Paul. (Der des Straßburger Münsters ergo Herr Straßburger – ›Kultur‹?: was Wir um Uns sehen, iss einen Parodie auf die Kultur in ihren letzten Zuckung'n!). Muss man über die Quoten eines Hr. Jauch jetzt lachen oder erschrecken. 1979 in eine Zukunft zwischen 1997 und 1999 hineinfantasiert, von Arno Schmidt in Julia, oder die Gemälde (unvollendet). Eigentlich waren mir beim Blättern aus gegebenem Anlass nur das Auftreten von frappierend bzw. Fra Piero in's Auge gefallen. [ak, 15:49 · referenzieren · ] Letzte Sätze (Tja, eines der vielen großen Worte Alexander von Humboldt's: »Sie sind sämtlich faul, Majestät.«, (als Fr. Wilhelm iv. ihn nach den großen allgemeinen Kennzeichen der Gattung Mensch fragte). / Naja; erhebt sich die Frage: »Iss Fleiß 'ne Tugend?« / (Müßte man erst noch eine andre Frage davorschalten): »Ist Fleiß für Menschen & Tiere eine einfache (Lebens)Notwendigkeit?« Arno Schmidt, 18. Januar 1914 - 3. Juni 1979 [ak, 19:53 · referenzieren · ] Synästhesie Gestern Nacht Joseph Conrads "Herz der Finsternis" zuende gelesen. Gebannt hörte ich deutlich das Flapp Flapp von anfliegenden Bell UH 1-Helikoptern. [ak, 12:47 · referenzieren · ]
riverrun, past Eve and Adam's, from swerve of shore to bend of bay, brings us by a commodius vicus of recirculation back to Howth Castle and Environs. Hier kann weitergelesen werden im Finnegans Wake von James Joyce, gestorben vor 62 Jahren in Zürich und dort auf dem Friedhof Fluntern begraben. Oder man lässt sich von Joyce selber vorlesen. Der Salon präsentiert einen Ausschnitt. [ak, 11:04 · referenzieren · ] |
Dabei seit 8332 Tagen.
Letzte Meldung: 26.06.12, 16:22
Status
· Anmelden
Menü
Suche
Kalender
Historie
Sonstiges
|