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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

"Über Tortur"

»Jetzt passiert’s«, sagte er rasselnd und gemütlich zu mir. Und dann führte er mich durch die rötlichdünn erleuchteten Korridore, in denen immer wieder Gittertore aufgingen und dröhnend zufielen, in das schon beschriebene Gewölbe, den Bunker.

Jean Améry über seine Folterung durch die Nazis am 23. Juli 1943 in einem Artikel aus dem Juli 1965, jetzt als 14-seitiges PDF beim Merkur. [via Perlentaucher]

[ak,  15:40 · referenzieren ·  ]



»Kalauernde Koinzidenz«

»Ich hörte von seinem Tod & dem Heinz Erhards gleichzeitig über den Deutschlandfunk im Radio auf der Autobahn nahe Aix-en-Provence: eine immer denkwürdige, um nicht zu sagen: kalauernde Koinzidenz.«

Wolfram Schütte erinnert sich an Arno Schmidt. Im Titel Magazin. [via Perlentaucher]

[ak,  15:53 · referenzieren ·  ]



Schäumende Blondheiten

»Durßd iß billich – Suff iß Abbmteua!« "Kolks blonde Bräute" von Frank Schulz, Teil I der Hagener Trilogie, jetzt wieder bei Gert Haffmans bei Zweitausendeins. Gestern irgendwann überrascht, also mit bierseliger Hellsichtigkeit, festgestellt, dass die Umschlagillustrationen von Wolfgang Herrndorf sind. Dessen "In Plüschgewittern", ebenda, ebenfalls gern gelesen.

[ak,  12:15 · referenzieren ·  ]



Diagnose: »recht verbiestert«

Eine subkutane Ungehaltenheit – erregt ausgelöst durch Auslassungen der Autorin zu roten Strumpfhosen der AUA-Stewardessen, gestern – fast schon vergessen, wieder hervorgezerrt durch Bücherschau der Perlentaucher.

[ak,  17:18 · referenzieren ·  ]



Zum Wetter

Im 18. Jh. ersetzen Boie und Wieland 1781 in ihren Monatsschriften 'Deutsches Museum' und 'Teutscher Merkur' den üblichen Fremdnamen durch Wonnemonat, -mond, auch Göthe datiert in diesem Jahre spontan einen Brief 'd. 1 sten Wonnemond 81' (IV 5, 119 W.) für sonst von ihm stets gebrauchtes 'Mai'. Voss polemisiert im Maistück der 'Deutschen Museums' heftig gegen den Gebrauch von Wonnemonat, und Boie und Wieland kehren schon im folgenden Jahre in ihren Monatsschriften zur üblichen Benennung Mai zurück [...] Im 19. Jh. wird das Wort im Zuge der Eindeutschungsbestrebungen häufiger verwendet (vgl. Wonnemonat für mai innerhalb der Versuche, 'deutsche' Monatsnamen einzubürgern), ohne aber auch jetzt mit Mai ernstlich konkurrieren zu können, das in der Amts- und Geschäftssprache ausschlieszlich gilt. [aus Grimms Wörterbuch]

[ak,  16:23 · referenzieren ·  ]



Und der Hund bellte zum Applaus

Autorenlesungen haben ja, gerade im gediegenen Frankfurter Literaturhaus, so etwas Bildungshuberisches. Und wie zur Bestätigung hatte meine spätere Sitznachbarin ihren Platz mit der FAZ reserviert. So denn. Noch schnell einen Grauburgunder und den neuen Roman »Ein Kirschkern im März« im Textmarker-orangem Einband. Auf dem Büchertisch, Peter Kurzeck sticht Thomas Meinecke, den Laudator, in der Kategorie Gewichtigkeit aus. In Persona nicht. Ein kleiner Mann, hakennasig, hutzelig. Ein massiger Meinecke schwämt, vergleicht mit Musik, Jazz, das Lückenlassen, der Klang nichtgespielter Töne, das Idiom ausgelassener Verben, findet das Konstrukt des Loops wieder in dessen Romanen.

Dann eine naturalistische Passage, fantastisch plastisch gelesen von Kurzeck. Über erste warme Märztage, ausgebleichte Kirschkerne, Tierknochen, und die Wetterau.

Im anschließenden Gespräch erzählt Kurzeck die Initiation zu diesem Roman, Teil eines mehrbändigen, autobiographischen Kreisens um das Jahr 1984 in und um Frankfurt. Wie er beim Wiederfinden des Manuskripts zu »Mein Bahnhofsviertel«, erschienen 1977 im Pflasterstrand, gedacht habe, bevor er das nochmal kopiere, um es nicht zu verlieren, warum nicht verlegen lassen, so bräuche er sich um einen Verlust nicht mehr sorgen. Diesen Vorschlag seinem Verleger K. D. Wolff unterbreitet, telefonisch die Übereinkunft, es bedürfe vielleicht eines kleinen Nachwortes. Wie sich dieses Nachwort dann ausgewachsen habe, zu dieser noch lange nicht abgeschlossenen Folge von Romanen.

Dann seine Spaziergänge durch Frankfurt. Vom Nordend nach Sachsenhausen zum Mittagesssen und retour. Das Licht auf dem Main im März. Oder dem Lauf der Sonne folgend am späten Nachmittag vom Nordend nach Bockenheim, durch die Leipziger. Ein großer Flaneur und Raconteur. Ja, die urbanen Passagen, die Genauigkeit im Stadtdetail.

Und der Hund bellte zum Applaus. Anschließend Empfang mit Wein und Quiche. Von der Tiefdruckbeilage zur Regenbogenpresse. Ein in Sandalen herumwuselnder Verleger. Am Revers ein Roter Stern und ich denke »Corporate Identity« F. K. Wächter, faltiger Hals unter grauem Haarzelt. Eine verspätete Oberbürgermeisterin kratzt sich sich hektisch den Hinterkopf, wirft leere Kaugummiverpackungen in den Aschenbecher – zerknüllte Silberfolie, die papierne Umverpackung, vorher sorgfältig getrennt von losen Geldscheinen. Später steht sie rauchend an der Theke. Und ich schenke mir Wein nach. »Ob Frau Roth auch noch etwas Wein wolle?« fragt die Literaturhausleiterin. Nein, sie trinke Bier, die schnelle Antwort, und ich bin erleichtert.

[ak,  13:02 · referenzieren ·  ]



»Schriebe ich Tagebuch, ...

... so käme ich ja zu nichts mehr!« Peter Kurzeck, eben nach der [ak,  23:21 · referenzieren ·  ]



Reüssierende Lokalliteratur

Mir noch gar nicht so lange bekannt, freut die Verleihung des Preises der Literaturhäuser an Peter Kurzeck doch. Noch mehr dann, dass er am 27. April hier in Frankfurt liest. Aus seinem neuem Roman Ein Kirschkern im März.

[ak,  11:37 · referenzieren ·  ]



Seite Dreiundzwanzig

1. Grab the nearest book. 2. Open the book to page 23. 3. Find the fifth sentence. 4. Post the text of the sentence in your journal along with these instructions.

»Ich Sah zahlreiche Hirsche auf den Prärien, der Abend ist Bewölkt, unsere Truppe bei Gutem Mute.« aus "Tagebuch der ersten Expedition zu den Quellen des Missouri, sodann über die Rocky Mountains zur Mündung des Columbia in den Pazifik und zurück, vollbracht in den Jahren 1804-1806" von Meriwether Lewis und William Clark. [via Mama et.al.]

[ak,  22:17 · referenzieren ·  ]



»Glockenläuten mit Benjamin«

In der NZZ: Albtraum oder Stimmenvielfalt? über die »Literaturkritik im Zeitalter des Internets«.

[ak,  13:18 · referenzieren ·  ]



Lernen bei Lesungen

Neuer Eintrag in der Rubrik "Schöne Schmähungen": »Düsseldorfigkeit«

[ak,  22:00 · referenzieren ·  ]



Der Jargon der Uneigentlichkeit

– klar, wir sind alle nur menschen! – aber sag das mal jemandem auf den kopf zu!

Aus Kathrin Rögglas Roman "wir schlafen nicht". Ein beklemmend unwirkliches Raunen und Rauschen, welches die Autorin aus Interviews mit Consultants, Coaches, Senior Associates, Key Account Managern zusammengetragen hat. Die Sprache ist verräterisch. Selbstverräterisch, möchte man meinen.

Lesung heute im Literaturhaus Frankfurt.

[ak,  09:57 · referenzieren ·  ]



Über Chiffrentransformation

»McKinsey ist seit längerem schon eine Chiffre für Ökonomisierung. Aber es scheint, dass es heute fast schon auch das Gegenteil ist: Chiffre für die Revolte der Subjekte gegen diese Ökonomisierung.«

Robert Misik in der TAZ. Weiteres zum Roman und Stück »wir schlafen nicht« von Kathrin Röggla in der aktuellen Theater Heute.

[ak,  13:02 · referenzieren ·  ]



Lauschangriff aufs Buchregal

Was sie sich wohl zu erzählen haben, Gustave Flauberts "Madame Bovary" und Chloderlos des Laclosa "Liaisons Dangereuses", die Buchrücken in meinem Regal aneinander reibend?

[ak,  22:58 · referenzieren ·  ]


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