frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Durch dick und dünn

Die Zeit glossiert über kulturelle Prägungen, die den unterschiedlichen Umfang französischer und amerikanischer Romane erklären. Bei mir auf der Agenda stehen gute 750 Seiten von Frank Schulzes "Morbus fonticuli". Ein enzyklopädischer deutscher Roman?

«Wahr ist jedenfalls, dass die meisten Leser, egal, in welchem Land, wenn sie denn schon einen Roman kaufen, lieber einen dicken haben, in dem sie lesend verschwinden dürfen und der nicht umfällt, wenn man ihn senkrecht stellt. So gesehen sind 800 Seiten immer besser als 200.»

Jedenfalls ein standfester.

[ak,  22:31 · referenzieren ·  ]



Sommer-Eskapaden

Und gestern die sommerlichen Eskapaden mit Herrn Lehmann, Erwin, Karl, Kristall-Rainer beendet, flankiert von einer unpassenden Flasche Gavi di Gavi. Schön (das Buch) und schade (dass es vorbei ist). Hier noch die gesammelten Rezensionen der Perlentaucher.

[ak,  13:14 · referenzieren ·  ]



Schweinebraten mit Kruste

Den Rest des Nachmittags passend mit Herrn Lehmann im Freibad verbracht. 80 Seiten später peinlich berührt von seiner beginnenden Gelegenheitsbeziehung zur schönen Köchin, in die er sich bei einer tiefsinnigen Schweinebratendiskussionen über die Nichtnotwendigkeit einer Kruste verliebt hatte. Schweinebraten mit Kruste — ja, das ist das Leben.

[ak,  18:43 · referenzieren ·  ]



Dämmerungen

Texte des diesjährigen Bachmann-Preisträgers Peter Glasers im Netz: (via Zitat im Bücherlei-Weblog): Datendämmerung und Hackerdämmerung erinnern schon stark an das Güterdämmerung aus den preisgekrönten Text Geschichte von Nichts. Da dämmert mir Wagner ...

[ak,  08:12 · referenzieren ·  ]



Schluckspecht

Heute der Schautrinker & Poet Harry Rowohlt im NDR. [via perlentaucher]

[ak,  21:51 · referenzieren ·  ]



Reifenraunen

Mit dem Lieferverkehr erheben sich aus dem Reifenraunen der Nacht die Geräusche einer Art Güterdämmerung. Vor dem Haus fuhr eine Straßenbahn an wie ein Rasenmäher, den jemand durch Eisendrehspäne schiebt. Aus Peter Glasers "Geschichte von Nichts", dem diesjährigen Gewinner des Bachmann-Preises. Was man so mitnimmt von As You Like It und anschließendem Streifen durch Frankfurts Nordend mit Andrea und Bodo.

[kellers,  20:54 · referenzieren ·  ]



Nachtrag: Bloomsday

Vom 5. Juli 1922 im The New Republic eine euphorische bis ablehnende Rezension zu James Joyces Ulysses

And as a result of this enormous scale and this microscopic fidelity the chief characters in Ulysses take on heroic proportions. Each one is a room, a house, a city in which the reader can move around. The inside of each one of them is a novel in itself.

No: surely Mr. Joyce has done ill in attempting to graft burlesque upon realism; he has written some of the most unreadable chapters in the whole history of fiction.--(If it be urged that Joyce's gift for fantasy is attested by the superb drunken scene, I reply that this scene is successful, not because it is reckless nonsense but because it is an accurate record of drunken states of mind. The visions that bemuse Bloom and Dedalus are not like the visions of Alice in Wonderland but merely the repressed fears and desires of these two specific consciousnesses externalized and made visible. What the reader sees is not a new fantastic world with new and more wonderful beings but two perfectly recognizable drunken men in a squalid and dingy brothel no harsh detail of which is allowed to escape by the great realist who describes it.)

[via brain/map]

[kellers,  18:18 · referenzieren ·  ]



The Day After (Der Arschtag)

Gestern ist es also erschienen, "Tod eines Kritikers" von Martin Walser. Und heute wieder eine Nachwelle von entrüsteteten Rezensionen in den Feuilletons, u.a. Jan Philipp Reemtsma in der FAZ. [via perlentaucher]

Mein Interesse vermochte nur noch der Beitrag der FAZ zur Textgenese zu heben. Untersucht werden die Fassungen, die erstens zu Frank Schirrmachers öffentlicher Ablehnung des Vorabdrucks in der FAZ führten, zweitens die daraufhin seitens des Verlags auch per E-Mail versandte Version, die dann im Internet landete sowie drittens die gestrige Druckfassung. Was fehlt ist natürlich viertens die Perl-Fassung von textz.com, auf die Telepolis hinweist.

Die FAZ beschreibt den ersten Entwicklungsschritt als "systematische Verhüllung nationalsozialistischer Institutionen oder Repräsentanten". Von hier zur Druckfassung haben sich dann noch die "OIs" ("doitsche Literatür") in "EUs" verwandelt. Aber auch die Abmilderung von "schauderhafter (...) Ungestalt" in "schauderhafter (...) Gestalt" und einige Streichungen nationalsozialistischer Anspielungen machen das Buch nicht appetitlicher. Diese nur graduellen Verschiebungen verweisen auf das bewusste Kalkül Walsers, Ressentiments zu wecken. Des Autors Spiel mit antisemitischen Klischees ist widerlich, aber kein Versehen.

Ich bin immer noch der Meinung, dass Suhrkamp nach der Phantomdebatte veröffentlichen musste. Lesen muss man das Machwerk nicht. Die Unappetitlichkeit des Buches überdeckt die mangelnde literarische Qualität mit Übelgeruch. Wer's brauch, soll's lesen. Hinweise auf Nebenwirkungen gibt's genug.

Andere Kommentare unter anderem bei hirnverbrannt.

[kellers,  18:08 · referenzieren ·  ]



Bodensee-Tsunami

Abmahnung zurückgezogen, der Schockwellenreiter ab sofort Teil der Marketingmaschine des Hauses Suhrkamp. Abnehmende Erregungspotenziale. Sturm im Wasserglas statt Sintflut. [via wwklein]

[kellers,  00:08 · referenzieren ·  ]



Recht hat er ...

... der Suhrkamp Verlag: "Der neue Walser. Besprochen wurde er schon. Jetzt kann ihn jeder lesen." [aus der Webseite des Verlags]. Aber recht scheint dem Verlag das nicht zu sein, wie die Abmahnung des Schockwellenreiters zeigt. Und billig auch nicht, bei 100.000 EUR Strafandrohung und einer Gebührenforderung von 1.201,80 EUR. Das Erstaunen und die Empörung über diese Dummdreistigkeit publiziert der Schockwellenreiter. Mir bleibt nur, Allerschärfsten Beistand zu wünschen.

Die Perlentaucher dokumentieren den Weg Walsers in das Web, den aktuellen Stand der Diskussion sowie eine Chronologie der Ereignisse.

[kellers,  16:49 · referenzieren ·  ]



Dem Herrn Schirrmacher die Rechnung

148 Seiten und fünf Lesestunden später. Herumgebracht habe ich diese Zeit mit Hans Lach, Autor; André Ehrl-König, Literaturkritiker; der Madame, seiner Frau; Beatrice / Inge, seiner Assistentin in der Sendung "Sprechstunde"; Martha Friday, dem Überraschungsgast in "Sprechstunde"; Joost Ritmann, Mystik-Sammler; Ludwig Pilgrim, Verleger; Julia Pelz, seiner Frau und Poetin; Michael Landolf, Autor über Mystik, Kabbala und Rosenkreuzertum; Professor Wesendonck, Philosoph; Professor Silberfuchs, Literaturwissenschaftler; Kriminalhauptkommisar Wedekind; Kriminalkommisar Meisele; Benedikt Breithaupt, Untersuchungshäftling; Cosima von Syrgenstein, Autorin; Rainer Heiner Henkel, Kunsthistoriker, Poet und Arachnologe; Ilse-Frauke von Ziehten, seiner Schwester; Bert Streiff, Autor; Lydia Streiff, seiner Frau; Wolfgang Leder, Autor der Literaturzeitschrift DAS, Claire Koss, der Mutter des Literaturkritikers; Mani Mani, Mitinsasse von Hans Lach in der Psychatrie und Olga Redlich, Ex von Hans Lach.

Und was führt Martin Walser mit diesem Personal in seinem Roman Tod eines Kritikers auf? Der Versuch einer Karikatur von MRR, sicher; aber so wenig witzig wie ein vertrockneter Altherrenwitz. Versuch einer Satire über den Literatur- und Medienrummel? Achje, ich wünschte Kurt Tucholskys Diktum "Was darf Satire? Alles!" gelte auch im Müssen, Können, Wollen. Der Konflikt zwischen Autor Hans Lach und Kritiker André Ehrl-König wird parallel zu einem mythologischen Gegensatzpaar von Saturn / Kronos und Zeus aufgeblasen. Die Berichterstattung über die angebliche Ermordung des Kritikers verzahnt Martin Walser dann noch mit antisemitischen Vermutungen der Journaille zum Hintergrund der vermutlichen Tat, die ein Licht darauf werfen, wie er die Reaktionen auf seine Paulskirchen-Rede (die Ausschwitz-Keule) versteht. Alles vermengt zu einem Brei im Konjunktiv ("dürfte, könnte, müsste"). Kann oder will sich Martin Walser hier nicht entscheiden, was seine Figuren denken, tun, sagen? Am widerwärtigsten war mir dann die Widerspiegelung des Literarischen Quartetts im letzten Kapitel als Gläserne Manege.

Ein schlechtes Buch würde ich bedauern, Bedauerung für den Autor und die vegebene Lesezeit. Diesem Buch — ich kenne keine weiteren von Martin Walser — kann ich aber kein Bedauern entgegenbringen. Meine Verärgerung richtet sich aber gegen die FAZ und deren Herausgeber Frank Schirrmacher. Wie um alles in der Welt kam es zu dieser öffentlichen Ablehnung des Vorabdrucks mit dem Argument des Antisemitismus? Erstens ist das Buch nicht antisemitisch. Zweitens sollte die FAZ ausreichend intelligentes und sachkundiges Personal haben, das abschätzen kann, dass ein solches Argument, gerade auch bei einem gestrig auftretenden Martin Walser, eine Aufmerksamkeitslawine lostritt, die das Buch nicht wert ist. Die vorgetragenen Argumente von Hausautorenschutz für Marcel Reich-Ranicki scheinen mir doch arg ehrpusselig. MRR ist, was immer man von ihm halten mag, immer noch bissig genug, sich solcher Verzeichnungen zu erwehren, wenn sie es denn wert sind. Jetzt erscheint der Roman also im Suhrkamp Verlag, trotz MRRs Einlassung, ein solches Buch dürfe nicht im Verlag von Walter Benjamin et.al. erscheinen. Ich bin jetzt schon gespannt, wie der Verlag die Veröffentlichung bewerben wird. Der Verkaufserfolg ist sicher — umso beschämender die Empörung über die Öffentlichwerdung im Internet. Die hat diese Phantomdebatte wenigstens auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt (und holt wahrscheinlich auch die absehbar hohen Verkaufszahlen zurück auf ein Maß, dass den literarischen Wert immer noch vielfach übersteigen wird).

[kellers,  16:31 · referenzieren ·  ]



Speiseplan für den kommenden Sonntag

Innereien zum Frühstück:

He liked thick giblet soup, nutty gizzards, a stuffed roast heart, liverslices fried with crustcrumbs, fried hencods' roes. Most of all he liked grilled mutton kidneys which gave to his palate a fine tang of faintly scented urine.

Kidneys were in his mind as he moved about the kitchen softly, righting her breakfast things on the humpy tray.

Mittags dann ein Gorgonzola-Sandwich und Rotwein:

--Have you a cheese sandwich?
--Yes, sir.

Like a few olives too if they had them. Italian I prefer. Good glass of burgundy take away that. Lubricate. A nice salad, cool as a cucumber, Tom Kernan can dress. Puts gusto into it. Pure olive oil. Milly served me that cutlet with a sprig of parsley. Take one Spanish onion. God made food, the devil the cooks. Devilled crab.

--Wife well?
--Quite well, thanks .... A cheese sandwich, then. Gorgonzola, have you?
--Yes, sir. [...]

Mr Bloom ate his strips of sandwich, fresh clean bread, with relish of disgust pungent mustard, the feety savour of green cheese. Sips of his wine soothed his palate. Not logwood that. Tastes fuller this weather with the chill off.

Angeregt hierdurch und andere Events zum Bloomsday.

[kellers,  22:11 · referenzieren ·  ]



Bibliotheksanalytiker

Auf dem Sofa wird sinniert, was eine Top 50-Bibliothek analytisch hergeben könnte. Passender Ort für diese Fragestellung.

[kellers,  08:12 · referenzieren ·  ]



Lesefrüchtchen

Aus der Magazinrundschau der Perlentaucher: Stephen Wolframs A New Kind of Science im Economist und Jeff Tweedy von Wilco porträtiert im New Yorker.

[kellers,  20:54 · referenzieren ·  ]


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