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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
»Ich hab' da mal was vorbereitet.« Frühlingszwiebeln entgrünt und enthäutet, Champignos geputzt und geviertelt, Kartoffeln gebürstet, Birnen geviertelt und pochiert, Linsen vorgekocht und gespült, Schalotten gehackt. [ak, 14:06 · referenzieren · ] Unterstützenswerte Trends: Abkühlung. Nach Gewitter und Regen mit nackten Füßen auf dem Balkon sitzen und fühlen, wie sich die Zehen nach Socken zu sehnen beginnen. Lange nicht mehr erlebt. [ak, 19:35 · referenzieren · ] Handarbeiten Neudeutsche Kanonerweiterung: Networking. [ak, 19:59 · referenzieren · ] Ich patchworke eine Familie Gestern eine ältere Schwester, und dann »Kommt, Kinners« als Spontanadoption verstanden und damit noch einen jüngeren Bruder. [ak, 01:41 · referenzieren · ] Moers: Reprise Wie riecht ein Jazz-Festival? Im Zelt? Sommerliche Temperaturen kombinierten Stickigkeit mit dem (unerklärlichen) Geruch von Pferdemist. Während des Dagegen-Antrommelns Bill Brufords, im Duo mit einem beherzt in die Tasten und Saiten des Pianos greifenden Michiel Borstlap, wurde das Zeltdach endlich etwas geöffnet. Der Sonnenstrahl, lichsäulengleich durch Dunst schneidend, verscheucht ein tanzendes Paar zurück in den erträglicheren Schatten. Pause im schattig-schönen Schlosspark. Enten schwimmen auf dem Schlossgraben hin und her. Aus der Ferne klingt improvisiertes Klarinetten- und Akkordeonspiel herüber. Grübelfalten ebnen sich ein. Die Chan Band tritt mit japanischen Buto-Tänzern auf. Fremd, kryptisch, und dabei klingt die Musik sehr nah, vertraut, Kurt Weill-artig. Ayako Sasaki, Bandenchefin und Sängerin intoniert in der Mitte des Auftritts ihre Deutschkenntnisse: »Ein Bier, zwei Bier, drei Bier.« Akzeptables Tagesmotto, und das Publikum singt begeistert mit. Spektakulärer Abschluss der Tanz von Kenichiro Hoshino auf dem Holzpodest inmitten des Innenraums. Eindruckvollster Auftritt des Tages. Den Schlusspunkt setzen die Spanier von Ojos de Brujo. Flamenco, Rumba, vermengt mit Reggae, Funk, Hiphop. Mich beschleicht das Gefühl, dieses oder ähnliches bereits oftmals gehört zu haben. Die ersten Lieder werden mit einem Polit-Statement aus der globalen Attac-Schule eingeleitet. Die Sängerin findet mit ihrer bandagierten Filzlockenturmfrisur zahlreiche Ebenbilder im jungen Publikum. Ein Spanier neben mir brüllt immer wieder "Gazpacho" und wird auch nach dem Joint nicht ruhiger. Die Videoleinwand überr der Bühne zeigt Skater, Graffitis, Politaktionen. Anti-Globalisierung-Eintopf. Geschmackvoll, aber eintönig. Ich hatte mehr erwartet. Draußen rasseln die Jalousien der Bierbuden. Becher werden gestapelt. Keine Zugabe mehr. Verstreute Personengruppen, trinkend, sich unterhaltend, verteilen sich auf der Rasenfläche neben dem Zelt. Ich fühle mich durch einen blauen Wickelrock verfolgt. Angenehm. [ak, 17:35 · referenzieren · ] Lichtblick am Hungerhorizont Wenn kirmesbunt beleuchtete Dönerbuden, der Innenraum neonhell strahlend, zu Lichtblicken werden. [ak, 02:05 · referenzieren · ] Synkopen im Kopf Hochsommerliches Zeltfestival. Omnipräsenz hässlicher Männerbeine in noch hässlicheren kurzen Hosen. Die schulterlangen Nichtfrisuren der Frauen hochgerafft, hochgesteckt, durch Gumminbänder gebändigt. Im Sechspfostenzelt riecht es nach der Gummihaut des Dachs, die Nähte gelbrot gepaspelt. Sandiger, aufgeschütteter Boden wechselt ab mit ausgetretener, ausgedorrter Grasnarbe. Die Holzstühle im Oval des Innenraums strahlen die gleiche holzbraune Umgemütlichkeit aus wie vor elf Jahren. Der letztmalige Besuch, bedeutsam, bedeutsam gewesen. Dejà Vu. Gelehnt an einen seitlichen Dachträger wohne ich dem Auftritt des Sun Ra Arkestras bei. Schwarzer Jazz-Priestertum im funkelnden Geschenkpapierornat. Kopfbedeckung wie aus Gold- und Silberfolie gefaltet. Den anschließenden Auftritt eines Trios an Klavier, Kontrabass und Schlagzeug nutze ich für die Beschaffung von Bargeld und Bier. Kostenoptimierung. Die festivaleigenen Wertmarken für Getränke erinnern mich an heimische Schützenfeste mit Bierbillets. Vor dem abschließenden Auftritt des Abends sitze ich auf einer Zugangstreppe vor dem Zelt, trinke passabel kühles Dosenbier und versuche das Gespräch hinter mir über die Qualität von Wundsalben und Schorfbildung zu ignorieren. Demonstrativ wird ein aufgeschlagenes Knie über meine rechte Schulter gereckt. K****** wird nicht vor halbzehn auftauchen. Trotz dieser Vermutung prüfe ich immer wieder mein Mobiltelefon auf eingegangene Nachrichten oder verpasste Telefonate. Aus dem Zelt hinter mir dringen die letzten Soundchecks von Ljiljana Buttler und der Mostar Sevdah Reunion. Balkan-Blues. Ethno-Jazz. Die Etikettierung taugt wenig, als die sechs Männer (Geige, Klarinette und Akkordeon, Schlagzeug und drei an Gitarren) die Bühne betreten. Der Sänger im weißen Anzug und schwarzem Hemd verströmt eine Schmalzigkeit, die zur Musik passt, einen Gebrauchtwagenkauf aber sofort verhindern würde. Die dahinzigeunerte Musik verströmt Lebensfreude pur. Auf den roten Holzbänken der Ränge beginnt mein Bein zu wippen. Noch während des ersten Stücks ruft mich der Vibrationsalarm und der ersehnte Name auf dem Display aus dem Zelt. Die frühabendliche Helle in ihrem Kontrast zur Zeltdüsternis lässt mich blinzelnd die Treppe heruntergehen, bevor ich überhaupt ein Wort verstehe. In das Gras blickend, die Augen gewöhnen sich langsam an das Licht, erwarte ich die Mitteilung über weitere Verspätung. Pfingstreiseverkehr. Und dann ein belustigtes Klopfen auf meine Schulter. Hinter mir, verschmitzt lächelnd, den Kopf gegen das Mobiltelefon geneigt, K******. Wiedersehen. Später, nachts durch die Budengassen, dahinter die Zeltplätze. Feuerschlucker, Bongospieler. Hippie-Kitsch en gros und Buden für den globalisierten Gaumen. Entspannt trunkene Stimmung. Über dem gesamten Gelände liegt eine Dunstwolke von Grillfeuern und Rauchwaren. Die Sterne sind kaum auszumachen. Schöner Abend, schwieriger Abend. Zergrübelter Weg zurück in das Hotel – auch ein Distinktionsgewinn gegenüber meinem letzten Besuch vor elf Jahren. Das WLAN im Zimmer funktioniert problemlos, nur weiß ich weder, was ich suche, noch was ich sagen soll – Die Gedanken verknotet lege ich mich endlich hin. Schlagen und nicht schlafen können. Das Hirn hämmert Synkopen. [ak, 11:47 · referenzieren · ] Angestelltenlandverschickung Nach Visselhövede. Seminar. Und damit hier Ruhepause bis Pfingsten. [ak, 13:31 · referenzieren · ] Ruck. Land. »there's a dream that i see i pray it can be / across the land / shake this land« [ak, 00:35 · referenzieren · ] Auf Augenhöhe Ganz neuer Anblick, wenn Frauen sich mit Absätzen auf Augenhöhe schrauben. [ak, 15:17 · referenzieren · ] Heitere Gelassenheit Sich sicher zu sein, mit einem Lächeln aufgewacht zu sein, ist ein selten wunderbares Gefühl. Bei geöffneten Augen, die frühmorgendliche Sonne strahlt in den Raum, funkeln Erinnerungen über meine Netzhaut: An das gestrige Lichterspiel von Hochhäusern und Straßenlaternen im Main. Das kabbelige Wasser zerbricht den gelbliche Schein in lange Teppiche aus kleinsten Lichtreflexen, flussmittig interpunktiert durch die violette Ellipse eines Fensters, durch das die Beleuchtung eines Aquariums widerscheint. Ein leichter Wind hebt an und dekonstruiert die Spiegelungen. Vereinzelt überholen uns Radfahrer, ab und an schiebt sich ein Passantenbauch durch das Bild. Ungestörtes, konzentriertes Schauen, auf den Fluss, auf die Stadt. Die Fokussierung auf den Sehsinn dämpft die Empfängnis für prasselnde Walkgeräusche von Autoreifen auf dem Kopfsteinpflaster hinter uns. Flussaufwärts dümpeln still fünf Schwäne. Ungefragte Fragen, nichterzählte Erählungen machen das gemeinsame Schweigen wertvoll. Später, K******s Schultertuch reicht nicht mehr aus gegen die aufkommende feuchte Kühle, zurück über den beleuchteten Eisernen Steg. Hinter den Fassaden des fast unbeleuchteten Römers versinkt die nächtliche Kulisse. Die Rolltreppe schaufelt mich hinein in die Neonhelle der U-Bahn-Station. Die Stimme von Chan Marshall im Ohr warte ich auf die vorletzte U-Bahn. Die Anzeige verspricht eine nächste Bahn in 26 Minuten, unbeeindruckt vom Fahrplan, der eine Einfahrt in den nächsten Minuten erwarten lässt. Der Fahrplan behält recht. Die eingesparten zwanzig Minuten investiere ich in ein abendabschließendes Bier. [ak, 15:58 · referenzieren · ] Sätze wie Injektionen »Wenn ich mal Alzheimer kriege, möchte ich wenigstens etwas haben, das zu vergessen sich lohnt.« [passepartout] [ak, 09:54 · referenzieren · ] Anachronismus im Fahrstuhl Goldkettchen mit planem, briefmarkengroßen Sternzeichenanhänger, über dem schwarzen Rolli präsentiert. Habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Wann war denn das? Die arg gelbblonde Dauerwelle passt dann aber wieder. [ak, 12:45 · referenzieren · ] Anachronismus an der Bushaltestelle Ihr mit Betacarotin gesättigter Teint lässt jede Karotte unter Anämieverdacht fallen. Die schwarze Umhängetasche protzt mit dem Aufdruck "Sylt", silberfarben. Feinziselierte Golddepots umringen die faltigen Handgelenke. An den schleierfetzigen Rocks meine ich mich zu erinnern. Irgendwann in den späten Siebzigern. [ak, 11:57 · referenzieren · ] |
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