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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
»Herzeleid« Und dann saß sie wieder, vergnügten Blickes, auf ihrem Lieblingssofa, den Rock über die Kniee gezogen. Vor einer halben Stunde hatte sie mir noch ihr »Herzeleid« geklagt. M**** reichte mir knapp bis zur Brust. Über erstaunlich schmalen Fesseln weitete sich ihr Körper bis zur Hüfte auf Maximalumfang aus, verjüngte sich dann wieder hin zu den schmalen Schultern, und schloss ab mit einem zu klein scheinenden Kopf. Ein Arm umklammerte meine Taille, mit der anderen Faust klopfte sie auf ihre Brust, pochte auf ihr »Herzeleid«. Ihr Blick wanderte panisch. Dann versenkte sie wieder ihr Gesicht in mein Hemd, am ganzen Körper bebend. Ab und an strich sie sich ihr dünnes graues Haar aus dem Gesicht, wie um der Feststellung »M**** hat Herzeleid!« mehr Ausdruck zu verleihen, ohne die Umklammerung zu lockern. Aus ihrem runden Gesicht blickten einen zwei aufgerissene, leicht schräg stehende Augen an, wieder fragend, unsicher, ängstlich. »Herzeleid?« Ich weiß nicht, wie alt M**** war. Vierzig? Vielleicht schon fünfzig? Sie hatte eine Zeit ihres Lebens gearbeitet. In einer Behindertenwerkstatt. Jetzt war sie ein Pflegefall geworden, ein Pflegefall mit Down-Syndrom. An guten Tag watschelte sie ihre Unförmigkeit durch die Flure und grüßte mit unerschütterlicher Herzlichkeit jede Person, die sie traf. Dass sie manche Besucher auch erschrak, störte sie nicht. Vielleicht bemerkte sie es auch nicht. Dann wieder saß sie an ihrem Tisch im Zimmer oder im Aufenthaltsraum, haderte mit der Faltung einer Zeitung oder Illustrierten und gab vor, zu lesen. Und sie hatte ein großes Vergnügen daran, dem Personal auf den Hintern zu klatschen. Als hätte sie ein neues, verbotenes Wort gefunden, rief sie anschließend »Bobbes, Bobbes« und brach dabei in ein atemloses, mitreißendes Gelächter aus. Am Ende deklarierte sie ihr Opfer als »M****s Schatz« und strahlte ihr unschuldigstes Lächeln, dass immer mit einer Prise Verschmitzheit vermischt war. Da waren nur diese Herzattacken. Medizinischen Erklärungsversuchen hatten sie sich immer widersetzt. Und damit auch Heilungsversuchen. Meistens nach einer guten Viertelstunde beruhigte M**** sich wieder. Man redete beruhigend auf sie ein, tröstete sie, trocknete ihre Tränen, strich ihr über den kleinen Kopf. Und wies sie darauf hin, dass ihr Kopftuch fehle oder verrutscht sei. Es war ein Trick. M**** hatte unzählige Kopftücher und sie liebte diese. Immer wieder prüfte sie den Sitz, erneuerte den Knoten, befühlte den Stoff, bewunderte das Muster, die Farben und ließ sich von allen bestätigen, wie schön ihr Kopftuch doch sei. Darüber vergaß sie oft ihr »Herzleid«, löste den Griff, und ging zufrieden und glücklich, mit aller Grazie, die ihre Statur hergab, zu ihrem Sofa, rückte die Kissen sorgfältig zurecht, setzte sich, strich über den Rock, zog diesen straff bis über die Kniee, die in groben Wollstrümpfen steckten, faltete die Hände und schaute triumphierend drein. Ihre Beine baumelten vom Sitzpolster herab, ohne den Boden zu berühren. [ak, 21:38 · referenzieren · ] Bluetooth mit Rührei Beim sonntäglichen Hotelfrühstück einen Mann mit monströsem Headset zu sehen, dass sich um sein Ohr krümmt, ist von minderer Appetitlichkeit. Der moderne Borg trägt dazu Kassengestell und Strickpullover mit Norwegermuster. [ak, 17:52 · referenzieren · ] Alles eine Geschmacksfrage Einserseits freue ich mich über jeden neuen Beitrag, angedeutet durch Aktualisierungen in Subskriptionslisten. Freue mich über die Verheißung ungelesener Artikel durch die eingeklammerte Zahl hinter Abonnements. Anderseits aber, bei multiplen Kontributoren, anhand des Stils sofort den Autor zu identifizeren, und sofort zu wissen, dass man ihn nicht lesen mag, den Eintrag. Sich mit einem schnellen Page Down seine Vermutung bestätigen lassen, und dann Ctrl-W. W wie weg. [ak, 20:50 · referenzieren · ] Versenkungen Schlimme Fußnotenlyriker am Start, hier. Der Fußnotenstrich als Teppich des Theoretikers, unter denen alle Ausnahmen und Komplikationen gekehrt werden. [ak, 13:41 · referenzieren · ] Bruch Blöd, dass man Systembrüche nicht gipsen kann. [ak, 17:19 · referenzieren · ] »Resignationsecken« »Der Mann resigniert sitzend, die Frau liegend.« Wilhelm Genazino in "Abschaffel". [ak, 20:36 · referenzieren · ] Wahlkämpferische Wellenreiter Als Kürbisalternative zeigt Arte morgen Nacht um 0:15 Uhr "The Virgin Suicides" von Sofia Coppola. Bevor der Sender am Montag mit "Wag the Dog" wahlkämpferisch wellenreitet. Überhaupt entwickelt sich die Programmgestaltung die Tage geradezu zum satirischen Fach, besonders gelungen auf Haim Sabans Pro Sieben am Montag: Zunächst "Fahrenheit 9/11" vom antirepublikanischen Michael Moore und direkt im Anschluss "The Terminator" mit dem republikanischen Gouverneur von Kalifornien. [ak, 16:26 · referenzieren · ] Museales Zwei ältere Damen hantieren an den Schließfächern der Museumsgarderobe. »Die 22, die müssen wir uns merken.« Sie hantieren am Schluss, drehen den Schlüssel hin und her, ohne dass die Tür schließt. »22. Zu zweit sollten wir uns die doch merken können.« Ich weise darauf hin, dass eine Pfandmünze einzuwerfen ist. »Oh, danke. Wir kommen ja vom Land. Da kennt man sowas ja nicht.« meint die kleinere der beiden. »Ich komme aus der Stadt, und habe es auch nicht sofort gemerkt.« Meine Hilfsbereitschaft geht mit mir durch: »Und sie können sich ja jeder 11 merken.« [ak, 15:02 · referenzieren · ] The Return of the Safety Pin »He hoped to look dangerous. "A little danger is kind of appealing, isn't it?" he asked.« »Punk Rocks Again« oder "Talking about the Ausverkauf". Was Karl Lagerfeld für H&M – »The collection includes black pegged pants with rows of safety pins running down the seams and white T-shirts emblazoned with Mr. Lagerfeld's image.«– unter Punk versteht. Die NY Times in ihrer Fashion & Style-Section. [ak, 13:23 · referenzieren · ] In A Misanthropic Mood Der Nachbartisch klingt wie die Live-Vertonung eines Disney-Comics. Also nicht komisch. Glattgespachtelte weiße Wände, eingelassene Halogenstrahler, kirschbraunes Mobiliar. Die Bar umzieht ien gleißendes Lichtband hinter satiniertem Glas. Im Silbertablett – der doppelte Expresso wird hier mit Wasser serviert und die Kellner tragen einheitlich weiße Poloshirts mit Emblem und schwarze Schürzen. Irgendwann taten mir heute die Verkäufer in einem Handyshop leid. Lindfarbene Hemden erinnerten mich sofort an Urinsteine. Hier dann noch Glück gehabt. – spiegelt sich das verzinkte Lüftungsrohr unter der Decke. Mittig durchziehen große Lüster den gewinkelten Raum. Ob sie mit Solarstrom betrieben werden? Sonst sind die beleuchteten Hinweisschilder auf die Notausgänge und der Papyrus am Eingang das einzige Grün. Kondenswasser perlt auf die weinrote Papierserviette. Die Feuchtigkeitsspuren wirken wie getrockneter Schorf. Ich nehme den letzten Schluck Wasser. Vom Nachbartisch quakt es immer noch. [ak, 10:53 · referenzieren · ] Zu welchem Behufe Zum Essen nimmt sie ihre Brille, ein modernes Breitbügelmodell mit eckigen Gläsern, ab. Förderung des Genusses oder Verringerung des Abscheus? Im Schneidersitz auf dem Stuhl sitzend punktiert sie mit der Gabel das Gericht, als handele es sich um Probebohrungen. [ak, 23:02 · referenzieren · ] Die Vorherrschaft des SCH »Isch mag wasch Kuscheligesch.« Das Gespräch rotierte un Handschuhinnenfutter. [ak, 22:06 · referenzieren · ] [oo] Das einzig Unangenehme am Beobachten ist, dass man sich der Beobachtung aussetzt. [ak, 09:55 · referenzieren · ] Mein Notebook König & Ebhardt, 600 SB. Sechsundneunzig Seiten, kleinkariert. [ak, 21:39 · referenzieren · ] |
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