The Return of the Rollkragen.

Und dann saß die junge Frau mit den hochgesteckten Haaren vor mir in der Takeover Bar, eingerichtet im Rahmen des Plateaux-Festivals. Menthol-Zigaretten zu goldenem Lurexpullover. Grüner Strickgürtel zu einer Hose, deren Rot leider nicht zu dem pastos aufgetragenen Lippenstift passte. Nervös spielten ihre Finger, teillackierte, abgekaute Nägel, während sie versuchte, sich in benachbarte Gespräche einzubringen. Die Themenfolge ihrer Einwürfe schlingerte von der Rhön, ihren Urlaubsplänen über Frankfurter Junkies zu Bulimie:

»Die Kate Moss, deren Freund, mir fällt der Name nicht ein, der soll ja auch magersüchtig sein. Ich lese ja nicht so Gala, aber wenn nicht mal Ruhm und Drogen reichen, was soll denn dann noch glücklich machen?«

Der Angesprochene korrigierte höflich. Dass Peter Doherty alles, nur nicht dürr sei, dass das Verhältnis durchaus im Kontext des Sex & Drugs & Rock'n'Roll einordnenbar sei, dass Kate Moss ja auch gerade den Junkie-Look in der Modefotografie verkörpere, dass die alte Band die Libertines gewesen seien, und er jetzt mit Babyshambles Musik mache.

Kurz der Gedanken, dass man hätte die Frage besser hätte ignorieren können. Ich holte noch ein Jever von der Bar und versuchte den Lurexpullover zu vergessen.

Was leidlich gelang unter Zuhilfenahme weiterer Biere und Konzentration auf Thomas Kapielskis Diavortrag "Ring & Licht" über Haken, Räder und die Unfotografierbarkeit von Musik. Auf dem Heimweg, später, das Jever war aus, erwischte ich einen stillen Taxifahrer in Strickjacke, kein Lurex, ein Glück.

Kann man auch Verhaltensweisen in die Nacht legen?

Neueste Erkenntnis aus der Waschküche: Einwegfeuerzeuge sind waschmaschinenfest (zumindest bei 30°).

Die Wege der Kommunikation sind unergründlich. (Im Tonfall der Verzweiflung vorgetragen beim Blick in die Mailbox.)

»Sushi ist okay, Sushi riecht nicht.« Der Barmann gestern im Rahmen der Diskussion, was eine Bar ausmacht. Seine Definition: Erstens, nur abends geöffnet, zweitens, kein Bier vom Fass und drittens, kein Essen.

Und vor dem nächsten Drink füllte er unser Schälchen mit Salzgebäck noch einmal auf.

Tanqueray. Hochgradige Hellsichtigkeit. Nicht, dass das, was ich sehe, ein schöner Anblick wäre, aber...

Ohne die Ampel für die Linksabbiegerspur sehen zu können, ahnte ich, dass diese nicht mehr Grün anzeigte. Der gelbe Kastenwagen des Kurierservice schoss in die Kreuzung. Inmitten des Viertelkreises, den die Fahrbahnmarkierungen vorgaben, schob sich die Front des Fahrzeugs über die Spur der eingeschlagenen Vorderräder. Der Asphalt war noch feucht vom letzten Regen. Langsamer werdend rutschte der Wagen weiter. Ein gußeiserner Begrenzungspfahl zum Bürgersteig beendete die Bewegung. Ein feiner strahlendgelber Lacksplitterregen rieselte von der Stoßstange zu Boden.

Es sah sehr schön aus. (Und Fahrer und Pfosten waren anschließend wohlauf.)

Im November in Frankfurt: Am 13.11. in der Brotfabrik: Coco Rosie · Am 20.11. im Mousonturm: Arto Lindsay mit Band · Am 23.11. ebendort im Studio Console feat. Andreas Ammer mit einem Hörspiel · Am 27.11. im Festsaal der Uni Frankfurt: Maximo Park.

Wenn Elise zur Zeit manchmal vergisst, das Stylesheet mitzuliefern, und dann dieser Moment tief empfundener Barmherzigkeit, in dem man das CSS-Mäntelchen reichen möchte, auf dass sie sich nicht verkühle.

Durch sorgsam gepflegte Disziplinlosigkeit beeindrucken.

Scheitel als Chance.

War heute was? Nein? Und warum dämmert es dann schon wieder?

Es herrschte eine äußerst reizvolle Diskrepanz zwischen ihrer Zierlichkeit und den Dr. Martens-Stiefeln, die sie zu schwarzem Rock und schwarzen Strümpfen trug. Überhaupt trug sie viel Schwarz und dazu dann bunte Glitzerketten aus Plastikperlen. Oft lagen wir bei ihr im Zimmer tranken billiges Export-Bier aus braunen Halbliterflaschen und hörten Musik. Pixies, Hüsker Dü, The Fall und The Wedding Present. Ganz oben auf dem Plattenstapel lag oft "George Best". Auf dem Cover er im roten Manchester United-Dress, auf dem Platz, im Hintergrund, unscharf die gefüllten Stadionränge. Neben dem Foto nur der Name der Band. Irgendwann schenkte A**** mir ein Mix-Tape, aufwändig gestaltet, darauf "Shatner" und "My Favourite Dress".

A**** habe ich ich dann während des Studiums aus den Augen verloren, später auch die Cassette. Und heute berichtet die FAZ, dass George Best mit dem Tod ringt.