frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Weder in der Verfassung

noch in der Stimmung, irgendwas zu Netz zu bringen. Wieder auf angenehmste mit meinen Ex-Schwiegereltern-In-Spe einige Flaschen Wein geleert. Reicht als ein Anti-"Samstag ist Selbstmord"-Depressivum.

[ak,  23:03 · referenzieren ·  ]



Das kuttersche Manifest

«Nutzlos, vergänglich, unbedeutend zu sein: Ist nicht vielleicht das die vollkommene Freiheit?». Mit dem Kutter Vorwärts, dem Vergessen entgegen. Wahrer als vieles sonst zu lesendes.

[ak,  22:38 · referenzieren ·  ]



Das zweite Standbein

Nur so am Rande beim bierseligen Schwätzen mit H***** und Chr****** notiert: Heutigen Unwägbarkeiten begegnet man besser hüpfend denn duch die Schaffung eines zweiten Standbeins. Job-Hopping, Relationship-Hopping, die Welt ist eine hüpfende.

[ak,  23:54 · referenzieren ·  ]



Die Erscheinung zu Mariä Himmelfahrt

Fast passend zum heutigen bayerischen Feiertag. Mir ist heute so kathokolisch!

[ak,  12:21 · referenzieren ·  ]



Wie mir Herr Lakatos einmal die Tür offengehalten hat

Darf man aktuell eigentlich vom guten Wetter sprechen? Heute mittag hatte sich das Wetter nach dunstig-diesigem Tagesanfang offenbar dafür entschieden, die Sonne an der Temperaturgestaltung zu beteiligen. Meine Fahrt in anschwellender Mittagsschwüle mit der U-Bahn führte mich in den Dornbusch. Am Haupteingang des Hesssichen Rundfunks holte mich die Hörfunk-Volontärin zu einem Interview über Online Tagebücher ab. Hinter dem großen Sendesaal vorbei an der Outdoor-Kantine mit intensivem Grill-Odeur in ein weiteres Gebäude; Aufzug, zweiter Stock und dann platzgenommen in schwarzledernen Freischwingern. Aus einem kleinen Lederköfferchen wuchtete Chr******* das Aufnahmegerät auf den Tisch. Das Sony TC-D5M ("mit schaltbarem Spitzenpegel-Begrenzer") hatte die Anmutung eines platten Kohlebriketts. Lautstarke Landung auf dem überfüllten Scheibtisch: viel leichter schien es auch nicht zu sein. Aber auch ebenso robust. Zunächst wurde noch der Spitzenpegel-Begrenzer eingeregelt.

Chr******* erstellt ein 15-minütiges Radio-Feature für den hr2, welches im nächsten halben Jahr in der Sendereihe Wissenswert ausgestrahlt werden soll. Und ich sollte dazu Material liefern (neben anderen), diente also der Anhäufung von Schnittmaterial. Die eigene Neugierde (und auch ein wenig Eitelkeit) hatten mich jetzt hier zufällig in ein Büro der Casting-Abteilung geführt. Die Wände gepflastert mit Agenturplakaten, die mit einer Unzahl passbildgroßer Schauspielerportraits an Fahndungsplakate aus den späten Siebzigern erinnern — nur viel schöner, interessanter und vor allem in bunt.

Frage: Seit wann schreiben Sie ihr Online-Tagebuch?
Antwort: Seit knapp einem Jahr
F: Was war Ihre Motivation, ein Online-Tagebuch zu schreiben?
A: Eine persönliche. Und die persönliche Lust an Sprache und Gefallen an Sottisen und Sentenzen. Zudem stellt es einen Ausgleich zu meinem recht rationalen Berufsalltag dar. Daneben dient es mir der Selbstreflektion, diese Art, persönliche Gedanken und Empfindungen, ausgelöst durch verschiedenste Quellen, Alltag, Kino, Musik und auch das Internet, aufzuschreiben und dann niedergeschrieben zu sehen.
F: Ist es nicht irgendwie paradox, persönliches Tagebuch und dann die Offenheit des Internet?
A: Ich bemühe schon einen sorgfältigen Umgang mit dem was und worüber ich schreibe, ich filtere. Auf der anderen Seite bemühe ich mich um Ehrlichkeit. Das Weblog spiegelt schon Facetten von mir wider, aber es ist sicherlich nicht alles, was mich ausmacht. Man kann sich aber sicher auch ein Weblog vorstellen, in dem man eine Person spielt, in dem der Autor eine rein fiktive erfindet. Ist aber nicht mein Ansatz.
F: Und warum schreiben Sie nicht klassisch auf Papier?
A: Diese Form nähme mir die Möglichkeiten, direkt auf einige der Auslöser meiner Einträge zu referenzieren. Eine Notiz "dieses oder jenes geht mir auf den Keks" ist prägnanter, wenn man direkt auf "dieses und jenes" verweisen kann. Zudem, da bin ich ausreichend Technologie-affin, schmeichelt es dem eigenen Ego, diese Notate schön aufbereitet zu sehen.
F: Ist auch eine gewisse Selbstdarstellung Motivation? Ein gewisser Exhibitionismus?
[Dieses letzte Fremdwort hatte ich schon zu Beginn der Frage erwartet. Nun, da musste ich jetzt wohl durch!]
A: Ihre Frage nach Exhibitionismus hatte ich erwartet. Aber erstens gefallen mir die Konnotationen des Wortes nicht, und zweitens würde ich viel lieber von "Eitelkeit" sprechen.
F: Und wie wichtig ist Ihnen die Möglichkeit, dass Leser Ihre Einträge kommentieren können?
A: Diese Möglichkeit war ein wesentlicher Grund meines kürzlichen Umzugs [von dort]. Aber zentrales Element ist es nicht. Natürlich freut man sich, wenn Leser Stellung nehmen, aber in erster Linie fröhne ich mit dem Schreiben meinen eigenen Interessen.
F: Kennen Sie ihre Leser?
A: Nein, eigentlich nicht, außer einige der Ko-Tagbuchschreiber.
F: Wissen Freunde und Kollegen davon, dass Sie Online-Tagebuch schreiben?
A: Einige Freunde wissen es, aber bei den meisten glaube ich nicht, dass sie etwas ahnen (oder sich entsprechendes auch nur vorstellen können)!

So in etwa aus der Erinerung zitiert und skizziert, diese Viertel- bis halbe Stunde des Interviews, frei flottierend um und über verschiedene Themenfelder. Zum Abschluss wurd ich nooch gebeten, einen meiner Einträge zu lesen. Und dann noch einfach die Titelzeilen der letzten zwei Wochen. Füllmaterial

Beim Gehen hielt mir dann Tony Lakatos (guter Saxophonist und Mitglied der hr Bigband, schreckliche Seite) die Tür auf. Auf dem Arm trug er ein Sakko spazieren.

[ak,  23:22 · referenzieren ·  ]



Lecker Literatur

Der New Yorker beschäftigt sich in seiner aktuellen Ausgabe mit Kochen und allem, was dazu gehört. Julian Barnes schreibt über die Spezies des kochenden Mannes, nicht zu verwechseln mit dem Hausmann. Seine Küchensozialisationsgeschichte kommt mir reichlich bekannt vor, auch wenn in meiner Kindheit noch meine Großmutter zuhause die Küchenhoheit inne hatte. Die Erlaubnis zu helfen eröffnete die Chance, Teig-, Sahne- und Puddingschüsseln auszulecken. Kochqualifizierung erfuhr ich dadurch nicht. Mit dem Auftreten der ersten ach so praktischen Tiefkühlgerichte und Mikrowellen durfte ich als Sohn dann zwar auch in der Küche Hand anlegen. Kochmützenanwärterschaft erlangt man so nicht. Hier einige Auszüge aus dem Text von Julian Barnes:

"In my childhood, the usual genteel protectionism surrounded activities in the voting booth, the marital bed, and the pew. But I failed to notice a fourth secret place — secret, at least, from boys in the — English middle-class home: the kitchen. Meals and my mother emerged from it [...]

And, as with sex, politics, and religion, so with cooking: by the time I began to find out about it for myself, it was too late to ask my parents. [...] Top of my range was bacon chop, peas, and potatoes. The peas were frozen, of course; the potatoes were tinned and pre-peeled, and came in a sweetish brine that I used to drink; and the bacon chop was unlike anything I subsequently encountered under that name. Boneless, preshaped, and of a luminous pink, it was distinguished by its ability to keep its fluorescent hue no matter how long you cooked it."

Weitere Appetizer von Chang-rae Lee über Seeigel, Nora Ephron über kunstvolle Pastrimi-Sandwiches, Janet Malcolm über amerikanische Kochererfahrungen mit einem französischen Kochbuch von Alice B. Toklas und Madhur Jaffrey über Geschmacksempfindung und -erinnerung. [via perlentaucher]

[ak,  21:09 · referenzieren ·  ]



Und kann nicht endlich jemand den Generationsroman schreiben, in dem sich meine Generation wiederfindet?

Auch so ein bierseliges Thema des gestrigen Abends: Auf einem Balkon sitzend über die Inhaltsleere des aktuellen Wahlkampfs räsonnieren, dann über das tiefsitzende Unwohlsein, zum ersten Mal in einem fast fünfunddreißijährigem Leben diagnostizieren zu müssen, dass gegenwärtig ein echter Anlass zur Beunruhigung bestehe. Am Ende wieder zu dem Fazit kommen, das es sich bei uns ja immer noch um Jammern auf hohem Niveau handele, welches die semantischen Unterschiede zwischen Ich habe keinen Job zu Ich bin arbeitslos auf die Goldwaage lege. Eigentlich sollte sich inzwischen genug Material angehäuft haben, aus dem sich ein spannend-interessanter Roman schmieden ließe. Sehr geehrte Dichter & Autoren: Ich warte!

[ak,  23:13 · referenzieren ·  ]



Rückkopplungen, konjunktivisch

Wenn ich hier darüber nachsinnte, worüber ich mich am Mittwoch an der Bertramswiese unterhalte, worum handelt es sich da, kommunikationstheoretisch. Rückkopplung, Reflexion kann es nicht sein. Eher Vorkopplung, Anteflexion?

[ak,  23:07 · referenzieren ·  ]



Die Verkehrsnachrichten

Auf der Fahrt auf der A3 entlang der hochgejubelten ICE-Strecke heute alle paar Kilometer die roten "Die Bahn schenkt Ihnen eine Stunde"-Einsen bemerkt. Musste an Kreuzwegstationen denken. An einigen dieser Denkmäler der Beschleunigung (Pilgerpfad des Vilém Flusser?) hielten Wanderer Andacht. Offenbarung per Druckwelle des ICE3, aus Tunnelröhren erwartend?

[ak,  22:58 · referenzieren ·  ]



Keiner versteht mich

Einverstanden, eine Anmaßung. Es gibt sicher mehr Menschen, die nicht verstanden werden oder sich unverstanden fühlen. Letzterer Zustand kann dabei im Gegensatz zum ersten durchaus zum persönlichen Wohlbefinden beitragen. Lieber Gott, gebe mir meine tägliche Distinktion!

[ak,  22:25 · referenzieren ·  ]



Intensive Betulichkeit

Wer in Idstein auf dem Jazz-Festival musikalische Offenbarungen erwartet hatte, wurde 1) am Samstag sicherlich enttäuscht und verkennt 2) den Charakter dieser Veranstaltung. Hier herrscht(e) einfach fachwerkgerahmte Betulichkeit. Es geht darum, einen netten Tag mit Jazz-, Blues-Standards, und in diesem Jahr auch verstärkt Salsa zu verbringen. Idstein goes Multi-Kulti. A***, A****** und ich kamen am späten Nachmittag an, entrichteten unsere 7 Euro für den Eintrittsbutton und mischten uns unter das breitgefächerte Publikum. Viele junge Eltern mit Kleinkindern, die buntgeschminkt vor den Kleinbühnen spielten, in Ehren ergraute Bluesveteranen, zersauselte Altachtunsechziger mit Neil Young-Tour-T-Shirt, gepiercte oder sonstwie selbst-malträtierte Jugendliche auf der Suche nach der rebellischen Andersheit, der dörfliche Taunushesse, der bei Äppler föhrlich neben seiner Gädda wippend seinem Dixieland-Faible fröhnt. Eine gelöste Unaufgeregtheit durchzog die Gassen der Idsteiner Altstadt. Angrenzende Straßen und Plätze buhltem mit neu-altem Kopfsteinpflaster um eine vordere Platzierung bei Unser Dorf soll schöner werden, Hinterlassenschaften der diesjährigen Austragung des Hessentags (der, nebenbei bemerkt, Idstein bis nach Ulm bekannt gemacht hat; zumindest hatten A****** und ich am Autbahnkreuz Ulm-West in den Verkehrsnachrichten von dem damaligen Verkehrskollaps in und um Idstein gehört: «Gäste des Hessentags werden darauf hingewiesen, dass der Pendelverkehr zu den Parkplätzen eingestellt ist.» Vermute, hier stand Politpoet ("Kinder statt Inder") und landesväterlicher Hauptsponsor Roland brutalstmöglichst Koch kurz vor der Ausrufung des Katastrophenfalls).

Mainstream-Jazz ist dagegen noch immer Nischenkultur, so dass man sich erst einmal daran gewöhnen musste, an den Bier- und Fressbuden direkt bedient zu werden und fast unbehindert von Bühne zu Bühne flanieren zu können. Vielleicht hatten aber auch die durchwachsenen Wetteraussichten die Besuchslust und Besucherzahl gedrückt. Und die Gediegenheit von Veranstaltung und Publikum hatte den angenehmen Vorteil, dass Getränke in richtigen Gläsern gereicht wurden. Ein Argument gegen Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein-Veranstaltungen mit den unsäglichen Nullkommavier-Bechern aus milchigem Weichplastik mit den Bissspuren der Verzweiflung des Vortrinkers. Das Ende des Abends erlebten wir mit einigen Runden Bier, zufällig getroffenen Exkollegen und ordentlichen Blues-, Jazz- und Pop-Covern. Das anschließende Gute-Nacht-Bier verlängerte den Abend dann noch bis um 2:45 Uhr. Siehe oben.

[ak,  18:07 · referenzieren ·  ]



Kaleidoskopische Wahrnehmungen

Aus irgendwelchen mir nicht richtig vertrauten Hirnregionen blitzen immer wieder visuelle Erinnerungsfragmente auf: Rötlich gewelltes Haar von Überschulterlänge; eine stupsige Nase, die sich bei kritisch-fragendendem Stirnfaltenwurf noch etwas weiter in die Höhe reckt. Oder glattschwarzes, schimmerndes, straffgezopftes Haar um einen hohen, schlanken Kopf mit dunkelbraunen Augen unter scharfkonturierten Augenbrauen; ein schmunzelndes Lächen durch hohe Zahnreihen. Oder die dunkelbraune Pagenfrisur, darunter ein Gesicht, in dem man mit blinzelnd-schelmischem Blick aparte Grübchen zum Erscheinen bringen kann. Das Leben ist schön! Und kunterbunt.

[ak,  23:03 · referenzieren ·  ]



Alles Gute, A****

Meine Großmutter ist heute 90 Jahre alt geworden. Die große Gratulationskur findet am Samstag statt. Ich werde nur anrufen. Irgendwie mischt sich Wehmut in meine Erinnerung. Vor wenigen Jahren machte ein Sturz aus dieser patenten und pfiffigen Frau eine sehr alte Person. Im Rückblick erscheint es mir wie Alterung in Zeitraffer. Das Gesicht urplötzlich eingefallen, die Haare nicht mehr so strahltend weiß, die kleinen Augen nicht mehr so verschmitzt funkelnd.

Gerade deswegen: Herzlichst alles Gute zum Geburtstag, A****!

[ak,  22:35 · referenzieren ·  ]



Jammern auf hohem Niveau

Die letzten Tage hat mich die Suche nach geeigneten Resonanzböden beschäftigt. Am Dienstag war ich mittags mit meinem Seniorberater in der Brasserie an der Alten Oper verabredet. Versammlung der Schönen und Erfolgreichen. Und H****** bewirft dann mit seiner Zigarettenschachtel die leichtbekleideten Füße junger Damen, denen die goldene Partnerkreditkarte aktiven Polittourismus auf der Goethestraße erlaubt. «Du, und dahinten ist Möller & Schaar, Du weißt, wo der Rudi mit dem Moritz ...». Mein Seniorberater — also eigentlich mein Exschwiegervater in spe —, also H****** und ich genießen Sonne und Bitburger. Eigentlich ist er mir keine Hilfe bei meiner bevorstehenden Entscheidung, aber eine Extraportion Egopolitur nehme ich doch gerne mit.

[ak,  22:01 · referenzieren ·  ]


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