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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Rechts, ganz rechts in der Lade

Meine Musikalienlade ist keinem elaborierten Ordnungsschema unterworfen. Links die Jazz- und Jazz-nahen CDs, dahinter versteckt der karge Klassikbereich. Rechts der Rest, ein Sammelsurium aus Pop, Rock und Peinlichkeiten. Überschaubar, was die Zahl angeht: die meisten CDs finde ich noch anhand der Farbe des Coverrückens. Wenn ich nach Musik suche, starte ich die Suche meistens in der Ladenmitte. Eher Jazz? Links! Alphabetisch nach Hauptinterpret sortiert, somit fällt Naked City unter Z wie Zorn, John. Extreme Randlage. Der rechte Rest ist weniger geordnet. Aktuelle Präferenzen links, Ausgehörtes und Überhörtes sedimentiert sich an der rechten Seitenwand. Ab und an wühlt eine Tiefenbohrung dann wieder einen lange geschonten Silberling in die akustische Erinnerung. Jetzt zum Beispiel Freak Scene, EP von Dinosaur Jr., 1988. Der Stille entrissen, da ich gestern in einer U-Bahnstation einen zotteligen Herrn mit Hund sah. Plakat zu J. Mascis nächste Woche live & solo im gern besuchten Mousonturm.

[ak,  17:05 · referenzieren ·  ]



An Evening Edged with Cold

Gestern abend Zeit gefunden für diese Eigenempfehlung zum Thema Jonas Engström vs. Will Dormer: Ja, wie war das nun, Insomnia 2002 vs. Insomnia 1997? Überraschend fast identische Einstellungen in beiden Filmen. Die skandinavische Variante wirkte lakonischer auf mich, auch unterkühlter. Die amerikanische Version präsentierte sich zugespitzter, fokussierte stärker auf das Duell zwischen Dormer / Finch und die psychische Dimension der Schlaflosigkeit. Dagegen verzichtet die Vorlage auf die klischeehafte Konfrontation von hübscher, ehrenhafter Kriminalistin und grauem Wolf mit Dreck am Stecken. Fazit: 2 x guter, spannender Zeitvertreib. Und unterschiedliche Enden hat's auch.

[ak,  12:27 · referenzieren ·  ]



Zu langsam (oder: mich liest ja keiner)

Dass Telepolis jetzt erst auf den schon zügig (wie sonst?) rollenden Zug aufschwingt? Die frappierende Ähnlichkeit der Plakate zu Lord Of The Rings — The Two Towers zu den Bildern vom Ground Zero wurde hier schon vor einem viertel Jahr observiert.

[ak,  22:28 · referenzieren ·  ]



Schlaflosigkeit auf schwedisch

Ohne mich hier zum Fernsehratgeber aufschwingen zu wollen: Heute läuft im ZDF die schwedische Vorlage von Erik Skjoldbjærg zu dem kürzlich hier diskutierten Film Insomnia, natürlich unter eingedeutschtem Titel Todesschlaf.

[ak,  19:41 · referenzieren ·  ]



Zersägter Brasilpop

Ich hocke auf dem Boden aus Industriemetallplatten im großen Saal des Mousonturms und warte auf den Beginn des Konzerts von Arto Lindsay und Band. Der Plattenladen sortierte das aktuelle Album "Invoke" von Jazz / Avantgarde um in die Sektion Weltmusik, Unterabteilung Brasilien. Mal hören, wohin die Reise führt. Auf der Bühne leuchtet ein TFT-Bildschirm, ansonsten Verstärkerboxen, Fußpedale und im Hintergrund ein Podest mit drei Keyboards. Pünktlich erscheint die Band mit Arto Lindsay auf der Bühne. Arto Lindsay sieht aus wie eine Schrumpfversion von Jürgen Trittin: Hohe Stirn über eingefallenem Gesicht, eine etwas zu große Brille wird durch eine profilierte Nase und etwas abstehende Ohren gehalten. Die hagere Figur steckt in metallisch-blauer Jeans, die im Konzert mehrmals wieder hochgezogen werden muss, weißem Hemd und schwarzem Jackett, dazu dann mintblau-weiße Gitarre mit pinkem Gurt.

Mit den ersten Liedern wandelt sich diese Hutzelmännchen auf der Bühne dann aber in ein veritables Rumpelstielzchen. Taschenmesserartiges Zusammenklappen Arto Lindsays führt die Hand kreischend über die Saiten. Brasilianisch inspirierte Lieder, teils in englisch, teils in portugiesisch vorgetragen, werden mit diebischem Vergnügen mit der E-Gitarre zersägt, während Keyboards und Bass Rhythmus und Grundmelodie stoisch weitertreiben. In der Halle wechseln die Leute zwischen entspannten Wippen und angespanntem Ohrenzuhalten. Nach drei Zugaben werden wir entlassen und nehmen eine gute akustische Vorstellung einer südamerikanischen Taxifahrt mit dudelndem Popsender und abrupten Brems- und Beschleunigungsmanövern inklusive kreischender Reifen mit.

[ak,  12:13 · referenzieren ·  ]



Ungepflegte Fingernägel und ausgekochte Teebeutel

Sehenswert, Christopher Nolans neuer Film — nach dessen Rätselstück MementoInsomnia. Diesmal mit einem Budget, das den Einsatz von Al Pacino (der Salon schreibt «Al Pacino, who looks even more like a thrice-boiled tea bag») und Robin Williams, mal gegen den Strich als Böser, erlaubte. Fesselnder Thriller, der untergründig die Frage nach Gut und Böse durchdekliniert. Will Dormer als Name des von Pacino gespielten, von Schlaflosigkeit geplagten Detectives im sommerhellen Alaska erschien mir arg deutlich, beeindruckend aber die Details seines zerknitterten Gesichts und die verschmutzten und vergilbten Fingernägel.

[ak,  17:20 · referenzieren ·  ]



Musikalisches Schmarotzertum

Kennt bestimmt schon die ganze Welt, aber für den Rest der Hinweis auf die interessanten Kompilationen der Tonspione. Mal was anderes auf die Ohren.

[ak,  23:57 · referenzieren ·  ]



Stille Seufzer

Product Placement von Apple, B&O und Beck's, merkwürdigste Kopfbedeckungen und immer noch wurmt Badly Drawn Boy's Silent Sigh durch mein Ohr: About A Boy. Seufz!

[ak,  13:25 · referenzieren ·  ]



Einnisten in die Waldschmidtstraße

müsste man sich für die kommenden Wochen: Im Mousonturm stehen auf dem Programm: Lambchop (16.09.), Peter Brötzmann (04.10.), Arto Lindsay(21.10.), Christoph Lauer und Jens Thomas (13.10.) ...

[ak,  17:22 · referenzieren ·  ]



Frankfurter Lyrik

Ausstellungsleihgabe des Zweitausendeins-Verlages:

[ak,  18:20 · referenzieren ·  ]



Eklektizimus am Sonntag Morgen

Ohne Grund früh aufgestanden. Bei frühmorgendlichem Sonnenschein mal endlich wieder durch den Nidda-Park gelaufen. Duschen, große Kanne Kaffee und Frühstück mit Footprints live! und Feuilleton. Im Interview mit Sir Simon Rattle urteilt dieser über sich: "Mein Musikgeschmack ist sehr promiskuitiv. Mir fällt auf, dass das Wort Eklektizismus vor allem in Deutschland einen abwertenden, negativen Beigeschmack hat. Man kann Eklektizismus auch als etwas Positives verstehen, einen Begriff, der für Offenheit und Genuss steht." Den Wechsel zum Literaturteil begleitet jetzt Múm mit finally we are no one. Zweite Kanne Kaffee.

[ak,  12:04 · referenzieren ·  ]



Final destination Frankfurt

Über verschlungene Wege via Mono wieder zum Tzadik-Label geraten. Dort der Verweis auf ein Interview mit John Zorn im Bomb Magazin. Auf der gleichen Seite auch ein Interview mit Calexio, just erst hier in Frankfurt gesehen. Klein ist die Welt.

[ak,  22:46 · referenzieren ·  ]



Was will uns der Künstler damit sagen?

Etwas weit hergeholt, diese Kunstunterrichtsfrage. Auslöser waren Anmerkungen zu meiner donnerstäglichen Irritation (hier eher im englischen Wortsinne verstanden). Einige Google-Anfragen später ist hier nachzutragen, dass das großflächige Plakat an der Rotunde der Schirn ein Werk der in Mexiko geborenen Künstlerin Minerva Cuevas ist, unter anderem gefördert durch das Projekt urban tension. Dort finden sich, frech aus dem Frame heraus verlinkt, eins, zwei, drei Bilder. Gut und schön?. Werden hier Grenzen zwischen Kunst, Kommerz (hier in Frankfurt natürlich Banken) und in diesem Fall auch Politik überschritten, verwischt oder bewusst verschleiert? Und was ist von einer Kunst zu halten, die sich direkt vom Atelier über Galerie in die reichhaltigen Sammlungen — die Photographie-Sammlung der DZ-Bank hat einen hervorragenden Ruf und bei der Deutschen Bank kann man die Bestände beispielsweise bis zu Andreas Gursky durchstöbern — von Unternehmen bewegt. Stellen die Künstler ihre Fragen via Werk dann direkt den Herren Breuer und Ackermann? Oder besteht kein Unterschied zu berühmten Arbeiten für Fürsten- und Königshäuser? Kein Unterschied zu Sammlungen und Museen großer Industriefamilien (Solomon R. und Nichte Pegggy Guggenheim)?

Ich will gefragt werden von Kunst! Und nicht nur von vor Hauptsitzen repräsentativ platzierten Skulpturen (Max Bill vor der Deutschen, Claes Oldenbourg vor der DZ-Bank).

[ak,  23:56 · referenzieren ·  ]



Protoanarchismus im wahlkämpferischen Sommerloch

Mit Klemmmappe mit letzten Ausdrucken des Tages unter dem Arm passierte ich gestern Europäische Zentralbank (Tour Duisenberg) und Schauspiel Frankfurt. Unterwegs Business-Hemden mit gelockerten Krawatten, Sakko locker über die Schulter geschlagen, der andere Arm mit Mobiltelefon grillte das Hirn. Am Karmeliterkloster vorbei musste ich auf dem Römer ein gigantisches Stahlgerüst umrunden — vermutlich für den Sonntag in Frankfurt stattfindenden Ironman. Ich war eher auf dem Weg zum hessischen Sandstoneman: Die Ausstellung "Das Rätsel der Kelten vom Glauberg" in der Schirn. Mein konsequentes zu früh Erscheinen ließ mich auch gestern nicht im Stich. Bewehrt mit der aktuellen Zeit kaperte ich ein Tischchen vor der Rotunde der Stirn, um ein erstes Feierabendbier zu genießen. Schwitzende, kurzbehoste und ärmellos be-t-shirte Touristen stampften schnaufend vom Römerberg in Richtung Dom. Mein Blick wurde gebannt durch ein haushohes Plakat an der Schirn: Blockstreifig bunt las ich den großbuchstabigen Text:

«Regiert zu werden heißt, bei jeder Handlung, jedem Geschäft, jeder Bewegung, notiert, registriert, erfasst, taxiert, gestempelt, vermessen, bewertet, versteuert, patentiert, lizensiert, autorisiert, befürwortet, ermahnt, behindert, berichtigt ... ausgenützt, beherrscht, erpresst, gedrängt, getäuscht, beraubt zu werden. Alles im Namen des öffentlichen Nutzens und des Gemeinwohls.»

Kommentar zur allgemeinen Politikverdrossenheit? Klage über den Zerfall der Gesellschaft in Partikularinteressen? Unterhalb der Installation (um die es sich irgendwie offensichtlich handelte) ein Baugitter mit der Plakatierung einer Aktion Kunst gegen Gewalt, gesponsort durch die Deutsche Bank. Heute nach dem Urheber des Zitats recherchiert. Pierre Joseph Proudhon 1809 - 1854, libertärer Sozialist und Proto-Anarchist («Eigentum ist Diebstahl»). Frankfurt schafft es immer wieder, Kontraste auf den Punkt zu bringen. Und das Hochhaus der siechen Commerzbank reckte sich hinter Frankfurts Gudde Stubb in den blauen Himmel.

Der anschließende Besuch der Keltenausstellung war übrigens absolut lohnenswert. Ideal für einen ersten Einblick in die merkwürdige Geschichte und das noch merkwürdigere Verschwinden aus der Geschichte. Peinlich berührte der erste Raum mit der Aussage, Kelten fürchteten nur eines: "Dass ihnen der Himmel auf den Kopf falle!" Meine Allgemeinbildung erhob sich zum Widerspruch: Das waren doch die Gallier! Um dann ein Schaubild weiter festzustellen, dass es sich hierbei um zwei Bezeichnungen ein und desselben Volkes handele. Hier finden sich weitere und fundiertere Informationen zu den Kelten und dem Glauberg.

[ak,  08:01 · referenzieren ·  ]


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