frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Präludium für den Abend

Im Hintergrund duellieren sich Dave Douglas und John Zorn akustisch mittels Trompete und Saxophon, ab und an unterbrochen durch Joey Baron, wenn es dem am Schlagzeug zu langweilig wird. Habe ihn mal live gesehen. Irgendwann in der ersten Hälfte der Neunziger, als ich mit von Schwester geliehenem Golf-Diesel in die Musikschule Unna gefahren bin. Selten vorher oder nachher habe ich so ausgefeiltes wie ausgefallenes Schlagwerken gesehen wie bei Joey Baron, damals mit Tim Berne und Miniature unterwegs auf Tour. Wobei ich mich des Konzertsaals in Unna eher als Ort des Strandens erinnere.

[ak,  16:33 · referenzieren ·  ]



Nostalgie und Phantomschmerz

Gebeugt schlurft er auf die Bühne, die Gitarre hinter sich herziehend. Und schenkt sich zwei Gläser Wasser ein, bevor mit schüchterner Handbewegung und einem kanppen "Hello" das Publikum begrüßt wird. J Mascis gestern im Mousonturm, allein mit halbakustischer (oder halbelektrischer) Gitarre, begleitet nur von einem Z-beinigen Beistelltischchen, das es aber in sich gehabt haben muss. Das erste Stück, Freedom von am aktuellen Album Free So Free. Und immer wieder, für kurze Passagen wird das Geschrammel rückgekoppelt, verfremdet, verzerrt. Stop & Go-Grunge, wenn man denn einen Namen vergeben müsste. Wie das aktuelle Everybody Let's Me Down wird auch das 15 Jahre alte Freak Scene aus der Zeit von Dinosaur Jr. werden dieser Behandlung unterzogen.

Das Publikum wippt auf dem Industrieblechboden der Konzerthalle. Und Herr Mascis sitzt auf seinem Stuhl, traktiert sein Instrument. Die langen, zotteligen Haare scheinen im Scheinwerferlicht in Ehren ergraut. Ein Vergleich mit meiner aktuellen Haarlänge erzeugt einen schwachen Phantomschmerz. Studium, Münster, Parties und Konzerte im Gleis 22 oder in aufgegebenen Fabrikhallen am Hawerkamp. Nostalgie kriecht empor. Unter wird mit einem Schluck Bier wieder heruntergespült. Besinnlicher Advent.

[ak,  15:20 · referenzieren ·  ]



Warmkalt

Die Sängerin schien zu frösteln, wie sie in ihrem ärmellosen Tweedkleid auf der Bühne stand. Die kalkweißen Arme suchten Halt an Hüfte und Mikrophon. Die schwarzbestrumpften Beine spielten Doppelhelix. Die Hände vergruben sich ineinander, als wollten sie sich voreinander verstecken. Leicht unterkühlte Lieder von BlueBaby, die mich an ein Skandinavien erinnerten, wie ich es nicht kenne. Warmkalte Empfindungen. Einzig bei einem in Spanisch vorgetragenen Lied wirkte sie geborgen hinter dem Korpus der Gitarre, auf einem Stuhl sitzend wie der Rest der Band.

[ak,  10:56 · referenzieren ·  ]



Stereo Total

Wer Françoise Cactus und Brezel Göring mag, kann hier eine komplette CD inkl. Cover herunterladen. Unveröffentliches, Rares und Krauses.

[ak,  09:05 · referenzieren ·  ]



Posteingang

Heute Post aus Stockholm und Berlin erhalten. Die ersten beiden Winterswap-CDs. Spannend.

[ak,  14:34 · referenzieren ·  ]



Burn Baby Burn

Man trödelt so durch's Leben, und muss dann plötzlich feststellen, dass der Winterswap noch meines Beitrags harrt. Andere scheinen weiter: Daniel will sich selber überraschen. Frank bevorzugt zukünftig definiertere engere Zirkel. Mama meint, es wird lustig. Jörg kennt auch keinen seiner Adressaten. Roland überwindet technische Unzulänglichkeiten. Ines verzweifelt im Wohnzimmer. Und ich, ich trödele!

[ak,  22:39 · referenzieren ·  ]



Künstlerische Klickwelten

Vielleicht muss man ja mit kindlicher Naivität an die Exponate des Zentrum für Kunst und Medientechnologie herangehen. Knapp über Kindesalter stolperte ich also durch die Projektionskammern des Karlsruher Museums. Polarisationsbrille auf, Stirnrunzeln, Brille ab, weiter. Dem Zugang wenig förderlich waren die rudimentären Erläuterungen zu — nein, nicht zu den Werken — sondern zur Bedienung der Exponate. Aber, wie oben bereits gesagt: Vielleicht hätte etwas Naivität geholfen.

Gefallen haben Beyond Pages. Mit einem Sensorstift konnte man in einem auf den Schreibtisch projezierten Buch blättern. Und über den auf einer Seite abgebildeten Lichtschalter bediente man dann die Schreibtischlampe. Launig auch das Bar Code Hotel. Mehrere Mitspieler bevölkerten per Strichcodeleser die dreidimensionale Projektion eines rechteckigen Raumes mit diversen Gegenständen, änderten diese und bewegten sie durch den Raum. Spielspaß für die ganze Familie. In einem anderen Raum hatte man Tastatur und Maus durch Pflanzen ersetzt. Deren Erregungspotenziale bei Berührung ließen auf der Leinwand fraktale Farne wuchern (Interactive Plant Growing) und etwas abseits unterm Dach konnte man sich über die KlangWeltKarte durch Weltgeräusche orgeln. Oder man radelte per Fahrrad durch Buchstabenwelten auf den Stadtplänen von New York, Amsterdam oder Karlsruhe (The Legible City).

Ich merke, Installationen mit teils überraschender, teils banaler, instanter Erfahrbarkeit rangieren in meiner Gunst deutlich vor mehrteiligen DVD- und Videoprojektionen unbekannter Laufzeit. Ungeduld? Ja, aber ausgehalten habe ich dann die Flash-Animation Kunstbar: Ein Mann trinkt sich durch das Angebot einer Bar und fällt in verschiedene Kunstkontexte von da Vinci über Munch bis Pollock. Insgesamt netter Zeitvertreib für einen Sonntag Nachmittag, aber bei dem Wetter hätte man auch anderes unternehmen können.

[ak,  16:36 · referenzieren ·  ]



Kreuz- und Querbeziehung oder: nochmals James Bond

Auf einem Spaziergang durch die Gemeinde einen kurzen Halt gemacht, Bekanntschaft mit Arthur Fellig alias Weegee gemacht, um dann verblüfft festzustellen, dass das Cover der Platte, die mich auf musikalische Abwege gebracht hat, dessen Foto Murder in Hell's Kitchen zeigt. Auf der Platte übrigens auch das James Bond Theme in genialer Speed-Metal-Jazz-Version (oder so ähnlich). [via deutschl.antville]

[ak,  13:33 · referenzieren ·  ]



Funkelpferd

Noch ganz verwundert ob des gestrigen konzertanten Abends im Nachtleben. Sparklehorse nach einem sehr schönen halbstündigen Aufwärmen durch Norfolk & Western. Aber verwundert war wohl auch der Frontmann von Sparklehorse, der im Konzert bat, man möge doch den grellen Scheinwerfer ausstellen. Bis er einsah, dass es der eigene Videoprojektor war. Musikrichtung? Keine Ahnung! Gut, wenn man dann wortlos auf Nachbarn verweisen kann.

[ak,  12:36 · referenzieren ·  ]



Reanimation per Bassboxen

Tut man ja eigentlich nicht, als Frankfurter nach Offenbach zu fahren. Also beantrage ich gleich eine nachträgliche Ausnahmegenehmigung: Denn gestern spielte Kosheen im Capitol. Die Vorgruppe haben wir mit Bier im apricot-farbenen Foyer überbrückt. Eindrucksvolles Konzert dann ab der ersten Minute, besonders für Trommel-, Zwerch- und sonstige Felle. Dass das Pummelchen vor mir ungefähr vier Lieder lang versucht hat, eine Nachricht in die bernsteinfarben leuchtende Tastatur ihres Mobiltelefones zu fingern, amüsierte am Rande. Die Videoeinspielungen auf der Bühne hatten es schwer, sich gegen wabernde Dunstschwaden durchzusetzen. Sängerin Sian Evans aber hatte mit ihrer Hyperpräsenz das Publikum sofort im Griff. Sehr eindrucksvoll (und jetzt meine ich nicht die Bassschwingungen). Das Programm, das sich nur auf eine CD-Veröffentlichung stützt, reichte gerade für neunzig krachige Minuten bis die bärbeißig dreinschauenden, humorlosen Sicherheitsleute für sofortige Räumung sorgten.

[ak,  15:01 · referenzieren ·  ]



Programmatisch: Musik für die Augen

Lief vor einigen Wochen bereits auf Arte, am kommenden Dienstag um 23:35 Uhr auf 3sat: On/Off the record, Jörg Adolphs Dokumentation der Entstehung des Albums Neon Golden von The Notwist.

[ak,  10:53 · referenzieren ·  ]



Altmodisch

Bevor es auf deutschen Leinwänden so richtig blockbustert (Lord of the Bond und die zwei Türme des Schreckens) kann ich seit gestern eine altmodisch-charmante, englische Produktion empfehlen. Fred Schepisi Verfilmung des Romans Letzte Runde nach dem Roman von Graham Swift: Eine skurril-wehmütige Trauerfahrt durch England, in loser Folge wechseln Kneipen- und Erinnerungsstopps, und zahlreiche Rückblenden illuminieren das Beziehungsgeflecht der Tresenfreunde zum Verstorbenen und untereinander. Hochkarätige Besetzung (u.a. Bob Hoskins, Micheal Caine) mit Gesichtern, in denen man ewig lesen könnte. Falten sind die schönste Schrift des Alters.

[ak,  12:41 · referenzieren ·  ]



Die Muse Tengelmann

Museum assoziere ich mit Erhabenheit. Somit war mein gestriger Besuch der Shopping-Ausstellung in der Frankfurter Schirn unter dem neuen Direktor Max Hollein auch strapaziös. Sonntags nachmittags durch einen ausgestellten Kaiser's Tengelmann-Supermarkt? Echt die Auslagen, frisch das Obst und Gemüse (vielleicht sogar frischer als in Realität), sogar das Zeitschriftenregal war aktuell bestückt. Kunst? Die Fotografien von Schaufenstern und Läden vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts beruhigten mich wieder. In der eigentlichen Ausstellung ging es turbulent zu. Ein großer, verspielter Al Qaeda-Shop (?) mit quietschender und klappernden Spiel- und Aufziehfiguren wurde glückselig grinsend umrundet. Aus der Höhe hätte die Installation mit den Besuchern wie die Pilgerprozession um die Kaaba von Mekka gewirkt. Joseph Beuys' Installation mit Warenregalen, Fett und Alten Meistern aus der Epoche von Karl Marx müffelte unaufdringlich vor sich her. Die Kammer mit drei Prada-Fotografien von Andreas Gursky, einige Schritte weiter, verbreitet in ihrer Stille sakrale Stimmung. Frisch eingesegnet ertrage ich dann auch die infantile Medikamentensuche in Damien Hirsts Pharmacy: «Wer zuerst Aspirin findet, dem spendier' ich 'n Bier!» «Ach, guck mal: Immodium!» «Ja, und hier Haldol!» Ich fürchtete um die Teller mit den Honigwaben und delirierte zum Ausgang, um diesen zwiespältigen Besuch mit einem Expresso zu beschließen. Nachgetragen hier noch die kritische Rezension aus der Zeit.

[ak,  14:29 · referenzieren ·  ]



Everytime You have Lokalstolz

Irgendwas irritierte. Eine unerklärliche Vertrautheit. Nicht mit der Musik, der Untermalung der aktuellen Afri Cola-Werbung. Irgendetwas anderes. Das Stadtprofil. Ja, das Video von The Flames zu Everytime spielt in Frankfurt. Es sind diese kleinen, klitzekleinen Dinge, die erfreuen.

[ak,  23:00 · referenzieren ·  ]


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