frapp.antville.org | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Samstag, 9. Oktober 2004
Die Last mit den Büchern »Eva, Eva!« schreiend pflügt ein dicklicher, gräulicher Mann durch die Menschentraube vor dem Eingang, im Schlepptau eine rundliche Frau, wohl nicht Eva. »Guter Trick« meint die Dunkelhaarige neben mir und überlegt sich mit ihrer Bekannten, welchen Namen sie denn rufen können, um sich vorzudrängeln. »Adam«, denke ich, als dann die junge Frau im roten Stewardessendress mein Ticket durch das Lesegerät zieht. Willkommen an Bord der Buchmesse. Publikumstag, also Economy Class. Beim Frühstück noch den Merker kontrolliert bahne ich mir den Weg zur Halle 4. Slalom durch die Mädchen mit hübschen Gesichtern und seltsamen Handzetteln. Die Frau im Zeit-T-Shirt lehnt müde an der Wand, ihren Stoß Literaturbeilagen umklammernd wie ein Schlummerkissen. Die vollbesetzte Rolltreppe herunter. Zeit, eine Zigarette zu drehen und dann rauchend quer über den Platz vor dem Forum. Dann die Buchvorstellung. Komme zur Feststellung, dass ich lieber selber, direkt, online lese. Jetzt immerhin meine Vorstellung angereichert um einige Gesichter. Und anschließend noch ein wenig über die Messe stolpern, instante Erschöpfungsempfindungen unterdrückend. Irgendwo qualmt die Pfeife von Günter Grass. An einem albernen Bücherbaum hängen Zeichnungen von ihm. Gesichter mit der warzigen Physiognomie des Butts. Grass scheint mir kleiner als in der TV-Unwirklichkeit. Weiter, weiter. Halle 3. Streng schauende Männer in straff sitzenden Anzügen eskortieren einen gebeugten älteren Herrrn mit schlohweißem Haar durch die dichter werdende Menge. Von ihren Ohrknöpfen kringeln sich weiße Kordeln in den Hemdkragen. Ich brauche keinen Personensschutz, ich will Massenschutz. Richard von Weizsäcker ist auch kleiner als von mir angenommen. Nochmals durch die Halle 4.1. Harry Rowohlt lehnt an einem Stehtisch, kramt in der zerdrückten, hellblauen Packung Gauloise ohne Filter, nippt am Espresso und grummelt in seinen grauen Bart. Er ist größer als von mir angenommen. Auf dem Suhrkamp-Stand noch etwas in den Schmidtschen Skizzen zu "Lilienthal" blättern. Wieder kreuzt der vorvorherige Bundespräsident meinen Weg. Geraune beim Personal – aber dezenter als die badische Lesekreisgruppe, die laut diskutierend feststellte, dass der Wickert, der aus den Tagesthemen, ja sogar besser aussehe als im Fernsehen. Die Frage, wie groß dieser wohl ist, nehme ich mit in Klausur. In der zweiten Etage halte ich kurz stille Andacht bei den gelben Mathmatikbüchern des Springerverlages. Etwas Wehmut bei der Erkenntnis, dass ich davon schon mal mehr wusste, näher dran war. Nebenan schreien Plakatwände etwas von strategischer Führung, vom Bilanzierung und Steuerrecht. Die Vergänglichkeit der Schlaumeierei, denke ich, in einem Band mit Vorlesungen zur Riemannschen Geometrie blätternd. Auf dem Weg nach draußen sehe ich noch Thomas Meinecke. Er ist so groß wie beim letzten Mal. Eigentlich aber größer. Vor dem Forum, draußen in der herbstlichen Sonne treffe ich mich dann mit K******. Ein Kaffee im Forum, ein wenig zielloses Schlendern. »Weißt Du, ich denke, wären die Taschen des ZVAB nicht so sperrig, wäre es hier gar nicht so voll.« Sie lacht und erzählt, dass im letzten Jahr zwei Mädchen beim Bücherklau erwischt worden seien. Mit 64 Kilogramm Büchern. Sie seien geradezu froh gewesen, dass sie ihre Last abgenommen bekommen hätten. Die Last mit den Büchern. Nicht mehr leichten Schrittes verlasse ich das Gelände. Der Messeturm kommt mir fast klein vor. [ak, 20:14 · ] |
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