frapp.antville.org | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittwoch, 30. Juni 2004
Berliner Stunden Zwölf. Auf dem Weg. Bleierner Himmel. ERste Strähnen an den Fensterscheiben. Tränenströme verwischen das grüne Gewuchere des Bahndamms. Wässriges Pulsieren in den diagonalen Regenfäden. Durchscheinende Krampfadern. Halbvier. Noch eine Stärkung beim Thai. Ohne Schirm, den zu kaufen wir versucht hatten. Pflichtbewusst scheint die Sonne. Fünfundsechzig. Zahlcodierte Bestellungen queren den hohen Tresen und werden sofort in melodisches Thai rückübersetzt wird. Rechts werden Halbkugeln aus Reis geformt. Mittig die Töpfe mit Suppen und Sud. Daneben die Feuerstelle für die Woks. In irritierender Kürze steht mein Gericht vor mir. Nach draußen, einen Platz an den Biergarnituren unter grüner Markise mit direktem Blick auf das Angebot der angrenzenden Gyrosbude auf dem breiten Bürgersteig der Bergmannstraße. Besteck vergessen. Auf dem Rückweg in den Laden unterschätze ich die Spatzen, die sich sofort auf mein Grünes Curry stürzen. Dann kommen E******* und S*******, übernehmen die Wacht am Reis. Ich hole Löffel und Gabel. Zum Nachtisch ein Eis und weiter die Straße herunter. Gen Osten. Gegenüber vom Friedhof ein diversifizierender Steinmetz. Durch das Schaufenster liest man, an der hinteren Ladenwand, in Granit gemeißelt "Dentallabor Dr. von Gollnitz. Fünf. Unsere S-Bahn fährt ein. Auf dem Bahnsteig mischen sich Feierabendler mit Festivalbesuchern. Umhängetaschen und Rucksäcke. Tetrapacks und Pet-Flaschen, Braunglas mit Bier. Ein Polizeieinsatz im Zug verzögert das Öffnen der Türen. Vor ums im Waggon ist es ruhig. Was machen die da so lange? Dann doch vier, fünf Stationen. An der Wuhlheide preist eine schepprige Lautsprecherdurchsage den lokalen Konzertzubringerzug als Alternative zum Fußweg. Wir entscheiden zu gehen, spätestens als die Bahn pfeifend einfährt. Wald und Seen beiderseits des Weges, Blockhütten. Ferienlagerambiente mit ausgewiesenen Feuerstellen. Den Weg säumen Getränkehändler an Tapetentischen und Würstchenbräter an Grillrosten. Halbsechs. Mittig auf den Bänken im steinernen Rängerund. Geländer und Treppen parzellieren die Blöcke. Vor uns das staubige Grün ausgetrockneten, niedergetrampelten Grases vor der Bühne. Wolken schieben sich über die sonnige Szenerie. Bier und Buletten oben in Pavillons, denen S******* Ostigkeit attestiert. Sechs. Vier blasse Jungs aus Glasgow betreten die Bühne. Schmächtige Smartness bis auf den Bassisten, der über die Unvereinbarkeit von Posertum mit der Basslinie zu grübeln scheint. Franz Ferdinand brettern durch ihren Auftritt. Sommerlaune, leicht unterkühlt. Neun. Ein Mond kurz vor Vollfettstufe über dem Zeltdach der Bühne. Ein dicker Frank Black, ein kahlköpfiger Joey Santiago, ein schlaksiger David Lovering und eine etwas breit gewordene Kim Deal kommen von hinten auf die Bühne. Instante Gänsehaut bei den ersten Tönen von "Gouge Away". Und immer wieder bei der fast nahtlosen Folge der Stücke. Nach vorne. Vorne, rechts wo es nicht so eng ist. Zittern im Knie, nicht von der unsommerlichen Abendfrische. Vor dem Boxenturm lernt meine Schädeldecke seismisches Hören. Kurz hoch auf die Ränge. Vor dem Bühnenrand ein puslsierendes Herz freudig hüpfender Köpfe. Taumel in Erinnerungen. Damals, Anfang der Neunziger, im Studium, "Gigantic". Und immer noch einzigartig. Hüpfen, Hände recken, Fußspitze und Kopf bewegen sich im Rhythmus. Halbelf. Zwei Zugabenblöcke und wir stehen wieder am hinteren Aufgang aus dem Rund. S******* versucht ihre Unikollegin, schon vor dem Konzert kurz getroffen, zu erreichen. Und ich erfahre jetzt, dass es sich nicht um eine Kollegin, sondern Frau Katatonik handelt. Zusammen zurück im Sonderzug der BVG. Umsteigen am Ostbahnhof. Bahnhof Friedrichstraße, Schiffbauerdamm und dann abschließende Biere in der Kantine am Berliner Ensemble. Musikologische und sonstige Erörterungen unter Bühnenbildskizzen. Halbzwei. Der schwarze Kater maunzt vor der verschlossenen Zimmertür. Er hat Hausrecht, ich bin Gast. Ich öffne die Tür, er inspiziert sein Revier, scheint einverstanden, dass ich heute hier schlafe und zieht von dannen. Die Tür lasse ich eine Katzenschulterbreite offen. [ak, 22:25 · ] |
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