frapp.antville.org | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Donnerstag, 2. Oktober 2003
Kinotheater. Theaterkino. »Eigentlich bin ich ziemlich müde, und der Film dauert drei Stunden, aber hast Du Lust, mit in's Kino zu kommen?« So geriet ich in das Orfeos Erben zu 177 Minuten in neun Kapiteln und einem Prolog. Und zu einem intensiven Kinoerlebnis. Hätte Bertold Brecht Filme gedreht, sie sähen aus wie "Dogville" von Lars von Trier. Der gesamte Film spielt in einem schwarzen Bühnenkasten, spärlich möbliert. Die Grundrisse der Häuser der Bewohner, die Stachelbeersträucher, der Hund "Moses" nur mit weißer Farbe auf dem Boden markiert, nur einige wenige reale Gegenstände, der Schreibtisch, das Medizinschränkchen, die Spitze des Glockenturms, die Stützbalken des Stollens in die aufgegebene Silbermine. Kino inszeniert wie Theater. Nur ist die Kamera näher an den Gesichtern, Personen als der Abonnement im Parkett. Das Spiel häufig senkrecht von oben gefilmt. (Im Anschluss erläuterte der für diese Aufnahmen zuständige – es lief hier gerade die EDIT|VES, European Festival for Production and Visual Effects; daher auch diese Vorpremiere; offiziell läuft der Film am 23. Oktober in Deutschland an – man habe mit hundert Kameras von Deckengerüsten gefilmt, und im Anschluss dann die Bilder zu einem Gesamtbild zusammen gefügt und so auch jede Perspektive getilgt.) Die einzelnen Kapitel, Hintergründe, Gedanken vermittelt durch eine sonore Stimme aus dem Off. Die Parabel durchläuft in den ersten Kapiteln eine frühlingshafte Stimmung. Grace (Nicole Kidman) stolpert in das armselige Ensemble, vorher waren Schüsse zu hören. Nach skeptischer, zurückhaltender Probezeit vollzieht sich eine scheinharmonische Integration in das Dorfleben, die nach und nach fürchterlich kippt. Die ehrenwerte Gemeinde entwickelt schleichend Formen der Nötigung, sich steigerd hin zu materieller wie sexueller Ausbeutung, in die Versklavung von Grace durch das gesamte Dorf. Und der Dorfintellektuelle Tom, einziger Hoffnungsträger für Grace, übt sich in gedanklichen Winkelzügen, um sich und die seinen zu exkulpieren. Der Film endet konsequent gnadenlos, wieder mit Schüssen. Außer für Moses, den Hund, dem Grace im ersten Kapitel einen Knochen mit Fleischresten stahl. Und im Abspann dann David Bowies "Young Americans" mit Fotos von Jakob Holdt, Ende einer Parabel. [ak, 17:57 · ] |
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Letzte Meldung: 26.06.12, 16:22
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