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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Mittwoch, 13. November 2002


Ein Abend in Sachsenhausen

Gelblich-ausgewaschene Urinalsteine kontrastieren unvorteilhaft mit dem hellen Porzellan und den brau gemusterten Kacheln im Keller der plüschigen Bar. Ein letzter Absacker als Abschluss eines Treffens mit Kundenkollegen in einem dieser auf American Diner gedrechselten Läden mit buntem Neonlicht, historischen Coca Cola-Reklamen und rotkunstledernen Hochsitzen mit hier in Frankfurt verbrochenem Binding Lager im Ausschank. Jetzt, am späteren Abend bei reduzierter Beleuchtung schreckt uns unser gefühlter Alterunterschied zu den anderen Gästen weniger. Am Nachbartisch fachsimpelt eine gemischtgeschlechtliche Gruppe über Marketingkonzepte (aha, die Werbebranche kann sich noch Barbesuche leisten) und Bartwuchs (aha, die Werbebranche spart an Rasierzeug).

Kontaktpflege — statt Networking. Auswirkung einer 141seitigen der Anglizismenliste des Vereins Deutsche Sprache e.V.? Dank an Chr******, obwohl diese Liste ein schrecklich wortwörtliches Netzwerkarbeit vorschlägt. Und up- und downloaden sähe ich ich auch gerne mit auf- und abladen übersetzt. Da klingt die Mühsal der Analogverbindung doch viel besser mit. [ Ende der Abschweifung ] — Lamento über die Arbeitssituation im westfälisch-bayrisch-schwäbischem Dreiklang und über sublime Sparbemühungen, die sich darin äußern, dieses Jahr noch keinen Anzug gekauft zu haben. Nebenbei unverstohlene Blicke auf die Jugendlichkeit an den Nachbartischen und die Spekulation darüber, ob diese schon Führerscheinreife habe. Die Abstimmung geht mit Zweidrittelmehrheit an die Koalition meiner Mittrinker. Als Tischsenior pflege ich ja auch größte Altersdistanz. Altersweitsicht?

Michelinmännchenartig weiß wattiert stakst ein Goldköpfchen mit Freundin durch den Raum. Quirlige Engelslocken. Bald wieder Weihnachten, oder? Unter dem angewinkelten Arm klemmt der Markenpuma auf schwarzem Grund. «28 Milliarden, und heute macht Telekom 7 Prozent plus?!» «Ja, und weiter macht dann Ricke von T-Mobile» Der Kneipenlärm verschreckt durch Silbenverdreher: «Wie, T-Online macht dicht?!» Die Leiden des Depotbesitzers, wenn Verkaufsgebühren den Wert der Penny Stocks übersteigt.

Anekdotisches aus der Mitkollegenschar wird aneinandergereiht, verwoben und verworren, auf dass sich neue Gerüchte fügen mögen. Kurze Schritte über die Schweizer Straße. Vorschlag zu einem letzten Absacker, nicht von mir. Noch frequentiert meine Straßenbahnlinie die Ecke kreischend alle zehn Minuten. Also zu zweit noch in's Hopper's. Guter Mojito zu einem Schüssselchen Salzgebäck. Die Alkoholquote im Cocktail ist erheblich besser als die Bretzel-Fischli-Rate. Letzte Fachsimpeleien über Taktik, Strategie, Politik und Gemauschel im Beruf. Vor allem Gemauschel. Und jetzt fährt meine Straßenbahn natürlich nur noch im 20 Minuten-Rhythmus.

[ak,  13:22 · ]

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