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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Freitag, 16. August 2002


Protoanarchismus im wahlkämpferischen Sommerloch

Mit Klemmmappe mit letzten Ausdrucken des Tages unter dem Arm passierte ich gestern Europäische Zentralbank (Tour Duisenberg) und Schauspiel Frankfurt. Unterwegs Business-Hemden mit gelockerten Krawatten, Sakko locker über die Schulter geschlagen, der andere Arm mit Mobiltelefon grillte das Hirn. Am Karmeliterkloster vorbei musste ich auf dem Römer ein gigantisches Stahlgerüst umrunden — vermutlich für den Sonntag in Frankfurt stattfindenden Ironman. Ich war eher auf dem Weg zum hessischen Sandstoneman: Die Ausstellung "Das Rätsel der Kelten vom Glauberg" in der Schirn. Mein konsequentes zu früh Erscheinen ließ mich auch gestern nicht im Stich. Bewehrt mit der aktuellen Zeit kaperte ich ein Tischchen vor der Rotunde der Stirn, um ein erstes Feierabendbier zu genießen. Schwitzende, kurzbehoste und ärmellos be-t-shirte Touristen stampften schnaufend vom Römerberg in Richtung Dom. Mein Blick wurde gebannt durch ein haushohes Plakat an der Schirn: Blockstreifig bunt las ich den großbuchstabigen Text:

«Regiert zu werden heißt, bei jeder Handlung, jedem Geschäft, jeder Bewegung, notiert, registriert, erfasst, taxiert, gestempelt, vermessen, bewertet, versteuert, patentiert, lizensiert, autorisiert, befürwortet, ermahnt, behindert, berichtigt ... ausgenützt, beherrscht, erpresst, gedrängt, getäuscht, beraubt zu werden. Alles im Namen des öffentlichen Nutzens und des Gemeinwohls.»

Kommentar zur allgemeinen Politikverdrossenheit? Klage über den Zerfall der Gesellschaft in Partikularinteressen? Unterhalb der Installation (um die es sich irgendwie offensichtlich handelte) ein Baugitter mit der Plakatierung einer Aktion Kunst gegen Gewalt, gesponsort durch die Deutsche Bank. Heute nach dem Urheber des Zitats recherchiert. Pierre Joseph Proudhon 1809 - 1854, libertärer Sozialist und Proto-Anarchist («Eigentum ist Diebstahl»). Frankfurt schafft es immer wieder, Kontraste auf den Punkt zu bringen. Und das Hochhaus der siechen Commerzbank reckte sich hinter Frankfurts Gudde Stubb in den blauen Himmel.

Der anschließende Besuch der Keltenausstellung war übrigens absolut lohnenswert. Ideal für einen ersten Einblick in die merkwürdige Geschichte und das noch merkwürdigere Verschwinden aus der Geschichte. Peinlich berührte der erste Raum mit der Aussage, Kelten fürchteten nur eines: "Dass ihnen der Himmel auf den Kopf falle!" Meine Allgemeinbildung erhob sich zum Widerspruch: Das waren doch die Gallier! Um dann ein Schaubild weiter festzustellen, dass es sich hierbei um zwei Bezeichnungen ein und desselben Volkes handele. Hier finden sich weitere und fundiertere Informationen zu den Kelten und dem Glauberg.

[ak,  08:01 · ]

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