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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Sonntag, 11. August 2002


Intensive Betulichkeit

Wer in Idstein auf dem Jazz-Festival musikalische Offenbarungen erwartet hatte, wurde 1) am Samstag sicherlich enttäuscht und verkennt 2) den Charakter dieser Veranstaltung. Hier herrscht(e) einfach fachwerkgerahmte Betulichkeit. Es geht darum, einen netten Tag mit Jazz-, Blues-Standards, und in diesem Jahr auch verstärkt Salsa zu verbringen. Idstein goes Multi-Kulti. A***, A****** und ich kamen am späten Nachmittag an, entrichteten unsere 7 Euro für den Eintrittsbutton und mischten uns unter das breitgefächerte Publikum. Viele junge Eltern mit Kleinkindern, die buntgeschminkt vor den Kleinbühnen spielten, in Ehren ergraute Bluesveteranen, zersauselte Altachtunsechziger mit Neil Young-Tour-T-Shirt, gepiercte oder sonstwie selbst-malträtierte Jugendliche auf der Suche nach der rebellischen Andersheit, der dörfliche Taunushesse, der bei Äppler föhrlich neben seiner Gädda wippend seinem Dixieland-Faible fröhnt. Eine gelöste Unaufgeregtheit durchzog die Gassen der Idsteiner Altstadt. Angrenzende Straßen und Plätze buhltem mit neu-altem Kopfsteinpflaster um eine vordere Platzierung bei Unser Dorf soll schöner werden, Hinterlassenschaften der diesjährigen Austragung des Hessentags (der, nebenbei bemerkt, Idstein bis nach Ulm bekannt gemacht hat; zumindest hatten A****** und ich am Autbahnkreuz Ulm-West in den Verkehrsnachrichten von dem damaligen Verkehrskollaps in und um Idstein gehört: «Gäste des Hessentags werden darauf hingewiesen, dass der Pendelverkehr zu den Parkplätzen eingestellt ist.» Vermute, hier stand Politpoet ("Kinder statt Inder") und landesväterlicher Hauptsponsor Roland brutalstmöglichst Koch kurz vor der Ausrufung des Katastrophenfalls).

Mainstream-Jazz ist dagegen noch immer Nischenkultur, so dass man sich erst einmal daran gewöhnen musste, an den Bier- und Fressbuden direkt bedient zu werden und fast unbehindert von Bühne zu Bühne flanieren zu können. Vielleicht hatten aber auch die durchwachsenen Wetteraussichten die Besuchslust und Besucherzahl gedrückt. Und die Gediegenheit von Veranstaltung und Publikum hatte den angenehmen Vorteil, dass Getränke in richtigen Gläsern gereicht wurden. Ein Argument gegen Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein-Veranstaltungen mit den unsäglichen Nullkommavier-Bechern aus milchigem Weichplastik mit den Bissspuren der Verzweiflung des Vortrinkers. Das Ende des Abends erlebten wir mit einigen Runden Bier, zufällig getroffenen Exkollegen und ordentlichen Blues-, Jazz- und Pop-Covern. Das anschließende Gute-Nacht-Bier verlängerte den Abend dann noch bis um 2:45 Uhr. Siehe oben.

[ak,  18:07 · ]

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