Notaufnahme. Dort sitzend den Abend verbracht, wartend. Wie einen schleichend die Beklemmung des Ortes ergreift, einem Nöte bereitet. Dabei sollten hier doch Nöte aufgenommen werden. Aber ich war ja nur der Wartende. Warten auf neue Meldungen, neue Erkenntnisse, Fortschritt. Im Flur summten Wasserspender und Kaffeeautomat, selten übertönt durch Schritte auf dem Flur, von Patienten, Pflegern oder Ärzten.

Dann noch eine Röntgenaufnahme. Aus der angekündigten Viertelstunde wurden fünf. Die Lektüre wurde immer häufiger unterbrochen durch Blicke auf die Uhr. Aber wenigstens Lektüre. Mir gegenüber wartete eine ältere Frau mit Tochter und Schwiegersohn auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung. Ein frischer Druckverband zierte ihren rechten Unterschenkel, während sie von ihren Embolien erzählte und ihren Urlaubsvorbereitungen und dass »der Hubert« nur noch seine Schuhe einpacken müsse und dass »die Claudia« wieder rauche und was denn der Arzt oder wer auch immer denn so lange brauche, mit ihrem Blut.

Irgendwann, meine Aufmerksamkeitsspanne unterbot inzwischen die durchschnittliche Satzlänge, kam der Notarzt vorbei. Ich könne gleich kommen, es sei soweit alles in Ordnung. Zur Beobachtung solle sie aber die Nacht im Krankenhaus bleiben. Ich glaube, es war das erste Mal an dem Abend, dass ich beruhigt und tief durchatmen konnte. Dann nur noch wenige Formalien, die Hinweise der sympathisch-mütterlichen Krankenschwester in dem unvorteilhaften Anzug in Klinikgrün und die Fahrt auf die Station. Alles schien vor Wärme zu strahlen, die freundlich-herzliche Nachtschwester, selbst der grauglänzende PVC-Boden, und vor dem Fenster flackerte die nächtliche Stadt. Nur eine Platzwunde und Gehirnerschütterung.

Krawattenlängendiskussionen mit Kollegen. Also Diskussionen über die sichtbare Länge nach dem Binden. Dann die Differenzierung der Krawattenträger nach täglichen Neubindern und Aufhängern einmal gebundener Krawatten. Sofortiges Einverständnis bei den Neubindern, dass das Binden einer Krawatte entweder beim ersten oder beim dritten Mal gelingt. Niemals beim Zweiten. Das Krawattendilemma.

Das Schöne an Semesterferien ist das Ausbleiben des mittäglichen Ansturms auf die Bäckerei.

»A company has defended its decision to sack one of its staff by text message, claiming it was keeping in touch with youth culture.« [via Yahoo]

Doppelköpfige Sonntagnachmittage.

Die augenzwinkernde Hommage an Cervantes, dieser Wald aus Windrädern in der La Mancha, den die Frauen in »Volver« mit ihrem roten Ford Kombi passieren. Ein heiter-rührender Film von Pedro Almodóvar, gestern.

»Wir haben kein einziges Datensystem, das so zugemauert ist wie das Mautsystem.« Meint der SPD-Politiker Dieter Wiefelspütz. Dass dann mit den anderen Datensystemen etwas nicht stimmen könnte, auf diesen Gedanken kommt er leider nicht. [via Netzeitung]

Die job description klänge fantastisch, meinte er. Finde ja eher, dass "job description" bescheuert klingt.

Hagelschlag im Büro. Willkommen.

Der Wunsch, in den eigenen Schatten springen zu können.

Das unwohle Gefühl, dass meine Blutzirkulation momentan untertourig betrieben wird.

Das asthmatische Röcheln der Blasebälge, als wäre das Seeufer ein riesiges Lungensanatorium.

»Es sei nicht zumutbar, wenn sich die von der Bundeswehr gebuchten Hotels in einem Viertel befänden, "das der homosexuellen Szene zuzuordnen" sei, noch dazu in der Nähe "einschlägiger Lokale", heißt es in dem Brief [des Verteidigungsministeriums].« [via FAZ.net]

Da tun sich ja ganz neue Optionen auf für die Schaffung demilitarisierter Zonen.

»Es müsste im Gegenteil mehr Abgeordnete geben, die neben ihrem Mandat in der Wirtschaft arbeiten", beharrte Göhner.« [via FTD.de]

Genau. Funktionärsposten in Industrieverbänden für alle!