frapp.antville.org
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Martin Mosebach

ist auch ein Name, den man nicht unbedingt tragen möchte. Aber hinter diesem Namen steckt ein leidlich witziger, antiquiert daherkommender Frankfurter Autor. Die gestrige Lesung von ihm im Schauspiel Frankfurt war jetzt sicher nicht das kulturelle Ereignis des Jahres, aber die gelesenen Szenen aus Der Nebelfürst, seinem letzten, in der Anderen Bibliothek des Eichborn Verlags erschienenen Buch machten Lust auf diese Leseentdeckung.

Im nachfolgenden Gespräch mit einem Verantwortlichen des Schauspiels (typische Künstlerkluft: Schwarze Lederhose, derbes Schuhwerk, grober grauer Rollkragenpullover und ein schwarzes Wolljacket; natürlich kurz-rasierte Haare) kam es dann zu so hübschen Sentenzen wie "Athletenstück mit der Bankiersgattin" (aus einem Brief des Original-Protagonisten, in dem es um eine seiner Affären geht); auch "Pubertäre Verdauungsbeschwerden" hofft man doch gleich der Wiederverwendung zuführen zu können. Und über seinen Stil als Dichter und Opernlibrettist: "Jeder erdenkliche Versfuß trippelt, oder latscht durch den Text."

War schon nett (und umsonst: abgesehen von dem Glas Gavi di Gavi)

[kellers,  10:19 · referenzieren ·  ]



Web, Weber und Zettel

Wohlwollende Anteilnahme an den ersten Schritten mit Arno Schmidts Zettels Traum. In der Kladde. Viel Spaß, Regina!

[kellers,  11:12 · referenzieren ·  ]



Zappeln wie in der Russendisko

Nachtrag zum Sonntag.

[kellers,  20:05 · referenzieren ·  ]



Einfach? Kompliziert!

Kehrtwende nach wenig Schlaf: Der gestrige Abend mit C*****: Einfach ehrlich schön! Oder einfach, ehrlich und schön? Kompliziert!

Uneingeschränkt empfehlenswert mal wieder die Lesung von Wladimir Kaminer, diesmal aus seinem "aktuellsten" Buch Militärmusik. Auf eine Zuschauerfrage mit "Solche Fragen werden sonst immer in viel kleineren Städten gestellt, z.B. in Mölln!" zu antworten und dann die eigentliche Frage souverän zu ignorieren! Klasse Eugenspiegelei!

[kellers,  20:00 · referenzieren ·  ]



Das freut den Zyniker

Auf dem Sofa gefunden:

Welche Kraft der Intelligenz wäre mir zu eigen, hätte ich sie nicht mein ganzes Leben hindurch gebrauchen müssen, um nur notdürftig meine Dummheit immer auf's neue niederzuhalten!

Oder? Ist jene Intelligenz etwa gerade bei dieser Übung erworben worden? Dann hätte ich auch meiner Dummheit einiges zu danken.

Noch knapper:

Mein eigentliches Werk besteht, allen Ernstes, nicht aus Prosa oder Vers: sondern in der Erkenntnis meiner Dummheit.

An die Quiz-Fraktion und Tratschke-Fans: Wer war's? Antwort und mehr Material gibt's hier

[kellers,  19:22 · referenzieren ·  ]



Zitatenlese

Aus der aktuellen Zeit:

(...) dass Text und Textilie etymologisch auf einem Webstuhl entstanden sind.

Überraschend, vom Etym-Theoretiker Arno Schmidt ist mir diese Erkenntnis nicht zuteil geworden.

[kellers,  18:32 · referenzieren ·  ]



Lichtenberg

Kurzer Tag nach langer Party. Nicht fit, aber stärker durch Erkältung denn durch gestrigen Trunk beeinträchtigt. Für M****** und A****** in Lichtenbergs Sudelbüchern nach passenden Zitaten für seine Geburtstagsreden gesucht. Dabei über den Klassiker

Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren getan werden. Beweise erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja was ist der Mensch anders als ein verworrnes Bündel Röhren. [Heft E, 35]

gestolpert. Auch nett und für später: Sind ja noch ein paar Tage hin zu meinem fünfunddreißigstem Geburtstag, für die Gelegenheit aber hübsch fündig geworden:

Trinken, wenn es nicht vor dem fünf und dreißigsten Jahre geschieht, ist nicht so sehr zu tadlen, als sich viele von meinen Lesern vorstellen werden. Dieses ist ohngefähr die Zeit, da der Mensch aus den Irrgärten seines Lebens heraus auf die Ebene tritt in welcher er seine zukünftige Bahn von nun an offen vor sich hinlaufen sieht. Es ist betrübt, wenn er alsdann erst sieht daß es die rechte nicht ist, eine andere zu suchen, wenn er nicht sehr gut zu Fuß ist, gemeiniglich zu spät. Ist diese Entdeckung mit einer Unruhe verknüpft, so hat man durch die Erfahrung befunden, daß der Wein zuweilen Wunder tut, fünf bis sechs Gläser oder bis an die Spes dives des Horaz getrunken, gibt nun dem Menschen die Lage die er verfehlt hat, das Gesinnungen-System findet alles Äußere mit seinem angenehmsten Stande harmonisch, wo Prospekte verbaut sind, da reißt die Seele ein, und überall schafft sie sich die schönsten Perspektive, von dem reinsten rosenfarbenen Licht erhellt, oder dem erquickendsten Grün das nur ein Auge zur Stärkung und eine Seele zur angenehmsten Füllung verlangen kann. [Heft B, 159]

[kellers,  18:10 · referenzieren ·  ]



Untergang des Abendlandes

An der Existenz von "Junk-Literatur" gedenke ich nicht zu verzweifeln, aber beim heutigen Büchereinkauf der Taschenbuchausgabe von Arno Schmidts Zettels Traum angesichtig zu werden?! Schrumpfausgabe der verlegerischen Großtat des Stahlberg Verlags und danach auch noch mit Anstand durch den S. Fischer Verlag (meine Ausgabe) weitergeführt.

Das Interesse an diesem Buch ist aber ein mich überraschendes großes. Die Frankfurter Autorenbuchhandlung hat sicher eine besonders Buch-affine Kundschaft, aber wie viele der Kunden fragten, ob man es mal anschauen dürfe. Literarische Reliquienverehrung

[kellers,  17:53 · referenzieren ·  ]



Im memoriam M. R.-R.

Und das war das heute nun mit dem Literarischen Quartett. Begrenztes Bedauern, gerade weil man die Sendung durchaus eine Zeit mit Eifer und leidenschaftlichem Bemühen konsumiert und auch genossen hat. Aber die 5 Minuten, die ich mir heute davon angetan habe, haben auch schon wieder gereicht. Marcel Reich-Ranicki ist einfach alt geworden und außer seinen Standard-Kritiken höre ich aus seinen Sottisen kein bisschen mehr heraus. Betroffen sehen wir den Vorhand zu und alle Fragen offen? Nein, der Vorhang senkte sich eher zu spät.

[kellers,  17:25 · referenzieren ·  ]



Literatur und Wahn?

Kein originärer Beitrag / Eintrag. Aber es ist an der Zeit, meinen Lieblingsautor auch in diesem Tagebuch entsprechend zu würdigen. "Lieblingsautor" hört sich dabei schon so verschmockt an, dass es einer direkten Korrektur oder Kommentierung bedarf: Der Autor, dessen Ulysses ich als eines der wenigen Bücher mehrmals gelesen habe (und das bei 1014 Seiten in der kongenialen deutschen Übersetzung von Hans Wollschläger) und an dessen Nachstück Finnegans Wake ich (bisher noch) gescheitert bin. Projekt für die De facto Urlaubszeit mit den kommenden Feiertagen? Hier aber erstmal der fast berauschend schwungvolle Anfang dieses Literatur-Monolithen:

  riverrun, past Eve and Adam's, from swerve of shore to bend of bay, brings us by a commodius vicus of recirculation back to Howth Castle and Environs.

Und natürlich der 1. Fall (=Nominativ):

  The fall (bababadalgharaghtakamminarronnkonnbronntonner- ronntuonnthunntrovarrhounawnskawntoohoohoordenenthur- nuk!)

[kellers,  17:11 · referenzieren ·  ]



Nachtrag

Wladimir Kaminer veranstaltet in Berlin wirklich Russendiskos. Zusammen mit einem Freund und seiner Frau. Die beiden Männer übernehmen das Organisatorische, seine Frau, die aus Grosnij stammt, die Security. Die Herkunft ist da ja wohl ausreichende, augenzwinkernd verkaufte Qualifikation!

Gestern auf einer Lesung Wladimir Kaminers (Russendisko, und kürzlich Militärmusik) gewesen. Sehr hübsch, diese sehr russisch intonierten Geschichten aus dem Berlin von 1991ff. Ich wollte mir eine ganze Menge der wirklich abstrusen Geschichten merken, aber irgendwie ist wieder (fast) alles weg: Witzig die eine Geschichte über einen russischen Programmierer in Berlin, der seine Deutschkenntnisse, die sich auf´den Radiospruch "und tschüss bis es wieder heißt: Popmusik" beschränken, erweitern will. Er kommt auf die Idee, es mit einem Kurs Fremdsprache per Halluzination zu versuchen. Der Beipackzettel listet drei verschiedene Nebenrisiken aus:

Erstens: Die Fremdsprachenkenntnisse stellen sich nicht ein. Empfehlung: Weiter versuchen, man war wohl nicht entspannt genug.

Zweitens: Man lernt eine Fremdsprache, die aber keiner erkennt. Empfehlung: Man wende sich vertrauensvoll an den Hersteller des Kurses.

Drittens: Man lernt eine andere Fremdsprache, als die gewollte. Empfehlung: Man soll doch froh sein.

Das Ende der Geschichte wird hier natürlich nicht verraten. Da heißt es jetzt wohl nur, auf die Veröffentlichung warten.

[kellers,  23:21 · referenzieren ·  ]



And the winner is: Dostojewskis Idiot

Hier das Ergebnis meine Lektüreentscheidung. Rückschlüsse auf mein aktuelles Selbstverständnis?!

Auf jeden Fall beeinflusst durch die unsäglichen MTV European Music Awards, die gestern hier in Frankfurt verliehen wurden. Was hat sich das kleine Frankfurt aufgeplustert. Und heute schallt es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch laut nach: "So einen Bühnenaufbau wird die Festhalle vorerst nicht wieder erleben!" Und wen stört's?!

[kellers,  23:06 · referenzieren ·  ]



Wut wegen Morbus C*****e

ZENSUR *** ***** **** ********! *** *** ******** ******! *** **** ***** ***** **** ** *** ******* ******, ******* **** *** ********* *** ************* ********* ******* *** ***. **** *** *** *********** (**** ************** *****)? **** ************* ******: Ich wurde betrogen!

Stehe neuerlich vor einer grundsätzlichen Literaturentscheidung. Spannend! Starte ich jetzt wirklich erste Lektüreerfahrungen mit Fjodor Dostojewski? Aber vielleicht wird dieses Unterfangen heute auch noch aufgeschoben. Zum einen, wegen der Möglichkeit, das oneninetyeast zu besuchen: Klassik-Disco! (?)

Oder ich trolle mich heute doch wieder so früh nach Hause, dass sich die Chance eines Abends mit A*** ergibt. Komische Vorstellungwelt. Attraktiv und tabu (aktuell *********). Wirkte aber gestern kurz auch so verletzlich, dass meine Hilfesyndrom wieder ansprang. Abwarten?! Es fällt so schwer!

Keine Neuigkeiten, aber drastische Wetterverschlechterung: Affektiert mich dann doch ein wenig, vor allem wenn den eigenen Schuhsohlen die Wasserundurchlässigkeit nicht mehr attestiert werden kann.

[kellers,  22:58 · referenzieren ·  ]



Der Sonntag

Endlich ein richtig trüber, nasskalter Novembertag! Zeit mit der Zeit verbracht und nebenbei Wladimir Kaminers Marschmusik gelesen. Das Buch des in Berlin lebenden Russen ist einfach und schnell zu lesen, bietet auch die eine oder andere witzige Story aus der Verfallszeit der seligen (warum nicht "seelig"?) Sowjetunion, aber irgendwie hatte ich dann doch mehr Scherz, Satire, Ironie (Grabbe lesen!) erwartet.

Von einem Einblick in das Russische / Moskowiter Leben eines Heranwachsenden erhält man nur auf eine dürftige Art und Weise. Die Freizeit- und Erwerbstätigkeiten (Veranstaltung privater Punkrockkonzerte in Moskau und Kiew oder die Begleitung eines Viehtransports nach Usbekistan) präsentieren Absurditäten stärker als (Alltags)Realitäten. Aber bevor das Ganze hier zu einem Verriss wird: Nette, kurzweilige Lektüre!

Man sollte vielleicht mal in Berlin eine von Kaminer ausgerichtete Russendisco besuchen!

[kellers,  22:56 · referenzieren ·  ]


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