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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Sonntag, 28. April 2002


Sechsundzwanzig Prozent

meines Lebens habe ich an diesem Gymnasium verbracht. Und gestern hat sich mein Abiturjahrgang dort wieder getroffen zum Fünfzehnjährigen. Mit diffuser Erwartungshaltung also mit A3 über A5, A45 und A1 in's heimatliche Westfalen gefahren. Empfang in der Pausenhalle und dort vorher bereits mit Wehmut an das inzwischen fehlende Geländer der ehemaligen Raucherecke gedacht. Raucherecken scheinen immer noch, und nicht nur in der Schule, zu den interessanteren Orten zu gehören. Sind Raucher auch die interessanteren Menschen? Trendsetter?! Vielleicht liegt es aber doch stärker an den in nächster Nähe befindlichen Getränke- und Kaffeeautomaten. Erstens passen Koffein und Nikotin gut zusammen (kurzer Blick nach rechts auf Kaffeetasse und Aschenbecher), und zweitens ist dieser gepaarte Giftgenuss eine angenehme Begleitung des gepflegten Gesprächs zum Austausch des neuesten Tratsches. Und daher wirkt die Anziehungskraft von Raucherecken ja auch in Umgebungen mit dem Schulalter entwachsenen Menschen wie der Kaffee- und Expresso-Küche in meinem Büro.

Zurück zu "dem Schulalter entwachsen": Erstaunt hat mich, wie viele meiner Mitabiturienten immer noch oder wieder in der Gegend wohnen. In meinem Kopf steckt das Bild der mobilen Thirtysomethings, der ungebundenen Kosmopoliten. Generation Ally McBeal. Nur nicht ganz so amerikanisch-neurotisch, eher deutsch-effizient. In der münsterländischen Realität sieht das Ganze dann gerade so aus, dass es einen nach Texas verschlagen hat, zwei sind aktuell in Japan, und ein weiterer kehrt in Kürze nach zwei Jahren aus Atlanta zurück. Eine Mitabiturientin lebt derzeit in Barcelona. Sonstiges Ausland? Fehlanzeige! Unsere Ingenieure hat es zum Teil ín den Süden (Friedrichshafen und Stuttgart) verschlagen. Ein weiterer wohnt und werkelt in Hannover / Braunschweig. Ansonsten herrscht westfälische Bodenständigkeit vor. Frankfurt erhält da schon einen Anflug von Exotik.

Zum Sektempfang gab es eine salbungsvolle Ansprache des Schulleiters. "Wir müssen die Kinder starkmachen. Wir wollen sie nicht brechen." Bei seinen Vermutungen zu unseren jetzt sicherlich geänderten Lebensumständen ("... Familie gegründet, vielleicht schon erste Kinder ...") musste ich mir schmunzelnd verkneifen, "... oder bereits geschieden" einzuwerfen. Immer noch eine durch-und-durch katholische Schule.

Besichtigung der Schule. Teils immer noch der alte grüne Teppichboden; die roten Garderobenhaken im Flur. Neue Bio- und Chemieräume mit hochfahrbarem Sicherheitsglas am Lehrertisch, zum Schutz des Lehrers vor den Schülern bekalauert (bewusst auch in Anbetracht des Amoklaufs in Erfurt, dem deutschen Columbine, nur noch ohne Video). Am Abend dann noch erinnerungsweckende Gespräche bei Bier und Buffet. Und immer wieder die einleitende Frage nach dem Was & Wo: Was machst Du jetzt denn so? Wo steckst Du denn jetzt? Und davor musste ich immer wieder tief nach dem Vornamen graben. Früh um vier gegangen. Wenig Neues erfahren. Viel Wein getrunken. Passt!

[kellers,  17:56 · ]

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