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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sonntag, 3. März 2002
Was auf die Ohren gab es für mich beim gestern verwirklichten Besuch der Ausstellung Frequenzen [Hz] in der Schirn. Hier der Flyer zur Ausstellung und mit den Daten weiterer ausstellungsbegleitender Performances. Die Exponate betreiben die Immersion verschiedener optischer und akustischer Erfahrungswelten mit ausdrücklichen Nichterfahrungswelten wie Schwankungen des Stromnetzes der Ausstellungshalle, radioaktiver Umgebungsstrahlung und nieder- oder hochfrequenten Tönen an oder jenseits der Hörbarkeitsgrenze und transformieren dieses in Sound- and Lightscapes. Teils witzig, teils verwirrend, teils beängstigend, teils beklemmend. Vieles hinterließ bei mir gemischte Gefühle. Ansprechend? Nur einiges! Gefallen hat die Installation Graceful Degradation von Farmersmanual: Ein zentrale Bodenprojektion von digitalem Rauschen, laut Hinweistafel Resonanzen verschiedener Übertragungsprotokolle wie Ether- und Internet, umgeben von auf gleiche Weise erzeugtem Sound aus vier in den Ecken der Raumdecke montierten Lautsprechern. Interessant war dann die Einbindung des Betrachters über eine Kamera, die die Bodenprojektion "observierte" und diese Projektion verfremdet mit dem allgemeinen Rauschen überlagerte. Diese Einflussnahme verführte dann doch zu einem kleinem Steppen auf der Projektion, belohnt durch kleine Soundexplosionen und grünen Zielfenstern, die die jeweilige Fußposition verfolgen. Von Ryoji Ikeda konnte eine klaustrophobische Installation begangen werden: Ein 27,5 Meter langer, verdunkelter, schmaler Gang, durch Laserlicht in fünf Segmente unterteilt, die den Eindruck eines sich verengenden, immer niedriger werdenden Tunnels hinterließen. Sinuswellen beschallten diesen Gang, synchronisiert mit grellen Blitzlichtern. Nach wenigen Metern war ich der Distanz nicht mehr gewiss und das wiederkehrende Blitzlicht blendete die mühsam geschaffene Orientierung immer wieder aus. Am gewähnten Ende tastete ich mich mit aller Vorsicht, unentschieden, ob sich Gangende oder ein weiterer Laserlichtrahmen vor mir befand. Die Blitzlichteffekte erinnerten mich unwillkürlich an die Momente des Erinnerungsverlustes in Memento oder des Orientierungsverlustes Mulholland Drive. Wenn das Purgatorium durch einen Techniker errichtet wurde, würde ich es mir so vorstellen, nur schmerzhafter. [Wobei: am Eingang des Ganges, der nur einzeln betreten werden konnte, wurde auf Risiken für Schwangere, Klaustrophobie, Schwindelanfällige hingewiesen. Kunst auf eigene Gefahr! Andere Installationen versprachen Übelkeit, Unwohlsein, ...] Die Transformation von Stromnetzschwankungen via Oszilloskop in ein LCD- und Klangprojektion stammt von Carl Michael von Hauswolff mit dem Titel Parasitic Electronic Seance. Bunt & schräg. Laut und schräg wurde es dann auf der Performance von Mazk (Masami Akita, Zbigniew Karkowski), Florian Becker und coH. Der erste Beitrag demonstrierte live die Bastelmöglichkeiten per Software (für die Interessierten: AudioMulch), dem das Publikum via Projektion auch zusehen konnte. Das laute Finale bestand dann in einer mutwilligen Rückkopplung der verschiedenen Sound- und Effektfilter. Der mittlere Beitrag, auch laut, mir ist aber nur in Erinnerung geblieben, das der "Künstler" hinter seinem Apple-Notebook ausreichend Zeit für eine Dose Warsteiner hatte. Das Duo Karkowski / Akita war auch laut, aber für meine Ohren am musikalischten. Herr Akitas Kinn verbrachte die gesamte Performance gestützt auf seiner rechten Hand, die linke regte sich ab und an auf der Tastatur des Notebooks. Herr Karkowskis Einsatz auf seiner Tastatur war ähnlich engagiert, parallel adjustierte er aber noch diverse Male das Mischpult. Bei allem High Tech-Einsatz war sein Einsatz eines Feuerzeugs, um die Regler des Mischpults zu erkennen, besonders charmant. Künstlerischer Ausdruck oder einfach Mangel an Licht? Auf jeden Fall "rätselhafte" und Dezibel-reiche Performances. Dank gilt der Schirn für die zur Verfügung gestellten Ohrenschützer! [kellers, 12:20 · ] |
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