frapp.antville.org | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Freitag, 15. Februar 2002
Lesung unter verschärften Umständen Lesung unter verschärften UmständenHarry Rowohlt. Ein wohl(ab)gefüllter Kessel Buntes (um mit diesem Terminus aus den von ihm sogenannten Beitrittgebiet zu kokettieren)! Ein überbordender Schwall an Gesschichten und Geschichtchen. Eine Lesung war DAS nicht! Und das ist hier im Sinne eines Kompliments zu verstehen. Wie er Skurrilität an Skurrilität reiht und dabei — trotz erheblichen Genusses alkoholischer Getränke, der Region verbunden widmete er sich mehrerer Flaschen Äbbelwoi; trotz konstanten Rauchen von Gauloise ohne Filter — immer wieder zu dem eigentlichen Anlass, der Lesung aus seinen diversen Übersetzungen zurückfindet. Bemerkenswert! Beneidenswert!! Wobei ich ohne Gram eingestehe, nur bis zur ersten Pause um 22:12 Uhr (angeblich geplant für 22:07) durchgehalten zu haben. Mein Kopf war inzwischen übervoll und C***** kämpfte mit ihrer Hundehaarallergie. Aber diese ersten guten zwei Stunden waren gefüllt mit Proben aus Franc McCourts Die Asche meiner Mutter, nach einem Aufwärmen mit von ihm übersetzten und als "ekelhaft" titulierten Hundegedichten. Die gute Zusammenarbeit manifestiert sich für Harry Rowohlt in einem Telefonat mit Frank McCourt am späten Vormittag, an dem der Autor bereits besoffen ist. "Mit so einem Mann kann man arbeiten!" Und diese gepflegte Trinkbrüderschaft sorgte dann auch für das rekordverdächtige Erscheinungsdatum der deutschen Übersetzung: Zwei Monate vor dem amerikanischen Original. Auch nett: Wie sich Frank McCourt gegen die Besetzung der Rolle seines Vaters in der Verfilmung mit Pierce Brosnan a.k.a. 007 erwehrte: "Hätte mein Vater auch nur annähernd so gut ausgesehen, hätten wir niemals diese Not gelitten". Oder die nachgereichte, da im Abspann fehlende, Erwähnung der tragenden Rolle, die ein wiederholt auftauchende "kleine Pfütze" hat. Dazwischen immer wieder merkenswerte Anekdoten aus seinem Übersetzer- und Schauspielerleben (letzteres als Penner in der Lindenstraße). Diese Qualifikation brachte ihm die Jurymitgliedschaft bei einem Chor-Wettbewerb eines Lindenstraßen-Liedes auf der Bundesgartenschau in Magdeburg. Kommentar: "Man ist ja für nichts mehr zu schade!" Oder das Zitat von Chlodwig Poth nach durchzechter Nacht beim Hotelfrühstück: "Es ist kalt draußen. Das müssen wir ausnutzen. Lasst uns drin bleiben!" Nein, das war ja, original in bayrisch zitiert, von Gerhard Polt. Von Poth war aber im Zusammenhang mit dem "Elch" (einem Preis für die Verbreitung des Humors der Stadt Göttingen) die Rede: Der Preis umfasste (damals) 5.555 DM in Münzen, eine Brosche aus Sterlingsilber sowie 99 Dosen Elchsuppe. Von Robert Gernhardt oder Eilert der Hinweis, ausreichend Rotwein zugegossen, sei sie sogar genießbar. Woraufhin Poth ein alternatives "Cognac" einwarf. Wahrnehmung: Die ganze Zeit unter der Hochspannung stehend, nichts zu verpassen und möglichst viel zur eigenen Wiederverwendung sich zu merken, folgte schnell die Feststellung, dass die überbordende Fülle auch das eigene Aufnahmevermögen sprengt. Was bleibt? Die Empfehlung, wann immer sich Hr. Rowohlt in der Nähe befindet: Hingehen und Bauklötze staunen. Trotzdem noch ein weiteres Sammelsurium an Details: Dass die ihm zur Verfügung gestellte Flasche Paddy (wie Puddy auszusprechen) nach einführenden (einfüllenden) Erläuterungen zum Etikett dem Publikum zur Verfügung gestellt wurde, sei hier nur en passant erwähnt. Seine Schmähreden gegen seinen Vater bzw. dessen Verlag? Gepflegt wie immer! Besonders hübsch seines Vaters (Erich) Angewohnheit, Peter Suhrkamp mit den Worten "Sowas wie uns, das wird doch heute gar nicht mehr gebaut!" durch's schüttere Haar zu rühren (und diesen damit zutiefst peinlich zu berühren). Seine ehrliche Trauer um den Verlust seines Heimatverlags Haffmans? Auch hier und da meinerseits wohlwollend erwähnt. Hat aber nicht vor dem Konkurs bewahrt. Seine Einführung in die Aussprache von Dortmund: In der Mitte das "T" weglassen, dafür mit den Augen zwinkern! Aus Unna konnte man über den Umgang einer Fischhändlerin mit einem fürwitzigem Hummer genaueres in Erfahrung bringen. Gleichfalls die Sentenz, zu den männlichen sekundären Geschlechtsmerkmalen gehöre das Unvermögen, eine Brosche vom Jackett zu lösen. Selbige aus (Abteilung Mein Ruhm und Meine Ehre) der Preisträgerschaft des Göttinger Elches. Forschungsprojekt für den morgigen (=heutigen) Tag ist aber noch, herauszufinden, was ihn zur Schmähung Hans Wollschlägers, den ich als Übersetzer des Ulysses kenne, bewegt. Die Ausführungen zu Hr. Wollschläger und Reich's Orgontheorie und -boxen gipfelten dann aber schließlich in der netten Wendung: "Wenn andere Übersetzer nachschlagen, legt sich Hans Wollschläger in die Orgon-Box." Wenn ich mich recht entsinne, gab's auch mal bei Zweitausendeins detailliertere Informationen zu Reich, Orgon, etc. an. Ja, und immernoch! Witzigerweise (Koinzidenz, Koinzidenz) titelt das aktuelle Merkheft mit James Joyce und Harry Rowohlts Übersetzung des Pup-Phänomens von Jim Dodge. Ob ich am Wochenende mal im Laden vorbeischaue? Nachtrag: Alles hier Geschriebene wird in keinster Weise dem Abend im Jugendcafe Oberursel gerecht. Ich möchte von einem "grandiosen" Abend sprechen, gerade weil ich nach den ersten zwei Stunden das Gefühl zunehmender Zerfranstheit hatte. Aber wer an kunstvoll gedrechselten und lustvoll dargebrachten Gemeinheiten seine Freude hat, ist auf seine Kosten gekommen. Und Licher im Ausschank ist auch akzeptabel. [kellers, 00:49 · ] |
Dabei seit 8333 Tagen.
Letzte Meldung: 26.06.12, 16:22
Status
· Anmelden
Menü
Suche
Kalender
Historie
Sonstiges
|