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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking).

Dienstag, 22. Januar 2002


Über den Müßiggang

[Oder: aus gegebenem Anlass zitiert aus Michel de Montaigne, Essais, Buch I, Essay 8]:

Wie wir auf brachliegenden Äckern, wenn sie fett und fruchtbar sind, tausenderlei Unkraut wuchern sehen und wir sie deshalb, um sie urbar zu erhalten, für bestimmte Samen aufnahembereit und so uns dienstbar machen müssen; und wie wir die Frauen zwar ganz allein Haufen und Klumpen unförmigen Fleisches aus sich hervorbringen sehen, sie jedoch, soll eine gute und der Natur gemäße Fortpflanzung erfolgen, ebenfalls der Bestellung mit einem bestimmten Samen bedürfen — so verhält es sich auch mit dem Geist. Beschäftigt man sich nicht mit einer bestimmten Aufgabe, die ihn zügelt und an die Kandare nimmt, jagt er im weiten Feld der Phantasie bald diesem nach, bald jenem:

wie aus des erznen Beckens Wasser zitternd sich das Licht, der goldnen Sonne Spiegelung, des Silbermonds, erhebt, den weiten Raum durchflirrt und bis zur hohen Decke schwebt, an deren Täfelung es, nur schwaches Flimmern noch, sich bricht.

Kein Hirngespinst gibt es, kein Wahngebilde, das er in diesem Zustand der Erregung nicht hervorbrächte,

gleich den Fieberträumen eines Kranken nichtige Gesichte und Gedanken.

Die Seele, die kein festes Ziel hat, verliert sich, denn es heißt:

Bist heimisch du an jenem Ort, so wohnst du weder hier noch dort.

Als ich mich neulich nach Hause zurückzog, entschlossen, mich zukünftig soweit wie möglich mit nichts anderem abzugeben, als das Wenige, was mir noch an Leben bleibt, in Ruhe und für mich zu verbringen, schien mir, ich könnte meinem Geist keinen größeren Gefallen tun, als ihn in voller Muße bei sich Einkehr halten und gleichmütig mit sich selbst beschäftigen zu lassen — hoffte ich doch, daß ihm das nunmehr, da er mit der Zeit gesetzter und reifer geworden ist, leichter fallen werde. Nun aber sehe ich, daß umgekehrt

der Geist, vom Müßiggang verwirrt, zum ruhelosen Irrlicht wird;

wie ein durchgegangenes Pferd macht er sich selber heute hundertmal mehr schaffen als zuvor, da er für andre tätig war; und er gebiert mir soviel Schimären und phantastische Ungeheuer, immer neue, ohne Sinn und Verstand, daß ich, um ihre Abwegigkeit und Rätselhaftigkeit mir mit Gelassenheit betrachten zu können, über sie Buch zu führen begonnen habe. So hoffe ich, ihn mit der Zeit dahin zu bringen, daß er selbst sich ihrer schämt.

[kellers,  23:01 · ]

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