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frappieren swV. 'in Erstaunen versetzen, befremden', sondersprachl. Im 18. Jh. entlehnt aus frz. frapper (wörtlich: 'schlagen'), aus frk. *hrapon 'raufen, raffen', zu ahd. *raffon (dass.). Die Bedeutungsentwicklung hin zu 'entfremden' wohl auf Basis des Überraschungseffektes eines plötzlichen Schlages (vgl. ne. striking). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Donnerstag, 3. Januar 2002
Nach langer, langer Zeit ... ... mal wieder einen Artikel von Diedrich Diederichsen mit dem wunderbaren Titel Adornos Taschentuch gelesen. Das letzte Mal war wahrscheinlich während oder kurz vor meinem Studium, als es noch hip war, die Spex zu lesen. Diedrich Diederichsen breitet sich darin gewohnt eloquent-exzentrisch über die Möglichkeiten des Nonkonformismus in heutiger Zeit aus. Sehr interessant, gerade in Bezug auf seine "Ally McBeal"-Analyse. Lesen! Genau in diesem Abschnitt ist mir mit Verwunderung ein zentraler Unterschied zwischen Blues & Jazz aufgefallen. Neben den musikalischen und historischen Unterschieden scheint mir die individuelle Präferenz für Jazz oder Blues, und hierbei handelt es sich meiner Ansicht nach um ein ausschließendes "oder", stark mit der Persönlichkeit, der persönlichen Empfindung verbunden. Blues transportiert bei allem untergründigem Weltschmerz ein Heilsversprechen wie das Schmerz-wegpusten bei Kleinkindern. Blues ist weich, stiftet Trost, drückt Verständnis aus, will in seiner Extremform — dem Gospel — Bekehren, Versöhnen, Missionieren. Jazz steht dem diametral gegenüber: Ein 13/8-Takt dürfte die wenigsten bei Trauerarbeit unterstützen, vielmehr verwirren, verstören, erregen, aufregen. Jazz ist kultivierte Disharmonie. Blues ein uneingelöstes, dennoch immer wiederholtes Harmonieversprechen. Zurückblickend auf mein Leben als anekdotisches Leben verwundert mich meine Jazzpräferenz nur wenig. Und wenn ich hier von Jazz spreche, so meine ich nicht, bei alles Achtung, den klassischen Jazz eines Keith Jarrett (klassisch im Sinne von J.S. Bach), auch nicht den Standardjazz eines Dave Brubeck'schen Take Five, sondern beginne meine Heroenliste z.B. mit einem Ornette Coleman und mäandere dann laienhaft und jeder Chronologie enthoben über Sonny Rollins und Cecil Taylor hin zu John Zorn. Die Jazzinitiation an dieser Stelle mit Ornette Coleman beginnen zu lassen, hat den besonderen Charme, dass er sein Kompositionsverfahren mit Harmolodics tituliert hat. Das passt ja wieder wie die Faust auf's Auge? Noch nicht ganz, solange ungeklärt ist, was harmolodisches Empfinden (die Faust) bei mir (das Auge) bedeutet. Assoziierungen mit "Desintegration" und "Anekdote", wie sie mir ja seit einiger Zeit durch den Kopf gehen, beweisen eine potenzielle Trefflichkeit dieses Vergleichs. Die eigene Selbst-Definition erfolgt (nur bei mir?) mehr und mehr durch den Vergleich. Ein Problem dieses Vorgehens ist das Fehlen des Maßstabs. Die lust- und qualvolle Erfahrung der Geworfenheit in eine Welt von Vergleichsoptionen, die wiederum stets sich wandeln. Vielleicht hat ein Anekdotisches Leben aber gerade dadurch einen Charme, den es aktiv zu nutzen gilt? Pseudo-Philosophie? [kellers, 18:24 · ] |
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